Rund 60 Mitglieder der Sozialisten warten in Sebastián auf die Abfahrt des Busses in Richtung Bilbao zum Rosenfest. Seit Jahrzehnten feiern die baskischen Sozialisten die Fiesta, aber diesmal ist es anders als sonst. Regierungschef José Luis Rodriguez Zapatero wird kommen, erstmals seit der vor zwei Monaten verkündeten Feuerpause der ETA wird er im Baskenland reden. Die Erwartungen sind enorm. Die 16-jährige Soraya, die aus Sicherheitsgründen ihren Nachnamen nicht nennen möchte, erklärt:
"Meine Eltern sind beide Kommunalpolitiker und haben ständigen Personenschutz. Wo sie auch hingehen, die Leibwächter sind immer dabei. Nur wegen ihrer politischen Überzeugungen müssen sie mit einem Attentat rechnen. Wir haben eine enorme Lust, dass das endlich aufhört. Ehrlich gesagt, darum sitze ich in diesem Bus."
Das Fest in einer der Messehallen von Bilbao ist so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. Die Erleichterung über die Feuerpause ist auch hier regelrecht greifbar. Bei Rotwein und zur Musik von Blasorchestern sitzen die Parteimitglieder auf langen Bänken. Zunächst reden regionale Politiker, aber im Grunde warten alle auf Zapatero, der gleich mit einem verbalen Paukenschlag beginnt:
"Ich habe erklärt, dass ich die Ernsthaftigkeit der ETA zum Ende der Gewalt verifizieren möchte, und heute kann ich Euch sagen: Im nächsten Monat werde ich den politischen Parteien mitteilen, dass ich Gespräche mit der ETA über ein Ende des Gewalt aufnehmen möchte."
Schon bei der letzten Feuerpause der ETA im Jahr 1998 verhandelte der damalige konservative Regierungschef José María Aznar mit der ETA. Trotzdem geht Zapatero am Sonntag weiter als je ein anderer spanischer Regierungschef zuvor: Er stellt den mehr als 850 Angehörigen der Opfer des Terrorismus und den Überlebenden von Anschlägen eine Verfassungsänderung in Aussicht, nach der das spanische Grundgesetz die Terroropfer in seiner Präambel erwähnen würde. Und erstmals spricht ein spanischer Regierungschef auch von der Möglichkeit der politischen Anerkennung des erst vor zwei Jahren verbotenen politischen Arms der ETA als Teil des politischen Spektrums des Baskenlandes:
"Das Ende der Gewalt ist nicht nur mein persönliches Anliegen, sondern ist Angelegenheit einer ganzen Generation. Diese Generation muss zeigen, dass das demokratische Zusammenleben, der Respekt vor allen politischen Vorstellungen möglich ist. Demokratie bedeutet die Fähigkeit zu einem Grundkonsens. Alle haben wir unsere eigene Sicht auf die Wirklichkeit. Der einzige Weg, das zu überwinden ist, diejenigen zu respektieren, die andere Perspektiven haben, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Damit daraus ein Grundkonsens entsteht für das friedliche Zusammenleben im Baskenland, in einem Baskenland innerhalb Spaniens."
1978 ratifizierten auch die Basken mehrheitlich die spanische Verfassung, ein Jahr später auch ihr Autonomiestatut. Dieses Statut garantiert den Basken schon heute weit mehr Autonomie, als sie deutsche Bundesländer genießen. Dennoch stellte Zapatero den Basken mit seiner Rede eine neue Autonomie in Aussicht. Seine Rede ähnelte in Grundzügen verblüffend dem, was Arnaldo Otegi, der Sprecher der verbotenen ETA-Partei Batasuna nur wenige Tage vor Zapateros Auftritt in San Sebastián vor Pressevertretern sagte:
"Wir suchen eine Vereinbarung über ein plurales Baskenland, einen Grundkonsens der verschiedensten Gruppierungen, einen Konsens, der alle politischen Optionen innerhalb dieses Landes umfassen muss, der eine Frage lösen muss: Wie und wann werden die Basken in einem demokratischen Rahmen über ihre Zukunft frei entscheiden können? Das ist das Verfahren."
