Kate Maleike: Als Pioniere im deutschen Bildungssystem kann man wohl mit Fug und Recht die engagierten Mitstreiter, die Fellows, wie sie heißen, von Teach First Deutschland bezeichnen. Diese Initiative hat sich vorgenommen, die Bildungschancen von Schülern mit schlechten Startbedingungen zu verbessern und organisiert dafür zusätzliche Fachkräfte, die Schulen für zwei Jahre unter die Arme greifen. Die Idee stammt eigentlich aus den USA, ist in diesem Jahr aber nun auch in Deutschland, genauer in Berlin, Hamburg und Nordrhein-Westfalen umgesetzt worden. Malte Gregorzewski zählt zu diesem ersten Fellow-Jahrgang. Er ist 26, hat VWL und Politik studiert und engagiert sich seit diesem Schuljahr aktiv an der Heinz-Brandt-Hauptschule in Berlin-Weißensee. Vor der Sendung habe ich mit ihm gesprochen auch über seine erste Bilanz, die er nach den Monaten als Teach First Fellow zieht.
Malte Gregorzewski: Ja, da ist sehr viel passiert. Ich habe mich im Sommer beworben, habe dann das aufwendige dreimonatige Fortbildungsprogramm von Teach First durchlaufen, sehr intensiv, habe sehr viele Sachen dazulernen dürfen und bin dann seit dem 31.8. in der Heinz-Brandt-Schule in Berlin. Und die ersten Wochen und auch die ersten Monate sind nicht einfach, ganz klar. Man kommt in ein Umfeld, was man bisher nicht kennengelernt hat. Ich habe vorher kaum an Schulen gearbeitet oder mit Jugendlichen habe ich vereinzelt gearbeitet, aber eine Hauptschule habe ich noch nie von innen gesehen und war auch noch nie Teil eines Lehrerkollegiums. Das sind ganz viele spannende neue Eindrücke, die Lust auf mehr machen.
Maleike: Was hat Sie denn eigentlich dazu bewogen, da mitzumachen, Sie sind ja von Haus aus kein Lehrer?
Gregorzewski: Ich bin von zu Hause aus kein Lehrer, nein. Ja, was hat mich bewogen, da mitzumachen? Ich glaube, man kann es zurückführen auf Lust, Neugier und Tatendrang, etwas Neues auszuprobieren auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch zu sagen, gut, ich stelle mich der Herausforderung, an einer Hauptschule zwei Jahre lang unterstützend tätig zu sein, die Lehrerinnen und Lehrer dort zu unterstützen, die Schulleitung mit konzeptioneller Arbeit zu unterstützen. Und grundsätzlich ist es ja nicht so, dass ich nicht qualifiziert bin für die Arbeit an Schulen, sondern man lernt ja auch gerade durch – ich habe jetzt an drei Universitäten studiert und durch diese verschiedenen Backgrounds, die ich da kennengelernt habe, habe ich gelernt, auch in verschiedenen Umfeldern mich schnell und gut zurechtzufinden. Und ja, insofern ist das eine großartige Sache.
Maleike: Sagen Sie uns, was zu Ihrer Arbeit genau. Was machen Sie an der Heinz-Brandt-Hauptschule?
Gregorzewski: Die Aufgaben zurzeit sind recht vielfältig. Ich leite am Nachmittage zwei AGs, einmal eine Badminton-AG und eine Gitarren-AG. Bei der Gitarren-AG habe ich es sogar geschafft jetzt zurzeit, dass ich eine Extrazeit mache, wo die Schüler sogar freiwillig kommen, das gab es bisher gar nicht. Dann bin ich im sogenannten Teamteaching oder in dieser Doppelstärkung nennt man das im Schulalltag, Ethikunterricht in einer neunten Klasse. Ich unterrichte mit einer anderen Lehrerin zusammen Englisch in einer achten Klasse, bin sehr involviert in die Berufsorientierung an unserer Schule und arbeite auf konzeptioneller Seite der Schulleitung zu, was die Etablierung von Online-Lernplattformen anbelangt, und kümmere mich so ein bisschen auch darum, die Kommunikationswege innerhalb der Schule zu verbessern, das hängt da auch mit drin.
Maleike: Die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien, die wollen Sie verbessern über Teach First Deutschland, das ist ein ganz dickes Brett, über das in Deutschland sehr viel diskutiert wird und viel geredet auch. Was heißt das denn bei Ihnen im Schulalltag, was ermöglichen Sie jetzt durch Ihre Arbeit, was vorher nicht möglich war?
