Es ist Nachmittag in der Dortmunder Innenstadt. Die Leute sitzen in den Kaffees oder bummeln durch die Fußgängerzone. Für Wahlkampf, so scheint es, ist das nicht der richtige Moment; für Ulla Burchardt wohl. Es ist ihr vierter Termin an diesem Tag. Es wird nicht ihr letzter sein.
"Darf ich ihnen das mal mitgeben? - Wollte er nicht, okay."
Viele winken ab, gehen vorbei. Ulla Burchardt wirbt dennoch für sich und ihre Bildungspolitik, mit einem Arm voller roter Rosen und Broschüren von denen sie gewinnend lächelt. Leidenschaftlicher Straßenwahlkampf ist aber nicht so recht ihre Sache.
Darf ich Ihnen die Rose mitgeben. Bitteschön. Also am Anfang ist das Gewöhnungsbedürftig. Ich bin eigentlich ein ganz ruhiger, zurückhaltender Mensch. Aber das gehört irgendwie mit zum Job. Da muss man dann einfach durch.
"Haben Sie Enkelkinder?"
" Ja, zehn, zwölf und 17 - unser ganzer Stolz!""
"Und ich vermute mal, das Thema Bildung interessiert Sie und Ihre Enkelkinder auch"
"Ja, auf jeden Fall."
"Das ist das, wo ich besonders für werbe, wo ich denke, das ist eines der ganz schlagkräftigsten Argumente für die SPD, weil wir sagen: Wir wollen wirklich gute Bildung, die für alle zugänglich ist und nicht vom Geldbeutel abhängig ist."
"Das ist richtig. Das gefällt mir."
"Grüßen Sie Kinder und Enkelkinder."
Gerät sie an Nichtwähler, versucht sie, ihnen freundlich aber bestimmt ins Gewissen zu reden. Sichtbar Spaß macht ihr der Straßenwahlkampf aber eher, wenn wirklich interessierte und gut informierte Menschen stehen bleiben, wie dieser 15-jährige Gymnasiast.
"Sie sind ja vom Bildungsausschuss, stimmt es? Wir haben eine Frage."
Der Jugendliche sorgt sich um die Studienplatzkapazitäten, wenn ab dem Jahr 2010 die doppelten Abiturjahrgänge die Hochschulen stürmen.
"Kann man ja ein bisschen was an den Universitäten ändern. Es werden ja viele Studienplätze auch nicht vergeben."
Ulla Burchardt erklärt, dass sie die bundesweite Verteilung der Studienplätze unbefriedigend findet. Es gäbe einfach Länder, sagt sie, die die Ausbildung ihrer Landeskinder gerne anderen überließen - auch was die Kosten angeht.
"Was genau hat die SPD denn da vor?"
"Da sagen wir, wir brauchen einen fairen Ausgleich, das heißt, wer nicht genügend Studienplätze vorhält oder die so teuer macht, dass die eigenen Landeskinder flüchten, dann müssen diejenigen tatsächlich auch für ihre Landeskinder zahlen. Also dem anderen dann quasi das Geld erstatten für die eigenen Landeskinder. Das wäre ein vernünftiger Ausgleich."
"Geld folgt Studierenden", nennt sie dieses Prinzip. Ulla Burchardt nimmt sich Zeit, spricht in Ruhe mit den Jugendlichen, bietet an, ihnen weitere Informationen zu mailen. Sie ist begeistert, wie gut sie informiert sind.
"Also Kompliment, super!"
Schon wartet ein Herr, Mitte 50, mit einer konkreten Frage.
"Ich muss immer noch für zwei Söhne Studiengebühren bezahlen. Muss ich das in der nächsten Legislaturperiode auch noch?"
"Also überall da, wo wir in den Ländern regieren, gibt es keine Studiengebühren. Und überall da, wo wir die Regierung wiederbekommen, werden wir die Studiengebühren abschaffen."
