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Fruchtwelt Bodensee

Solche Apfel-Tests gehören zum Programm der neuen Messe "Fruchtwelt Bodensee" mit dazu. Neue Apfel-Sorten braucht das Land – davon ist Manfred Büchele vom Kompetenzzentrum Obstbau Bodensee in Bavendorf felsenfest überzeugt:

von Thomas Wagner |
    Also das Interesse der jungen Verbraucher geht eindeutig in die Richtung: Knackig, saftig und süß muss der Apfel sein. Unter anderem sind da die neuen Sorten in der Region in erster Linie zu sehen.

    Und neue Sorten werden zuhauf im Bodenseeraum angebaut und von dort nach ganz Europa exportiert: "Royal Gala" und "Braeburn", einst in Neuseeland entwickelt, hängen nun zunehmend auch an Apfelbäumchen im Bodenseeraum; "Pinova", "Fuji" und "Topas" sind weitere Arten, mit denen die Obstbauern derzeit experimentieren. Im Bodenseeraum machen zwar die drei Apfel-Klassiker "Golden Delicious", "Elstar" und "Jonagold" immer noch knapp über 50 Prozent der Jahresproduktion aus. Doch ohne neue Sorten, da sind sich die Fachleute einig, wird es auf dem europäischen Markt kein Bestehen geben. Allerdings: Zu viele Sorten im Angebot – das darf auch nicht sein. Dass im Handel derzeit über 50 Apfelsorten angeboten werden, hält Franz Huchler, Präsident des baden-württembergischen Landesverbandes Erwerbsobstbau, für kontraproduktiv:

    Also es ist ja so, dass die Regale in den einzelnen Läden, in den Handelsketten beschränkt sind. Selbstverständlich sind wir ja schon auf unsere Vielfalt, so um die 15 Sorten, stolz; das ist erstrebenswert. Aber ob wir jetzt nun jede Sorte anpflanzen, die derzeit irgendwo auf der Welt kreiert wird, oder auch jede Lizenzsorte, das ist sicherlich nicht richtig. Wir müssen jetzt schon entscheiden, welche Sorten ausschlaggebend sind und welche der Verbraucher auch wirklich wünscht.

    Denn wenn die Verbraucher verunsichert sind, ist das die größte Absatzbremse, die sich die Obstbauern überhaupt nur vorstellen können. Schmerzlich bekamen die Bodensee-Oberbauern dies vor zwei Jahren zu spüren: Damals wurde bekannt, dass einige von ihnen die Früchte mit Schädlingsbekämpfungsmitteln spritzten, die in Deutschland gar nicht zugelassen waren. Folge: Ein großer Image- und Absatzverlust. Mittlerweile, versichert Franz Huchler, habe man aus diesen Vorkommnissen gelernt. Die Verbände dachten sich ein umfangreiches Kontollsystem aus. Dabei werden die abgelieferten Produkte auf Spritzmittel-Reste hin getestet. Nur ein einziges Mal schlugen die Kontrolleure Alarm:

    Das war eine Lieferung von elf Kisten Birnen, wo eine Belastung war, die über dem Zulässigen war. Alles andere war im freien Bereich. Wir arbeiten intensiv zusammen mit dem Verbraucherschutz. Und ich denke, das ist sicher gut so. Weil, der Verbraucher ist sensibel. Das ist gut so, das soll er sogar sein. Niemand hat so scharfe Pflanzenschutzbestimmungen wie wir in Deutschland und wie in der Schweiz.Und die halten wir ein.

    Will heißen: Die Obstbauern am Bodensee setzen auf Qualität – sowohl in der Produktion als auch in der Vermarktung. Das kommt nicht von ungefähr, erwächst doch mit der anstehenden EU-Erweiterung weitere Konkurrenz. Polen beispielsweise gilt mit einer Jahresproduktion von rund einer Million Tonnen Äpfel als ernst zu nehmender Wettbewerber. Grund zur Panikmache besteht für Manfred Büchele vom Obstbau-Kompetenzzentrum Bavendorf aber dennoch nicht:

    Im Grundsatz ist es mir um die Äpfel am Bodensee nicht Angst. Man muss sehen: Die Äpfel, die aus Polen kommen, sind vom Aussehen und von der Qualität her mit unseren Äpfeln nicht vergleichbar.Es sind die Anlagen verhalten. Es sind die Produktionskosten vielleicht zunächst einmal aufgrund der Arbeitskosten billiger. Aber wenn man das insgesamt sieht, sind sie nicht deutlich günstiger. Sie haben schlechte Lagerbedingungen. Wir haben am Bodensee die CA-Lagerung, um ein Angebot das ganze Jahr zu bieten. Polen hat eben das nicht. Und es reicht eben heute nicht, wenn man zwei, drei Monate am Markt präsent ist. Sondern der Einzelhandel verlangt eine Belieferung das ganze Jahr über. Und da sind wir aber am Bodensee vorne.

    Und so fürchten die Obstbauverbände denn nicht so sehr die Konkurrenz beim Tafelobst, sondern beispielsweise beim Mostobst, wo Qualitätskriterien keine so große Rolle spielen. Auf der anderen Seite bedeutet die Öffnung nach Osten auch neue Absatzmärkte. Franz Huchler vom Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg:

    Wir verkaufen mittlerweile mehr Äpfel nach Russland wie beispielsweise nach England. Und wir sehen also: Der Markt nimmt immer mehr zu.