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Für eine bessere Nachbarschaft

Das Leben und das Arbeiten auf dem Lande ist für die Bauern, die sich mit der Schweinezucht oder Schweinemast beschäftigen, alles andere als einfach. Wann immer beispielsweise der Bau einer neuen Anlage geplant ist, dann kommt es - so sicher wie das Amen in der Kirche - zu Protesten der Anwohner. Einer der Hauptstreitpunkte ist dabei stets die Geruchsbelästigung. Gegen diesen Gestank im und aus dem Schweinestall hat eine Firma aus Ulm im Bundesland Baden-Württemberg nun ein Mittel entwickelt, das die Luft im Stall und aus dem Stall heraus erheblich verbessert. Und in einem Praxistest hat sich das Mittel bereits bewährt.

Von Stefan Pätz |
    In den meisten Schweineställen stinkt es, dass man die Luft schier schneiden kann. Nicht so im Stall des schwäbischen Landwirts Josef Scheffhold. In seinem Stall wird die Luft gewaschen. Christian Bikeböller, Chemiker der Ulmer Firma für Umwelttechnik Weber, hat im Stall des Landwirts viele kleine Düsen angebracht. Ein Rohrleitungssystem, das sich durch den ganzen Stall zieht, speist die Düsen an der Decke. Die versprühen einen Nebel, der sich im ganzen Stall verteilt und so die Luft klar macht:

    Diese Stoffe, die wir zusetzen, sind Enzyme und diese Enzyme wirken wie eine Schere, schneiden Geruchsmoleküle klein und diese kleinen Stücke riechen dann schon nicht mehr. Es ist kein Deo, weil wir nicht parfümieren oder maskieren, sondern wir zerstören den Geruch chemisch.

    Die Luftreinigung hat nicht nur kosmetische Zwecke. Im Stall gibt es viel Gülle. Die zersetzt sich und belastet die Luft mit Schadstoffen. Freigesetzte Keime greifen die Lungen der Schweine an, rufen Krankheiten hervor und können die Aufzucht gefährden:

    Ammoniak ist immer noch ein giftiges Gas und im Schweinestall gibt es relativ viel Staub. Diesen Staub können wir mit dem Nebel auch niederschlagen, so dass sich tatsächlich das Klima für die Tiere verbessert.

    Das schädliche Ammoniak wird nicht einfach vertrieben, sondern durch die Behandlung in Salz umgewandelt. Dieses Salz schlägt sich im ganzen Stall nieder. Auch im Trog der Schweine und kann so als Nahrungsergänzung gleich mit gefressen werden.

    Die Luftwäsche ist nicht nur für die Tiere gut. Landwirt Josef Scheffhold verbringt viel Zeit bei seinen 2000 Schweinen und verspricht sich auch Vorteile für seine eigene Gesundheit:

    Dass die Tiere optimale Luft haben, obwohl die Luft ja schon sehr gut ist bei uns, können wir die Luft noch etwas verbessern. Wenn ich am Tag acht bis zehn Stunden hier drin bin, bin auch froh, wenn ich noch etwas bessere Luft habe.

    Das System der Ulmer Firma ist nicht auf geschlossene Räume begrenzt. Auch die Luft, die aus dem Stall geblasen wird, kann behandelt werden:

    Wir können durch die Behandlung im Stall schon einen Gutteil der Gerüche entfernen, das sind so 30 bis 40 Prozent. Wir können aber zudem noch die Abluft mit Nebel behandeln, so dass wir weit über 90 Prozent Geruchsreduktion kommen und so auch dem Nachbarn eine geruchsfreie Atemluft ermöglichen.

    Geht es nach Hersteller Robert Weber, dann sollen seine Anlagen zukünftig überall stehen, wo es stinkt. Die Absatzmöglichkeiten scheinen nicht schlecht zu sein. Gerade wurde sein System in die Abluftanlage einer Ziegelei eingebaut. Anwohner und Mitarbeiter hatten sich über den üblen Geruch von faulen Eiern beklagt.