Paul Simons Buch ist ein herrliches Sammelsurium der Wetterkuriositäten, das vielen übersinnlichen Phänomenen den Wind aus den Segeln nimmt. Was Wolken, Blitze und Luftelektrizität an Trugbildern erzeugen, kann von Unkundigen für alles gehalten werden, vom UFO bis zu Nessie. Wasserhosen etwa, deren bildlicher Name schon ihre Gestalt verrät, erzeugen die langen Hälse der legendären Seeungeheuer und Seeschlangen. Der "Fliegende Holländer" war eine Luftspiegelung und die hollywoodreifen Lichtsäulen, in denen UFO's auf die Erde schweben, beruhen auf Eiskristallen, die in den Wolken wie kleine Scheinwerfer wirken. Auf fast jeder Seite lernt man etwas, und weil es so verblüfft, behält man es auch gleich. Simons Buch ist eines jener vom Aussterben bedrohten naturkundlichen Werke, die Lust auf eigene Beobachtungen machen. Leider verwendet der Verlag stark hygroskopisches Papier, man sollte das Buch in Plastik hüllen, bevor man ins Freie geht. Und dann ist es durchaus ratsam, nicht jede Wetterlage als Ansporn für den eigenen Forscherdrang zu nehmen. Denn Paul Simons verschweigt durchaus nicht die destruktive Kraft von Gewittern, Stürmen und Flutwellen. Diesen tobenden Gewalten ist der schwache menschliche Leib nicht mal sekundenlang gewachsen, und jede Hochnäsigkeit gegenüber den Elementen rächt sich auf dem Fuß. Das Oderhochwasser wird kein Einzelfall bleiben.
In diesem Sinne ist "Froschregen, Kugelblitze und Jahrhunderthagel" ein gelungenes memento mori ohne erhobenen Zeigefinger. Daß es sich auf britische Verhältnisse bezieht, stört dabei weniger als die manchmal überdeutlichen Stilanleihen ans "Guiness' Buch der Rekorde"; man muß nicht wissen, daß die größte Schneeflocke aller Zeiten 38x20 Zentimeter maß und eine durchschnittliche Wolke zehn Minuten alt wird. Wirklich ärgerlich hingegen die Sparsamkeit des Verlages bei den Abbildungen. Schlechte Schwarzweißfotos verhüllen oft mehr vom erwähnten Phänomen, als sie zeigen sollen; Farbtafeln wären unbedingt angebracht gewesen. Eines der bizarrsten Wettereignisse trug sich erst nach Abschluß des Buches zu. Im November 1996 brannten in Holland hunderte von Kaffeemaschinen durch. Ein extrem niedriger Luftdruck hatte den Siedepunkt des Wasser gesenkt und die Überhitzungs-Sicherungen gaben ihren Geist auf. Also: Erst aufs Barometer schauen, dann die Kaffeemaschine einschalten.