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Frühe Warnung rettet Menschenleben

Im Indischen Ozean geht in diesen Tagen ein in Deutschland entwickeltes Frühwarnsystem für Tsunamis an den Start: Spezielle Bojen und Erdbeben-Messstationen sollen verheerende Flutwellen rechtzeitig entdecken und Fehlalarme verhindern helfen. Denn wie viele Menschen bei einer Naturkatastrophe ums Leben kommen, das entscheidet sich zum großen Teil vorher. Die Vorsorge bei Naturkatastrophen ist auch Thema der Tagung "Risikobewusstsein ist der Schlüssel" der Münchener Rückversicherung.

Von Wolfgang Nitschke |
    Am 26. Dezember jährt sich das Seebeben im indischen Ozean, welches die schwerste Flutkatastrophe seit Menschengedenken in Asien auslöste. Doch der Tsunami zählt statistisch schon gar nicht mehr mit, wenn es um die volkswirtschaftlichen Schäden durch Umweltkatastrophen im Jahr 2005 geht - er war ja im Jahr 2004. Trotzdem werden die Schäden mit 200 Milliarden US-Dollar berechnet, was neuer Rekord ist. Thomas Loster, Geschäftsführer der Münchener Rück-Stiftung.

    " Die großen volkswirtschaftlichen Ereignisse waren die Hurrikane in der Karibik. Zum ersten Mal in der Geschichte waren mehr Hurrikane da, als Namen verfügbar waren. Bei dem humanitären Katastrophen ist das Erdbeben in Pakistan zu nennen und - interessant - in Deutschland haben alle schon vergessen, dass im Januar des Jahres ein schwerer Wintersturm gewütet hat, der immerhin 6 Milliarden € Schäden angerichtet hatte. Wir vergessen viel zu schnell und Risikobewusstsein ist der Schlüssel, dass wir uns besser für die Zukunft einrichten können."

    Dies Risikobewusstsein zu schärfen soll zukünftig auch eine Aufgabe der Katastrophenhelfer sein. Die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit geht da heute schon mit gutem Beispiel voran. Auf der einen Seite hilft sie beim Wiederaufbau in Indonesien, stellt Häuser und Infrastruktur wieder her, erzählt Holger Neuweger

    " Auf der anderen Seite geht es darum, das Bewusstsein von Risiko minderndem Bauen zu vermitteln und das machen nicht wir, sondern wir versuchen halt Fachkräfte aus den Ländern so zu schulen, dass die das selber machen. Wir sind im Bildungsbereich, in der Schulbildung schon von Grundschulbildung an die Lehrer zu trainieren, dass das halt ein Thema in der Schule wird und das setzt natürlich voraus, dass eine Verwaltung auch bestimmte Lehrpläne verändert."

    In Indonesien hat die GTZ bislang erfolgreich mit der Verwaltung und den Einwohnern das Risikobewusstsein geschärft. Zwar wollen die Menschen nach wie vor in den gefährdeten Gebieten siedeln, weil schon ihre Vorfahren dort lebten, aber sie passen ihr Leben inzwischen immer mehr den Gefahren an. Dass Risikobewusstsein Menschenleben retten kann hat sich auch bei den Wirbelstürmen in Mittelamerika gezeigt. Die Menschen in Mexiko haben halt aus dem Beispiel New Orleans gelernt, meint Prof. Ursula Oswald von der Universität Mexiko Stadt.

    " Zum Beispiel Wilma. Wir wussten, dass es ein schwerer Hurrikane ist, wir wussten auch das da eine kalte Front war, dass er sehr langsam vorankommen wird, d. h. dass er viel zerstörerischer sein wird als alle anderen Hurrikane und das bedeutete, dass wir gelernt haben. Wir sind alle in die Evakuierung gegangen weil es einfach schwierig ist so einem Natur Phänomen zu trotzen."

    Gleichwohl: Viele Mexikaner haben so ihr Leben gerettet - ihr Hab und Gut ist dennoch verloren. Und je wärmer das Klima wird, umso heftiger werden die Wirbelstürme wüten - in der Karibik, in den USA oder Mittelamerika. Trotzdem wollen in allen Ländern der Region immer mehr Menschen an den Küsten leben. Der Mensch bestellt also wohl - durch sein Verhalten gegenüber der Umwelt und seine Siedlungstätigkeit bei der Natur heute schon die Katastrophen von morgen.