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FSC-zertifiziertes Holz aus Paraguay

Eine Orientierungshilfe beim Kauf von Möbeln bietet dem umweltbewussten Konsumenten bisher unter anderem das FSC-Siegel, das für einen nachhaltigen Holzanbau steht. Doch schon seit langem fordern Umweltorganisationen eine gesetzliche Regelung. Umweltminister Jürgen Trittin hat diesem Wunsch nun nachgegeben, ein Entwurf für das so genannte Urwaldschutzgesetz, das bei Zuwiderhandlungen Bußgelder von bis zu 50 000 Euro vorsieht, liegt vor. Heute findet die erste Anhörung dazu in Berlin statt. Doch es geht auch ohne staatliche Regulierung. Das zeigt das Beispiel eines Freiburger Jungunternehmers, der nachhaltig produziertes Holz aus Paraguay importiert und hier zu Parkett verarbeitet – mit Erfolg.

Von Birgit Schütte |
    In der freien Holzwerkstatt in Freiburg wird rötlich-braunes Tropenholz zersägt. Der Verkaufsraum ist ausgelegt mit Parkett aus Tropenholz, und wir sitzen auf Stühlen mit einer Sitzfläche aus den Wäldern von Paraguay. Umweltverträglich und ökologisch sollen die Produkte sein. Aber bei Tropenholz, da denkt die ökologisch denkende Kundschaft von Thomas Bethmann eher an Raubbau, Zerstörungen der Wälder und Aufrufe zum Boykott:

    "Es ist so, dass viele Leute sehr interessiert aber auch sehr skeptisch nachfragen. Bei uns war´s genauso, bevor wir den Boden hier verlegt haben, haben wir genau nachgefragt: Und haben uns dann überzeugen lassen, dass das ökologische und soziale Kriterien sind, nach denen produziert wird, dass auch wir vertreten können. "
    Die Freiburger Firma "Unique Wood" produziert als erstes Unternehmen in Paraguay Holz aus nachhaltigem Anbau, sagt der Forstwissenschaftler Markus Grulke:
    "Wir machen keine Kahlschläge. Wir verbessern die Qualität der Wälder durch Pflegemaßnahmen und wir garantieren, dass wir nicht mehr Holz ernten als nachwächst. Das ist beispielhaft für Paraguay. Das ist Unique. Am Anfang wurden wir auch von unseren Nachbarbetrieben belächelt. Nach dem Motto, so was kann doch gar nicht gehen in Paraguay. Da kann man doch nicht nach Standards wirtschaften, wie man sie von Europa her kennt. "

    Inzwischen werden sie nicht mehr belächelt. Denn die Produktion in Paraguay läuft gut. Hier wird nicht nur das Holz geschlagen, sondern auch Parkett hergestellt, bisher vor allem für China. Und dem Wald geht es auch gut, wie ein Satellitenbild dokumentiert:

    "Bis vor 15 Jahren war das gesamte Bild, was ca. eine Fläche von 100 mal 100 Kilometern darstellt, dunkelgrün, das war alles Wald. Heute sind wir eine grüne Insel mit unseren Wäldern und drumherum sieht man Viehweide und Sojaanbau. "

    Wenn der Wald nicht gewinnbringend bewirtschaftet würde, wäre er längst in Ackerland umgewandelt. 4 Jahre lang forschte Markus Grulke in Paraguay, ob Tropenwälder nachhaltig bewirtschaftet werden können. Mit besten Ergebnissen: Denn der Wald wächst von alleine nach. Nachpflanzen ist nicht nötig, nur gute Pflege:

    "Deswegen war auch der Schluss der Forschungsarbeit, dass die Wälder technisch bewirtschaftet werden können, aber dass es ökonomisch nur tragfähig ist, wenn man Märkte bedient, die bereit sind, höhere Preise zu zahlen als die Märkte in Paraguay.
    Eben weil die Holzpreise in Paraguay so gering sind, dass die Kosten deutlich höher waren als die Erlöse und warum sind die Holzpreise in Paraguay so schlecht? Das liegt daran, dass nicht nachhaltig gewirtschaftet wird, dass Holz aus Raubbau auf den Markt kommt und deswegen sehr billig angeboten werden kann."

    Billig sind auch die Löhne in Paraguay. Aber auch hier geht "Unique Wood" einen eigenen Weg, nicht nur wegen des Zertifikats, FSC, das neben den ökologischen auch Kriterien für soziale Verträglichkeit beinhaltet:

    "Vom Tag 1 an haben wir unsere Waldarbeiter angestellt mit ordentlichen Arbeitsverträgen. Deswegen sind wir auch belächelt worden, weil es ist absolut unüblich in Paraguay. Waldarbeiter sind Tagelöhner. Die kommen morgens und kriegen abends ihre Paar Dollar auf die Hand. Unsere Waldarbeiter bekommen Löhne, die deutlich über dem Tagelöhnerlohn stehen. Deswegen sind unsere Produktionskosten für die paraguayischen Verhältnisse, die sind hoch, für internationale Verhältnisse sind die Lohnkosten gering."

    Die Waldarbeiter in Paraguay tragen Helme und Schutzhosen und haben von Mitarbeitern eines Holzunternehmens aus dem Schwarzwald gelernt, wie man ergonomisch, sicher und effektiv arbeitet.
    So kommt das nachhaltig produzierte Tropenholz nach Freiburg und liegt preismäßig in einer ähnlichen Kategorie wie das einheimische Holz. Ein Quadratmeter Guatambu-Parkett beispielsweise kostet 35 bis 40 Euro pro Quadratmeter. Denn der Unternehmer Martin Grulke ist sich im klaren, dass die Kunden nicht bereit sind, mehr zu zahlen. Er hat mit einem Start in derzeit wirtschaftlich schwierigen Zeiten bisher keine Probleme:

    "Weil wir unheimlich gute Rückmeldungen kriegen für unser Produkt. Einerseits stimmt die Qualität. Andererseits stimmt der Preis und als Zusatznutzen haben wir noch ein international anerkanntes Zertifikat."