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Führungskrise beim DFB
Frauen-Initiative fordert außerordentlichen Bundestag

In der vergangenen Woche hat eine neunköpfige Frauengruppe bereits Reformen beim männlich geprägten DFB eingefordert. Nun legen sie in einem Brief nach, der DFB-Interimspräsident Rainer Koch direkt angreift. Zentrale Forderung: Mit Machtpolitik soll endlich Schluss sein.

Von Thomas Kistner | 26.05.2021
Montage: DfB-Logo, Almuth Schult, Bibiana Steinhaus, Katja Kraus, Gabi Papenburg
"Ende der Machtpolitik": Almuth Schult, Bibiana Steinhaus, Katja Kraus und Gabi Papenburg legen bei der Reform-Diskussion um die DFB-Führungsspitze mit einem weiteren Brief nach. (Imago/Future Image/picture alliance/dpa/Ole Spata/Andreas Arnold/Hilal Özcan/Bernd von Jutrczenka)
So langsam lichten sich die Reihen: Erst ist Fritz Keller als DFB-Präsident zurückgetreten. Heute hat der Verband dann auch die "einvernehmliche" Trennung von Generalsekretär Friedrich Curtius bekanntgegeben, um den Neuanfang an der DFB-Spitze zu unterstützen. Mit Rainer Koch ist ja zum Beispiel ein langjähriger Funktionär zurzeit sogar Interimspräsident. Doch der Druck steigt auch auf ihn.

Scharfer Gegenwind für Frauen-Initiative

"Fußball kann mehr" – unter diesem Motto sind vor einer Woche neun Frauen an die Öffentlichkeit getreten und haben Reformen beim DFB gefordert. Mit dabei Katja Kraus, Ex-HSV-Vorständin, und Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb. Die Gruppe erhält von der Interimsführung um Rainer Koch und Peter Peters derart scharfen Gegenwind, dass Verhaltensfragen auch noch ein Thema werden könnten.
Frauen-Initiative zum DFB - "Zu wenig Diversität in den Führungsetagen"
Neun Frauen, acht zentrale Forderungen, eine klare Botschaft: So wie bisher soll es im Profifußball nicht weitergehen. Sie fordern auch einen weiblicheren DFB. Mit-Initiatorin und Ex-Fußballerin Katja Kraus sagte im Dlf, sie könne sich vorstellen, Verantwortung zu übernehmen – unter bestimmten Voraussetzungen.
Koch und Peters wollen den DFB bis zum ordentlichen DFB-Bundestag 2022 führen. Dadurch könnte insbesondere Koch großen Einfluss darauf ausüben, wie mit einem obskuren, sehr teuren Beratervertrag umgegangen wird. Diverse Prüfstäbe versuchen gerade herauszufinden, welche Gegenleistungen der DFB für die 360.000 Euro erhalten hat.

Machtpolitik ist nicht länger zu dulden

Ein Weiter-So mit Koch will die Frauen-Gruppe verhindern. Sie haben den Präsidien von DFB, Deutscher Fußball Liga und den Präsidenten der Landesverbände heute einen Brief geschrieben. Machtpolitik sei nicht länger zu dulden, weshalb es "schnellstmöglich einen außerordentlichen Bundestag" brauche, heißt es in dem Schreiben. Es müsse jetzt ein "glaubwürdiger" Präsidialausschuss gebildet werden, der die "Geschäfte interimsmäßig bis zum ordentlichen Bundestag 2022 führt".
Fritz KELLER DFB-Praesident waehrend der Pressekonferenz, PK, Konferenz, Brustbild, 43.Ordentlicher DFB-Bundestag am 27.09.2019 in Frankfurt/ Deutschland. *** Fritz KELLER DFB president during the press conference, PK, conference, breast portrait, 43 Ordinary DFB Bundestag on 27 09 2019 in Frankfurt Germany
DFB-Machtkampf - Keller ist gescheitert - von Anfang an
Fritz Keller ist als DFB-Präsident zurückgetreten und nach seinem Nazivergleich gescheitert, gerade an seiner kommunikativen Unbeholfenheit, kommentiert Matthias Friebe. Nun übernimmt sein Gegenspieler Rainer Koch interimsweise die Führung des DFB – doch Koch sei ein Teil des Problems im Verband.
Ein direkter Angriff auf Koch, der zusammen mit Peters und dem ebenfalls schwer kritisierten Schatzmeister Stefan Osnabrügge im Moment im Präsidialausschuss sitzt. Parallel sollen unbelastete Fachleute Profile für die Führungspositionen im neuen DFB erstellen und geeignete Kandidaten finden. Ertrag der heutigen Konferenz: Schon beim Amateur-Treffen nächsten Montag ist dieser Vorstoß auf der Agenda.