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Führungswechsel bei HP

Mit Kommentaren zum Rausschmiss von Hewlett-Packard-Chefin Carly Fiorina und zum Übernahme-Angebot der Vierländer-Börse 'Euronext' an die Londoner Stock Exchange.

    Zum ersten Thema schreibt die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND:

    Der Fall Fiorina taugt nicht für feministisch unterfütterte Verschwörungstheorien. Die Konzernchefin ist vielmehr an ihrem Beharren auf einer verfehlten Unternehmensstrategie gescheitert. Im Bemühen, zum Rivalen IBM aufzuschließen, hat sich HP unter ihrer Führung den PC-Hersteller Compaq einverleibt - und damit den falschen Traum geträumt. Denn PCs sind ein Massenprodukt geworden, das Technologiekonzerne wie HP nicht günstig genug produzieren können.

    In der Zeitung DIE WELT ist zu lesen:

    Letztlich war ausschlaggebend, dass das Unternehmen unaufhörlich Marktanteile an die Konkurrenten Dell und IBM verlor. Nicht aufgegangen ist damit Fiorinas Strategie vom Technologiekonzern, der sich mit den Sparten Computer, Server, Drucker, Software und Bildverarbeitung als "Lösungsanbieter" positioniert.

    Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG blickt in die Zukunft:

    Die neue Entschlossenheit des HP-Verwaltungsrats könnte zu anderen einschneidenden Schritten führen. Denkbar wäre etwa eine Aufspaltung des Unternehmens, mit der das Druckergeschäft an der Börse seinen vollen Wert entfalten könnte. Der Abgang von Fiorina markiert wohl nur den Anfang eines großen Umbruchs in einem der traditionsreichsten Technologiekonzerne der Welt.

    Ebenfalls im Blickpunkt der Kommentatoren: Das Übernahme-Angebot der Vierländer-Aktienbörse 'Euronext' an die Londoner Stock-Exchange. Nach Einschätzung der BÖRSEN-ZEITUNG hat Euronext damit im besten Fall zu der Offerte der Deutschen Börse aufgeschlossen. Zitat:

    Die Gelegenheit, in Führung zu gehen, hat Euronext jedoch verpasst. In vielerlei Hinsicht ähneln ihre Vorstellungen denen der Deutschen Börse. Das gilt beispielsweise für die Zusage, das regulatorische Umfeld und die Marktstrukturen in London unverändert zu lassen. Ein paar Punkte gegen den Konkurrenten aus Frankfurt hat Euronext allerdings gemacht. So hat sie ihren Rivalen mit den von ihr veranschlagten Synergien einer Übernahme deutlich überboten.

    Nach Einschätzung des HANDELSBLATTS hätte ein Zuschlag für Euronext negative Auswirkungen auf den deutschen Börsen-Standort:

    Ein Gewinner Euronext würde andere Börsenplätze in Europa magisch anziehen. In einigen Jahren könnte die Deutsche Börse dann wieder vor einer Entscheidung zu einer Übernahme stehen - dann allerdings nur noch als Juniorpartner einer Euronext. Das würde dem Standort Frankfurt überhaupt nicht helfen.