Schon in der Antike bestand das Geheimnis des fruchtbaren Mesopotamiens in der ausgeklügelten Bewässerungstechnik, mit der man die Fluten von Euphrat und Tigris auf die Felder lenkte. Nur am Zusammenfluss der beiden Ströme im Süden des Iraks bei Basra gab es immer genug Wasser, um dauerhaft ein Marschlandschaft zu erhalten, die einst die Ausdehnung der Schweiz hatte. Es war das einzige Ökosystem dieser Art im ganzen Mittleren Osten - und entsprechend wertvoll. In einem bunten Mosaik aus Feuchtwiesen, Schilfrohr-Sümpfen und flachen Brackwasser-Seen lebten Ottern, Fledermäuse und mehrere nur dort vorkommende Fischarten. Bis zu drei Millionen Vögel nutzten das Gebiet zur Brut. Überdies filterte das Marschland große Mengen von Dünger und Pestiziden aus dem Flusswasser.
Doch dieses Marschland ist inzwischen auf ein Zehntel seiner einstigen Größe reduziert worden. Hassan Partow, Umweltwissenschaftler beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf: "Im letzten Jahr habe ich den iranischen Teil des Marschlandes im Auftrag der UN besucht. Es war ziemlich alarmierend, die Gegend muss man wohl als ökologisches Katastrophengebiet bezeichnen." Edward Moltby, Direktor des Royal-Holloway-Instituts für Umweltforschung an der Universität London, beobachtet den Schwund des Feuchtgebiets bereits seit Jahren: "In den letzten drei Jahrzehnten ist es dramatisch zusammengeschmolzen. Anfang der 90er Jahre war bereits knapp ein Drittel des Feuchtgebietes trockengefallen. Im Jahr 2000 - das zeigen Satelliten-Bilder - waren es dann schon um die 90 Prozent." Er befürchtet, dass in fünf bis zehn Jahren die gesamte Marsch verschwunden sein wird.
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Zum einen führen Euphrat und Tigris nicht mehr genug Wasser, wenn sie in ihrem Mündungsgebiet angekommen sind. Türkei, Syrien und Irak haben in den vergangenen Jahren immer mehr Staudämme gebaut, die das Wasser bereits am Oberlauf verteilen. Über 50 Dämme sind inzwischen entstanden und Pläne für weitere liegen in den Schubladen. Hinzu kommt noch ein weiterer Grund. Nach dem Golfkrieg 1991 ließ Saddam Hussein das Wasser des Tigris durch einen 40 Kilometer langen Kanal am Marschland vorbeileiten. Edward Maltby: "Der Graben sei nützlich für die Bewässerung von Agrarflächen im Gebiet, hieß es offiziell aus Bagdad. In Wahrheit, sagen Beobachter, betrieb Saddam Hussein damit eine brutale Vertreibungspolitik: Er nahm der angestammten, ihm unbequemen schiitischen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Mit dem Mesopotamischen Marschland geht auch ihre Kultur zugrunde." Inzwischen sollen von den Marscharabern nur noch einige Hundert in ihrem angestammten Wohngebiet leben, früher war es eine halbe Million. Die Umweltwissenschaftler verlangen jetzt eine konzertierte Aktion zur Renaturierung des Marschlandes, die unmittelbar nach Kriegsende anlaufen müsse. Dazu müssten alle Anrainerstaaten wieder Wasser in die ehemalige Marsch gelangen lassen. Ein erstes Zeichen hat der Iran gesetzt. Im letzten Jahr öffnete er kurz seine Dämme an Zuflüssen des Tigris.
[Quelle: Volker Mrasek]
Doch dieses Marschland ist inzwischen auf ein Zehntel seiner einstigen Größe reduziert worden. Hassan Partow, Umweltwissenschaftler beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen in Genf: "Im letzten Jahr habe ich den iranischen Teil des Marschlandes im Auftrag der UN besucht. Es war ziemlich alarmierend, die Gegend muss man wohl als ökologisches Katastrophengebiet bezeichnen." Edward Moltby, Direktor des Royal-Holloway-Instituts für Umweltforschung an der Universität London, beobachtet den Schwund des Feuchtgebiets bereits seit Jahren: "In den letzten drei Jahrzehnten ist es dramatisch zusammengeschmolzen. Anfang der 90er Jahre war bereits knapp ein Drittel des Feuchtgebietes trockengefallen. Im Jahr 2000 - das zeigen Satelliten-Bilder - waren es dann schon um die 90 Prozent." Er befürchtet, dass in fünf bis zehn Jahren die gesamte Marsch verschwunden sein wird.
Die Gründe für den Rückgang sind vielfältig. Zum einen führen Euphrat und Tigris nicht mehr genug Wasser, wenn sie in ihrem Mündungsgebiet angekommen sind. Türkei, Syrien und Irak haben in den vergangenen Jahren immer mehr Staudämme gebaut, die das Wasser bereits am Oberlauf verteilen. Über 50 Dämme sind inzwischen entstanden und Pläne für weitere liegen in den Schubladen. Hinzu kommt noch ein weiterer Grund. Nach dem Golfkrieg 1991 ließ Saddam Hussein das Wasser des Tigris durch einen 40 Kilometer langen Kanal am Marschland vorbeileiten. Edward Maltby: "Der Graben sei nützlich für die Bewässerung von Agrarflächen im Gebiet, hieß es offiziell aus Bagdad. In Wahrheit, sagen Beobachter, betrieb Saddam Hussein damit eine brutale Vertreibungspolitik: Er nahm der angestammten, ihm unbequemen schiitischen Bevölkerung die Lebensgrundlage. Mit dem Mesopotamischen Marschland geht auch ihre Kultur zugrunde." Inzwischen sollen von den Marscharabern nur noch einige Hundert in ihrem angestammten Wohngebiet leben, früher war es eine halbe Million. Die Umweltwissenschaftler verlangen jetzt eine konzertierte Aktion zur Renaturierung des Marschlandes, die unmittelbar nach Kriegsende anlaufen müsse. Dazu müssten alle Anrainerstaaten wieder Wasser in die ehemalige Marsch gelangen lassen. Ein erstes Zeichen hat der Iran gesetzt. Im letzten Jahr öffnete er kurz seine Dämme an Zuflüssen des Tigris.
[Quelle: Volker Mrasek]