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Führungschaos bei Metro

Die Führungskrise beim Düsseldorfer Handelskonzern Metro ist perfekt. Nach dem angekündigten Rücktritt von Vorstandschef Eckhard Cordes nimmt nun auch Aufsichtsratschef Jürgen Kluge seinen Hut. Damit sind die beiden wichtigsten Führungspositionen bei dem DAX-Konzern zeitgleich vakant.

Andreas Kolbe im Gespräch mit Birgid Becker | 17.10.2011
    Birgid Becker: Andreas Kolbe aus unserer Wirtschaftsredaktion, warum wirft Kluge das Handtuch? Was weiß man?

    Andreas Kolbe: Weil er offensichtlich von dem Machtkampf bei Metro in den vergangenen Wochen und Monaten stärker beschädigt wurde, als wir Außenstehenden das wahrgenommen haben. Das war ein Machtkampf zwischen Jürgen Kluge, dem Chefkontrolleur, und Eckhard Cordes, dem amtierenden Konzernchef. Cordes wollte gern seinen Vertrag verlängern, der im kommenden Jahr ausläuft. Doch in der Presse wurde über Wochen wild spekuliert, ob er nun bleiben darf oder nicht. Kluge hat dies lange unkommentiert gelassen. Es hieß, der Großaktionär Haniel, dessen Chef Kluge ist, sei mit der Entwicklung bei Metro nicht so zufrieden. Man konnte fast den Eindruck bekommen, Kluge wollte Cordes loswerden. Letztlich ist es dann auch so gekommen, denn Cordes hat in der vergangenen Woche entnervt seinen Rückzug erklärt. Aber bei dieser Schlammschlacht hat auch Kluge nicht gut ausgesehen, zum Beispiel weil er auch keinen Nachfolger für Cordes präsentieren konnte. Deshalb macht auch er nun Platz für den personellen Neuanfang bei Metro.

    Birgid Becker: Und wer will stattdessen die Metro beaufsichtigen?

    Andreas Kolbe: Das ist wohl innerhalb des Haniel-Clans – also dieses Großaktionärs von Metro – schon besprochen worden. Kluge wird im November gehen. Franz Markus Haniel, der ist sozusagen das Familienoberhaupt dieser Duisburger Dynastie, er soll in den Metro-Aufsichtsrat einziehen, sagt ein Haniel-Sprecher. Wieder einziehen muss man dazu sagen, denn er war bis vor anderthalb Jahren Kluges Vorgänger als Aufsichtsratschef bei dem Düsseldorfer Handelskonzern Metro. Er kennt also den Job, er kennt das Unternehmen. Er wird derjenige sein, der jetzt einen Nachfolger für Konzernchef Cordes suchen muss. Beim Familienkonzern Haniel indes bleibt alles beim Alten. Kluge wird dort weiterhin Chef bleiben, hieß es heute aus Duisburg.

    Birgid Becker: Für einen Konzern dieser Größenordnung ist doch solch eine Rochade wenigstens ungewöhnlich. Kann man das sagen?

    Andreas Kolbe: Das ist in der Tat ungewöhnlich. Zumal Jürgen Kluge, der ehemalige McKinsey-Chef, vor zwei Jahren ungefähr Chef von Haniel wurde, dann auch in den Aufsichtsrat von Metro einzog. Franz Markus Haniel wollte sich da zurückziehen. Da scheint Kluge