Die SPD will Bildung ohne Gebühren, von der Kita bis zum Masterstudium. Das Geld dazu soll - statt aus den Portemonnaies der Studierenden - über eine neu einzurichtende Abgabe der Besserverdienenden kommen, erklärt Burchardt:
"Wir wollen den Bildungssoli: zwei Prozent Zuschlag bei der Spitzensteuer. Also von 45 auf 47 Prozent, von Verheirateten-Einkünften ab 250.000 Euro."
Zustimmendes Nicken des potenziellen Wählers. Die Bildungspolitikerin fordert außerdem, die derzeitige Altersbegrenzung von 30 Jahren für BAföG abzuschaffen. Wer tatsächlich nach dem Bachelor erst einmal in den Beruf geht, sagt sie, ist schnell zu alt für die Förderung, wenn er ein Masterstudium nachlegen möchte. Am SPD-Stand herrscht Einigkeit beim Thema "Lebenslanges Lernen".
"Wir haben zurzeit in der Weiterbildungslandschaft ja einen absoluten Flickenteppich, was gesetzliche Regelungen angeht, was die Anbieterschaft angeht, was die finanzielle Förderung angeht. Und wir haben gesagt, also auf Perspektive wollen wir ein Erwachsenenfördergesetz haben, wo eben drin steht, wer wann welchen Anspruch hat - und wer auch welche Verantwortlichkeiten im Bildungswesen hat."
Die Diplom-Pädagogin Burchardt spricht bei solchen Themen gerne vom Dschungel, der gelichtet werden muss. Das gehe natürlich nicht von heute auf morgen.
"Wir haben jetzt gerade das Meister-BAföG erweitert, verbessert. Also es gibt nicht nur mehr Geld, sondern wir haben das Meister-BAföG auch geöffnet für neue Berufsgruppen, nämlich für Erzieher und Erzieherinnen und für Menschen, die im Pflegebereich arbeiten. Also, so kommt man schrittweise dazu, mehr Personen anspruchsberechtigt zu machen."
Dafür wirbt die 55-jährige SPD-Bundestagspolitikerin um jede Stimme.
"Darf ich Ihnen eine Rose mitgeben."
"Dankeschön, das ist nett."
"Bitte."
Nach ein paar Stunden Straßenwahlkampf geht es für Ulla Burchardt weiter, zum nächsten Termin in Sachen Bildungspolitik.
"Darf ich ihnen das mal mitgeben? - Wollte er nicht, okay."
Viele winken ab, gehen vorbei. Ulla Burchardt wirbt dennoch für sich und ihre Bildungspolitik, mit einem Arm voller roter Rosen und Broschüren von denen sie gewinnend lächelt. Leidenschaftlicher Straßenwahlkampf ist aber nicht so recht ihre Sache.
Darf ich Ihnen die Rose mitgeben. Bitteschön. Also am Anfang ist das Gewöhnungsbedürftig. Ich bin eigentlich ein ganz ruhiger, zurückhaltender Mensch. Aber das gehört irgendwie mit zum Job. Da muss man dann einfach durch.
"Haben Sie Enkelkinder?"
" Ja, zehn, zwölf und 17 - unser ganzer Stolz!""
"Und ich vermute mal, das Thema Bildung interessiert Sie und Ihre Enkelkinder auch"
"Ja, auf jeden Fall."
"Das ist das, wo ich besonders für werbe, wo ich denke, das ist eines der ganz schlagkräftigsten Argumente für die SPD, weil wir sagen: Wir wollen wirklich gute Bildung, die für alle zugänglich ist und nicht vom Geldbeutel abhängig ist."
"Das ist richtig. Das gefällt mir."
"Grüßen Sie Kinder und Enkelkinder."
Gerät sie an Nichtwähler, versucht sie, ihnen freundlich aber bestimmt ins Gewissen zu reden. Sichtbar Spaß macht ihr der Straßenwahlkampf aber eher, wenn wirklich interessierte und gut informierte Menschen stehen bleiben, wie dieser 15-jährige Gymnasiast.
"Sie sind ja vom Bildungsausschuss, stimmt es? Wir haben eine Frage."
Der Jugendliche sorgt sich um die Studienplatzkapazitäten, wenn ab dem Jahr 2010 die doppelten Abiturjahrgänge die Hochschulen stürmen.
