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Fruit Logistica in Berlin eröffnet

Die "Fruit Logistica" ist die größte Messe im internationalen Fruchthandel. Dort zeigen Anbieter aus aller Welt ihre Produkte und Dienstleistungen aus dem sogenannten Grünen Sortiment. Gleichzeitig stellte die Umweltorganisation Greenpeace zwei Studien vor, mit denen sie auf versteckte Gefahren durch Pestizide in Obst und Gemüse hinweisen möchte. Dabei ging es einmal um besonders gefährliche, immer noch verwendete Spritzmittel und um die Grenzen der Lebensmittelkontrolle, der auch bestimmte Stoffe gar nicht bekannt seien.

Von Dieter Nürnberger |
    Dieter Nürnberger in Berlin: "Gefährlich und unsichtbar" überschreibt die Umweltorganisation ihr Anliegen. Will uns Greenpeace jetzt das Obstessen abgewöhnen?

    Nein, natürlich nicht. Greenpeace würde auf diese Frage wohl erwidern, dass man sichere Lebensmittel für alle möchte. Die Umweltorganisation hat also wieder eigene Untersuchungen durchführen lassen, um aufzuzeigen, dass Obst und Gemüse in Deutschland auch weiterhin mit gesundheitsgefährdenden Pestiziden belastet seien. Man legte dazu heute gleich zwei Studien vor. Und die erste ist recht allgemeiner Art - hier wurde nicht untersucht, ob beispielsweise Brokkoli oder die Paprika in der Vergangenheit belastet waren, sondern man hat sich der Überwachung gewidmet. Inwieweit sind also Labors überhaupt in der Lage Schadstoffe aus Pflanzenschutzmitteln zu erkennen? Da gibt es natürlich sehr gute Untersuchungslabors in Deutschland, aber auch nur viele, die standardmäßig Rückstände aufspüren können. Insgesamt seien derzeit weltweit rund 1.350 Pestizidwirkstoffe im Einsatz, sagt Manfred Krautter, der Experte für Chemie und Lebensmittel bei Greenpeace.

    "Das Ergebnis ist, dass ein sehr gutes Labor von diesen 1.350 Stoffen etwa 600 Pestizide finden kann. Und ein zweites als gut angesehenes Labor findet rund 400 von diesen Stoffen. Sprich: Wir sehen im besten Fall nicht einmal die Hälfte der möglichen Belastungen. Und dann muss man sagen: Halbblind ist da noch geschmeichelt, wenn man sich Lebensmittelüberwachung in Deutschland ansieht und wenn man sich auch die Überwachung der Industrielabors und der Handelskettenlabors ansieht."

    Dass inzwischen große Handelsketten eigene Untersuchungen durchführen, wird von Greenpeace begrüßt. Von der Politik fordert man nun aber einen Einsatz- und auch Zulassungsstopp für solche Schadstoffe, die eben in der Überwachung regelmäßig nicht erkannt werden können. Die zweite Studie, die heute vorgestellt wurde, beinhaltet eine sogenannte schwarze Liste. Und hierin enthalten sind auch Spritzmittel, die in der Europäischen Union erlaubt sind. Manfred Krautter.

    "327 stark giftige Pestizide haben unseren Check nicht bestanden und sind deshalb auf der schwarzen Liste gelandet als "besonders gefährlich". Dann gab es eine große Anzahl an Pestiziden, 564 nämlich, die waren nicht bewertbar. Hier gibt es zu wenige Daten - da herrscht einfach keine Transparenz. Die Industrie stellt ihre Versuchsergebnisse nicht zur Verfügung. Und somit war hier keine Bewertung möglich. Nicht bewertbare Stoffe sollten somit auch nicht als Ersatzstoffe für Pestizide auf der schwarzen Liste gelten. Und schließlich gibt es als dritte Gruppe eine Liste von ungefähr 21 Prozent der untersuchten Pestizide. Hier sagen auch wir, dass diese nach dem jetzigen Informationsstand nicht so gefährlich sind, da müssen keine Verschärfungen her. "

    Unter diesen sehr giftigen Stoffen sei beispielsweise auch ein Inhaltsstoff namens Imazalil, vertrieben unter anderem von den Firmen "Bayer" und "Syngenta". Vorwurf von Greenpeace: Dieses für Zitrusfrüchte verwendete Spritzmittel könne Krebs auslösen und die Fortpflanzung schädigen. Zwei solch alarmierende Studien gleich zu Beginn der heute eröffneten Fruit Logistica in Berlin, das wird wohl etwas für Unruhe sorgen. Der zuständige Bundesminister Horst Seehofer machte ja am Vormittag hier seinen Rundgang. Fairerweise muss man sagen, dass er natürlich allein aus zeitlichen Gründen diese Studien noch nicht kennen konnte. Horst Seehofer spricht aber ganz generell von sicheren Lebensmitteln in Deutschland. Er vertraut auf die Schadstoffgrenzen, die national und auch europäisch gelten. Horst Seehofer:

    "Diese Grenzwerte sind ja Vorsorgewerte. Das heißt, wenn sie erreicht oder auch überschritten werden, ist damit noch keine Gesundheitsgefährdung für die Menschen verbunden. Trotzdem nehmen wir als Regierung die Debatte ernst. Wir versuchen alles, um das Erreichen der Grenzwerte zurückzudrängen. Wobei es ja hauptsächlich um Produkte geht, die hier nach Deutschland eingeführt werden. "

    Diese Frucht- und Gemüsemesse Fruit Logistica hat also heute eröffnet. Vor fünf Jahren ist sie aus der Grünen Woche hervorgegangen und inzwischen von den Ausstellern her sogar die größere Messe. Auch in diesem Jahr wieder mit einem neuen Rekord: Vertreter aus 68 Ländern präsentieren nicht nur Produkte, es geht auch um die Lagerung und auch Frischhaltung der Produkte. Und wie jedes Jahr die Frage nach Neuheiten auf dem Markt. Christian Göke vom Veranstalter, der Messe Berlin, hat da schon eine Antwort:

    "Was mich am bislang am meisten beeindruckt hat, ist die Berry Tomato. Eine besonders süße Tomate mit einem sehr festen Fruchtfleisch. Das hat das Zeug dazu, ein wirklicher Kassenschlager zu werden. Demnächst dann auch in Deutschland. "

    Der Bundesbürger isst rund 207 Kilo Obst und Gemüse jedes Jahr im Durchschnitt. Und welche Rolle diese Berry Tomato dabei einmal spielen wird, wer weiß das schon.