So ähnlich es sich auch anhört: Zapatero spricht von einem Baskenland innerhalb Spaniens, Otegi dagegen von einer Abstimmung über die Unabhängigkeit - so wie am Wochenende in Montenegro. Aber keiner der ständig im Baskenland lebenden politischen Beobachter zweifelt noch am eigentlich Wesentlichen: Das Ende des Terrorismus scheint längst vereinbart.
"Meine Eltern sind beide Kommunalpolitiker und haben ständigen Personenschutz. Wo sie auch hingehen, die Leibwächter sind immer dabei. Nur wegen ihrer politischen Überzeugungen müssen sie mit einem Attentat rechnen. Wir haben eine enorme Lust, dass das endlich aufhört. Ehrlich gesagt, darum sitze ich in diesem Bus."
Das Fest in einer der Messehallen von Bilbao ist so gut besucht wie seit Jahren nicht mehr. Die Erleichterung über die Feuerpause ist auch hier regelrecht greifbar. Bei Rotwein und zur Musik von Blasorchestern sitzen die Parteimitglieder auf langen Bänken. Zunächst reden regionale Politiker, aber im Grunde warten alle auf Zapatero, der gleich mit einem verbalen Paukenschlag beginnt:
"Ich habe erklärt, dass ich die Ernsthaftigkeit der ETA zum Ende der Gewalt verifizieren möchte, und heute kann ich Euch sagen: Im nächsten Monat werde ich den politischen Parteien mitteilen, dass ich Gespräche mit der ETA über ein Ende des Gewalt aufnehmen möchte."
Schon bei der letzten Feuerpause der ETA im Jahr 1998 verhandelte der damalige konservative Regierungschef José María Aznar mit der ETA. Trotzdem geht Zapatero am Sonntag weiter als je ein anderer spanischer Regierungschef zuvor: Er stellt den mehr als 850 Angehörigen der Opfer des Terrorismus und den Überlebenden von Anschlägen eine Verfassungsänderung in Aussicht, nach der das spanische Grundgesetz die Terroropfer in seiner Präambel erwähnen würde. Und erstmals spricht ein spanischer Regierungschef auch von der Möglichkeit der politischen Anerkennung des erst vor zwei Jahren verbotenen politischen Arms der ETA als Teil des politischen Spektrums des Baskenlandes:
"Das Ende der Gewalt ist nicht nur mein persönliches Anliegen, sondern ist Angelegenheit einer ganzen Generation. Diese Generation muss zeigen, dass das demokratische Zusammenleben, der Respekt vor allen politischen Vorstellungen möglich ist. Demokratie bedeutet die Fähigkeit zu einem Grundkonsens. Alle haben wir unsere eigene Sicht auf die Wirklichkeit. Der einzige Weg, das zu überwinden ist, diejenigen zu respektieren, die andere Perspektiven haben, und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Damit daraus ein Grundkonsens entsteht für das friedliche Zusammenleben im Baskenland, in einem Baskenland innerhalb Spaniens."
1978 ratifizierten auch die Basken mehrheitlich die spanische Verfassung, ein Jahr später auch ihr Autonomiestatut. Dieses Statut garantiert den Basken schon heute weit mehr Autonomie, als sie deutsche Bundesländer genießen. Dennoch stellte Zapatero den Basken mit seiner Rede eine neue Autonomie in Aussicht. Seine Rede ähnelte in Grundzügen verblüffend dem, was Arnaldo Otegi, der Sprecher der verbotenen ETA-Partei Batasuna nur wenige Tage vor Zapateros Auftritt in San Sebastián vor Pressevertretern sagte:
"Wir suchen eine Vereinbarung über ein plurales Baskenland, einen Grundkonsens der verschiedensten Gruppierungen, einen Konsens, der alle politischen Optionen innerhalb dieses Landes umfassen muss, der eine Frage lösen muss: Wie und wann werden die Basken in einem demokratischen Rahmen über ihre Zukunft frei entscheiden können? Das ist das Verfahren."
So ähnlich es sich auch anhört: Zapatero spricht von einem Baskenland innerhalb Spaniens, Otegi dagegen von einer Abstimmung über die Unabhängigkeit - so wie am Wochenende in Montenegro. Aber keiner der ständig im Baskenland lebenden politischen Beobachter zweifelt noch am eigentlich Wesentlichen: Das Ende des Terrorismus scheint längst vereinbart.