Gregorzewski: Da kann ich Ihnen ein schönes Beispiel zu geben, und zwar aus meiner Gitarren-AG: Das beruht darauf, dass ich einen Impuls reingebe, dass ich sage, he Leute, hier sind Gitarren und ich zeige euch auch etwas natürlich, aber grundsätzlich möchte ich es gerne, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig an etwas zu arbeiten und vor allen Dingen selbstständig auch Freude zu entwickeln und zu sehen: Ah, hier ist etwas, das finde ich irgendwie gut, das kann ich aber noch nicht, und jetzt arbeite ich dran, und zwar möglichst eigenständig arbeite ich an diesem Problem. Ich kann nicht Gitarre spielen, aber irgendwann kann ich dann die drei Akkorde oder dann ich zu dem Lied spielen. Und ich glaube, das ist ganz, ganz zentral, dass Kinder und Jugendliche das lernen müssen – ich habe das ja auch gelernt. Man hat so eine gewisse Freude, wenn man ein Problem bearbeitet und tatsächlich auch gelöst hat. Und das ist ein ganz zentraler Punkt. Für viele selbstverständlich, aber für die Schülerinnen und Schüler, mit denen ich vermehrt Kontakt habe, leider nicht. Da, denke ich, kann ich ihnen schon was mit auf den Weg geben, zum Beispiel auch durch eine Gitarren-AG, was erst mal nicht direkt auf der Hand liegt.
Maleike: Teach First ist dabei ja quasi nur ein Tropfen, wenn auch ein sehr engagierter Tropfen auf den heißen Stein. Was muss nach Ihrem Empfinden und auch nach Ihren Erfahrungen jetzt im Schulalltag passieren, damit man diese besseren Chancen für Kinder aus benachteiligten Familien auf breitere Beine stellt?
Gregorzewski: Das ist nicht ganz einfach. Also tatsächlich muss eine große Reform schon irgendwie auf den Weg gebracht werden. Jetzt ist es so, in Berlin gibt es diese Schulstrukturreform 2010 nächstes Jahr, da arbeiten wir hier an der Schule dran, da arbeitet auch die Senatsverwaltung dran. Die wird kommen, und ein zentraler Aspekt dieser Reform ist, dass die Hauptschule als solche nicht mehr existent ist. Ich halte das dreigliedrige Schulsystem für überholt und freue mich sehr darauf, auch Teil dieser Umbruchphase zu sein, und wünsche das eigentlich auch anderen Bundesländern, die noch in dieser alten Dreigliedrigkeit ihr Dasein fristen.
Maleike: Denn wünschen wir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Ihrer Arbeit an der Heinz-Brandt-Hauptschule in Berlin-Weißensee. Malte Gregorzweski war das. Er gehört zu den ersten Teach-First-Deutschland-Mitgliedern, die in diesem Jahr an deutschen Schulen unterstützend tätig geworden sind. Teach First Deutschland findet man natürlich auch im Internet unter www.teachfirst.de und Bewerbungsschluss für den nächsten Jahrgang ist der 31. Januar 2010.
Malte Gregorzewski: Ja, da ist sehr viel passiert. Ich habe mich im Sommer beworben, habe dann das aufwendige dreimonatige Fortbildungsprogramm von Teach First durchlaufen, sehr intensiv, habe sehr viele Sachen dazulernen dürfen und bin dann seit dem 31.8. in der Heinz-Brandt-Schule in Berlin. Und die ersten Wochen und auch die ersten Monate sind nicht einfach, ganz klar. Man kommt in ein Umfeld, was man bisher nicht kennengelernt hat. Ich habe vorher kaum an Schulen gearbeitet oder mit Jugendlichen habe ich vereinzelt gearbeitet, aber eine Hauptschule habe ich noch nie von innen gesehen und war auch noch nie Teil eines Lehrerkollegiums. Das sind ganz viele spannende neue Eindrücke, die Lust auf mehr machen.
Maleike: Was hat Sie denn eigentlich dazu bewogen, da mitzumachen, Sie sind ja von Haus aus kein Lehrer?
Gregorzewski: Ich bin von zu Hause aus kein Lehrer, nein. Ja, was hat mich bewogen, da mitzumachen? Ich glaube, man kann es zurückführen auf Lust, Neugier und Tatendrang, etwas Neues auszuprobieren auf der einen Seite, auf der anderen Seite aber auch zu sagen, gut, ich stelle mich der Herausforderung, an einer Hauptschule zwei Jahre lang unterstützend tätig zu sein, die Lehrerinnen und Lehrer dort zu unterstützen, die Schulleitung mit konzeptioneller Arbeit zu unterstützen. Und grundsätzlich ist es ja nicht so, dass ich nicht qualifiziert bin für die Arbeit an Schulen, sondern man lernt ja auch gerade durch – ich habe jetzt an drei Universitäten studiert und durch diese verschiedenen Backgrounds, die ich da kennengelernt habe, habe ich gelernt, auch in verschiedenen Umfeldern mich schnell und gut zurechtzufinden. Und ja, insofern ist das eine großartige Sache.
