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Führungswechsel

Forschungspolitik. - Bei der Max-Planck-Gesellschaft steht ein Führungswechsel an. Im kommenden Sommer gibt der langjährige Präsident Hubert Markl seine Posten ab, der Nachfolger wurde heute auf der Tagung des MPG-Senats in Düsseldorf offiziell gekürt. Es ist der Göttinger Entwicklungsbiologe Professor Peter Gruss vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie.

    Bereits im Frühjahr hatte Markl erklärt, nicht für eine zweite Amtsperiode an der Spitze der renommierten Wissenschaftsorganisation kandidieren zu wollen. Im September wurde bereits berichtet, dass sich die Findungskommission der MPG auf Peter Gruss als Nachfolger geeinigt habe, doch erst heute wurde diese Wahl offiziell bestätigt. An die Spitze der wichtigsten Forschungsorganisation für den Grundlagenbereich rückt mit dem 52jährigen Gruss ein renommierter Biologe, der allerdings auf forschungspolitischem Gebiet ein unbeschriebenes Blatt ist. Bekannt ist allerdings seine entschiedene Position auf dem derzeit heikelsten Feld der bundesdeutschen Wissenschaft, der Forschung mit menschlichen embryonalen Stammzellen. Gruss tritt entschieden für eine solche Forschung ein. Therapeutisches Klonen lehnt der Forscher dagegen ab. Dass seine Wahl in der gegenwärtigen Phase der Debatte eine Stellungnahme der MPG darstelle, weist Gruss allerdings von sich:: "Man hat mich vielleicht mit meiner Expertise als Biologe gewählt, aber doch nicht, um mich als Speerspitze für die Stammzellforschung in der bundesrepublikanischen Wissenschaftspolitik zu präsentieren." Fragen nach der künftigen Linie oder dem künftigen Stil der MPG unter seiner Führung weicht der Wissenschaftler noch aus. Er will sich in den sechs Monaten bis zu seiner Amtseinführung im Juni 2002 in die Materie einarbeiten.

    Gruss ist seit 15 Jahren Direktor am Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Er war zuvor an der Universität Heidelberg und an den US-amerikanischen Gesundheitsinstituten tätig. 1994 wurde Gruss mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet, vor zwei Jahren erhielt er den Zukunftspreis des Bundespräsidenten für genetische Forschungen zur Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse.

    [Quelle: Armin Himmelrath]