"Black Lives Matter"
Fünf Jahre nach der Tötung von George Floyd: Was von der Protestbewegung übrig ist

Die Tötung des Afroamerikaners George Floyd durch einen weißen Polizisten am 25. Mai 2020 in der US-Stadt Minneapolis löste die Protestbewegung "Black Lives Matter" aus. Von Washington bis Berlin gingen Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt auf die Straße. Was wurde aus der Bewegung, und hat sich seitdem in den USA etwas geändert?

    Ein Aforamerikaner mit einem "Black Lives Matter"-Schild in der linken Hand. Der rechte Arm ist nach oben angewinkelt und die Hand zur Faust geballt. Der Mann trägt auch eine Maske mit dem selben Slogan und einen schwarzen Kapuzenpullover.
    Der gewaltsame Tod von George Floyd vor fünf Jahren war Auslöser der "Black Lives Matter"-Bewegung (Archivbild). (picture alliance/dpa/Yegor Aleyev/TASS)

    Rassismus-Expertin: "Hoffnungen wurden nicht erfüllt"

    Die Expertin für strukturellen Rassismus, Kimberlé Crenshaw, schrieb in einem Essay im US-Magazin "Time": Fünf Jahre nach der Tötung von George Floyd seien viele Hoffnungen nicht erfüllt worden, der "Gegenwind war stärker, als viele von uns sich das vorstellen konnten".

    Historiker: "Bewegung hat wenig erreicht" -

    Gesetz für Polizeireform im Kongress gescheitert

    Es sei "sehr einfach, ein T-Shirt mit der Aufschrift Black Lives Matter zu tragen und den Slogan zu rufen", sagte der Historiker Yohuru Williams von der Universität St. Thomas im US-Bundesstaat Minnesota, Williams. Die Bewegung habe aber "sehr wenig erreicht", bilanziert der Akademiker und Autor, der selbst eine Initiative gegen Rassismus gegründet hat.
    Die Forderungen von 2020 hätten sich "nicht in ausreichendem politischen Mut niedergeschlagen", betonte der Professor für afroamerikanische Studien an der Yale-Universität in Conneticut, Phillip Solomon. Ein nach George Floyd benannter Gesetzentwurf für eine Polizeireform sei unter Präsident Biden im Kongress gescheitert. Unter dem jetzigen Präsidenten Trump ist die Protestbewegung nach Einschätzung von Solomon "scharfem Gegenwind" ausgesetzt.

    Trump-Administration lässt "Black Lives Matter"-Schriftzug nahe des Weißen Hauses entfernen

    Erst Mitte dieser Woche kündigte das US-Justizministerium an, Ermittlungen gegen eine Reihe von Polizisten wegen rassistisch motivierter Gewalt einzustellen. Unter dem Demokraten Biden sei den Vollzugskräften fälschlicherweise eine "vorsätzliche Diskriminierung" von Schwarzen unterstellt worden, hieß es zur Begründung. Anwälte getöteter Afroamerikaner sprechen von einer "Ohrfeige" für Floyds Familie und andere Opfer von Polizeigewalt.
    Trump selbst hat sich schon länger nicht mehr öffentlich zu der Bewegung geäußert. Vor fünf Jahren, während seiner ersten Amtszeit, warf der Republikaner den Demonstranten noch vor, "Hass" zu säen und ihrer eigenen Sache zu schaden, weil es bei Protesten gegen Polizeigewalt Tote gab. Nach Trumps erneutem Amtsantritt in diesem Jahr ließ die Bürgermeisterin von Washington, Bowser, einen riesigen gelben "Black Lives Matter"-Schriftzug auf einer Straße nahe dem Weißen Haus entfernen. Das Präsidentenlager hatte ihr andernfalls mit dem Entzug von Zuschüssen gedroht.

    Gemeinnütziges Projekt: Überportional viele Schwarze sterben bei Polizeieinsätzen

    Das gemeinnützige Projekt "Mapping Police Violence" zur Dokumentation von Polizeigewalt hat ernüchternde Zahlen vorgelegt: 2024 seien mindestens 1.260 Menschen in Polizeihänden gestorben, die höchste Zahl in den vergangenen zehn Jahren, und überproportional viele Schwarze.
    Das Meinungsforschungsinstitut Pew Research Center veröffentlichte Anfang des Monts die Ergebnisse einer Umfrage zu "Black Lives Matter". Nach dem gewaltsamen Tod von George Floyd unterstützten demnach 67 Prozent die Bewegung, gegenwärtig seien es 52 Prozent der knapp 5.100 Befragten. 54 Prozent erklärten, die Beziehung der Polizei zur schwarzen Bevölkerung habe sich nicht verändert. Sie habe sich verschlechtert, erklärte ein Drittel. Nur elf Prozent sahen Verbesserungen.

    "Ich kann nicht atmen"

    Floyd war an den Folgen eines Polizeieinsatzes in Minneapolis gestorben. Weil ihn der Mitarbeiter eines Geschäfts beschuldigte, mit einem gefälschten Geldschein bezahlt zu haben, nahm die Polizei den 46-Jährigen in Gewahrsam.
    Floyd starb, weil ihm der weiße Polizist Derek Chauvin mehrere Minuten lang das Knie in den Nacken drückte, während Floyd wiederholt klagte, er bekomme keine Luft mehr. Die Bilder gingen um die Welt. Der Polizist wurde im Juni 2021 zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Trump-Anhänger fordern die Begnadigung Chauvins.

    Größte Protestwelle in den USA

    Trotz der Kontaktbeschränkungen mitten in der Covid-Pandemie löste der Gewaltakt eine riesige Bewegung gegen Polizeigewalt und Rassismus aus, die über Monate andauerte. Es waren wohl die größten Kundgebungen in der Geschichte der USA. Viele junge Menschen demonstrierten, hauptsächlich Schwarze, auch zahlreiche Weiße. Die Kundgebungen waren nicht immer gewaltfrei. Fernsehbilder zeigten Brände und Plünderungen. In Minneapolis zerstörten Flammen eine Polizeiwache, die Beamten flohen. In zahlreichen weiteren Städten wurden nächtliche Ausgangssperren verhängt. Beamte setzten Schlagstöcke, Gummigeschosse und Pfefferspray gegen Demonstranten ein. Es gab hunderte Festnahmen, mehrere Menschen starben durch Schüsse.

    Schriftzüge auf vielen Straßen erinnern an Proteste

    In vielen US-Städten ist die Parole "Black Lives Matter" immer noch sichtbar. Städte und Ortschaften landesweit haben Künstlerinnen und Künstler mit den Gemälden beauftragt, um sich mit den beispiellosen Massendemonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt solidarisch zu zeigen. Laut der Datenbank Urban Art Mapping, einem Verzeichnis öffentlicher Streetart, gibt es noch fast 150 "Black Lives Matter"-Gemälde.

    Mehr Informationen:

    Fünf Jahre nach dem Tod von George Floyd - Hintergrund (Audio)
    Diese Nachricht wurde am 24.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.