Maleike: Sagen Sie uns, was zu Ihrer Arbeit genau. Was machen Sie an der Heinz-Brandt-Hauptschule?
Gregorzewski: Die Aufgaben zurzeit sind recht vielfältig. Ich leite am Nachmittage zwei AGs, einmal eine Badminton-AG und eine Gitarren-AG. Bei der Gitarren-AG habe ich es sogar geschafft jetzt zurzeit, dass ich eine Extrazeit mache, wo die Schüler sogar freiwillig kommen, das gab es bisher gar nicht. Dann bin ich im sogenannten Teamteaching oder in dieser Doppelstärkung nennt man das im Schulalltag, Ethikunterricht in einer neunten Klasse. Ich unterrichte mit einer anderen Lehrerin zusammen Englisch in einer achten Klasse, bin sehr involviert in die Berufsorientierung an unserer Schule und arbeite auf konzeptioneller Seite der Schulleitung zu, was die Etablierung von Online-Lernplattformen anbelangt, und kümmere mich so ein bisschen auch darum, die Kommunikationswege innerhalb der Schule zu verbessern, das hängt da auch mit drin.
Maleike: Die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen aus benachteiligten Familien, die wollen Sie verbessern über Teach First Deutschland, das ist ein ganz dickes Brett, über das in Deutschland sehr viel diskutiert wird und viel geredet auch. Was heißt das denn bei Ihnen im Schulalltag, was ermöglichen Sie jetzt durch Ihre Arbeit, was vorher nicht möglich war?
Gregorzewski: Da kann ich Ihnen ein schönes Beispiel zu geben, und zwar aus meiner Gitarren-AG: Das beruht darauf, dass ich einen Impuls reingebe, dass ich sage, he Leute, hier sind Gitarren und ich zeige euch auch etwas natürlich, aber grundsätzlich möchte ich es gerne, dass die Schülerinnen und Schüler lernen, selbstständig an etwas zu arbeiten und vor allen Dingen selbstständig auch Freude zu entwickeln und zu sehen: Ah, hier ist etwas, das finde ich irgendwie gut, das kann ich aber noch nicht, und jetzt arbeite ich dran, und zwar möglichst eigenständig arbeite ich an diesem Problem. Ich kann nicht Gitarre spielen, aber irgendwann kann ich dann die drei Akkorde oder dann ich zu dem Lied spielen. Und ich glaube, das ist ganz, ganz zentral, dass Kinder und Jugendliche das lernen müssen – ich habe das ja auch gelernt. Man hat so eine gewisse Freude, wenn man ein Problem bearbeitet und tatsächlich auch gelöst hat. Und das ist ein ganz zentraler Punkt. Für viele selbstverständlich, aber für die Schülerinnen und Schüler, mit denen ich vermehrt Kontakt habe, leider nicht. Da, denke ich, kann ich ihnen schon was mit auf den Weg geben, zum Beispiel auch durch eine Gitarren-AG, was erst mal nicht direkt auf der Hand liegt.
Maleike: Teach First ist dabei ja quasi nur ein Tropfen, wenn auch ein sehr engagierter Tropfen auf den heißen Stein. Was muss nach Ihrem Empfinden und auch nach Ihren Erfahrungen jetzt im Schulalltag passieren, damit man diese besseren Chancen für Kinder aus benachteiligten Familien auf breitere Beine stellt?
Gregorzewski: Das ist nicht ganz einfach. Also tatsächlich muss eine große Reform schon irgendwie auf den Weg gebracht werden. Jetzt ist es so, in Berlin gibt es diese Schulstrukturreform 2010 nächstes Jahr, da arbeiten wir hier an der Schule dran, da arbeitet auch die Senatsverwaltung dran. Die wird kommen, und ein zentraler Aspekt dieser Reform ist, dass die Hauptschule als solche nicht mehr existent ist. Ich halte das dreigliedrige Schulsystem für überholt und freue mich sehr darauf, auch Teil dieser Umbruchphase zu sein, und wünsche das eigentlich auch anderen Bundesländern, die noch in dieser alten Dreigliedrigkeit ihr Dasein fristen.
Maleike: Denn wünschen wir weiterhin viel Spaß und Erfolg bei Ihrer Arbeit an der Heinz-Brandt-Hauptschule in Berlin-Weißensee. Malte Gregorzweski war das. Er gehört zu den ersten Teach-First-Deutschland-Mitgliedern, die in diesem Jahr an deutschen Schulen unterstützend tätig geworden sind. Teach First Deutschland findet man natürlich auch im Internet unter www.teachfirst.de und Bewerbungsschluss für den nächsten Jahrgang ist der 31. Januar 2010.