"Kann man ja ein bisschen was an den Universitäten ändern. Es werden ja viele Studienplätze auch nicht vergeben."
Ulla Burchardt erklärt, dass sie die bundesweite Verteilung der Studienplätze unbefriedigend findet. Es gäbe einfach Länder, sagt sie, die die Ausbildung ihrer Landeskinder gerne anderen überließen - auch was die Kosten angeht.
"Was genau hat die SPD denn da vor?"
"Da sagen wir, wir brauchen einen fairen Ausgleich, das heißt, wer nicht genügend Studienplätze vorhält oder die so teuer macht, dass die eigenen Landeskinder flüchten, dann müssen diejenigen tatsächlich auch für ihre Landeskinder zahlen. Also dem anderen dann quasi das Geld erstatten für die eigenen Landeskinder. Das wäre ein vernünftiger Ausgleich."
"Geld folgt Studierenden", nennt sie dieses Prinzip. Ulla Burchardt nimmt sich Zeit, spricht in Ruhe mit den Jugendlichen, bietet an, ihnen weitere Informationen zu mailen. Sie ist begeistert, wie gut sie informiert sind.
"Also Kompliment, super!"
Schon wartet ein Herr, Mitte 50, mit einer konkreten Frage.
"Ich muss immer noch für zwei Söhne Studiengebühren bezahlen. Muss ich das in der nächsten Legislaturperiode auch noch?"
"Also überall da, wo wir in den Ländern regieren, gibt es keine Studiengebühren. Und überall da, wo wir die Regierung wiederbekommen, werden wir die Studiengebühren abschaffen."
Die SPD will Bildung ohne Gebühren, von der Kita bis zum Masterstudium. Das Geld dazu soll - statt aus den Portemonnaies der Studierenden - über eine neu einzurichtende Abgabe der Besserverdienenden kommen, erklärt Burchardt:
"Wir wollen den Bildungssoli: zwei Prozent Zuschlag bei der Spitzensteuer. Also von 45 auf 47 Prozent, von Verheirateten-Einkünften ab 250.000 Euro."
Zustimmendes Nicken des potenziellen Wählers. Die Bildungspolitikerin fordert außerdem, die derzeitige Altersbegrenzung von 30 Jahren für BAföG abzuschaffen. Wer tatsächlich nach dem Bachelor erst einmal in den Beruf geht, sagt sie, ist schnell zu alt für die Förderung, wenn er ein Masterstudium nachlegen möchte. Am SPD-Stand herrscht Einigkeit beim Thema "Lebenslanges Lernen".
"Wir haben zurzeit in der Weiterbildungslandschaft ja einen absoluten Flickenteppich, was gesetzliche Regelungen angeht, was die Anbieterschaft angeht, was die finanzielle Förderung angeht. Und wir haben gesagt, also auf Perspektive wollen wir ein Erwachsenenfördergesetz haben, wo eben drin steht, wer wann welchen Anspruch hat - und wer auch welche Verantwortlichkeiten im Bildungswesen hat."
Die Diplom-Pädagogin Burchardt spricht bei solchen Themen gerne vom Dschungel, der gelichtet werden muss. Das gehe natürlich nicht von heute auf morgen.
"Wir haben jetzt gerade das Meister-BAföG erweitert, verbessert. Also es gibt nicht nur mehr Geld, sondern wir haben das Meister-BAföG auch geöffnet für neue Berufsgruppen, nämlich für Erzieher und Erzieherinnen und für Menschen, die im Pflegebereich arbeiten. Also, so kommt man schrittweise dazu, mehr Personen anspruchsberechtigt zu machen."
Dafür wirbt die 55-jährige SPD-Bundestagspolitikerin um jede Stimme.
"Darf ich Ihnen eine Rose mitgeben."
"Dankeschön, das ist nett."
"Bitte."
Nach ein paar Stunden Straßenwahlkampf geht es für Ulla Burchardt weiter, zum nächsten Termin in Sachen Bildungspolitik.