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Für eine nachhaltige Waldbewirtschaftung

Der deutsche Wald ist ein Paradebeispiel für Nachhaltigkeit: Weit mehr Holz, als tatsächlich gefällt wird, wächst jährlich nach. Was Naturliebhaber freut, bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass ein großer Teil des Holzes als Rohstoffquelle und Energielieferant bislang ungenutzt bleibt. Gerade als Werkstoff wäre Holz sehr umweltfreundlich, denn beim Bauen mit Holz wird Kohlenstoff gebunden. Die Bundesregierung will nun die Nutzung von Holz stärker vorantreiben. Zusammen mit Wirtschaft und Verbänden hat Verbraucherministerin Renate Künast am Freitag in Bonn eine "Charta für Holz" vorgestellt.

Von Dietrich Sondermann |
    Deutschland liegt mit seinem Holzverbrauch pro Kopf der Bevölkerung fast am Ende in Europa. Spitzenreiter sind die skandinavischen Länder mit mehr als zwei Kubikmeter Holz pro Person im Jahr. Damit nutzen unsere nördlichen Nachbarn fast doppelt so viel Holz wie wir. Mit der Charta für Holz wollen alle Beteiligten daran arbeiten, dass sich das ändert. Verbraucherschutzministerin Renate Künast hat dabei die Forstleute auf ihrer Seite. Stefan Nüßlein vom Deutschen Forstwirtschaftsrat:

    Was die Nutzung und Verwendung von Holz angeht, gibt es keine Kontroverse; da sind wir uns absolut einig; das ist der Rohstoff der Zukunft, da müssen wir hin. Da unterstützen wir die Ministerin auch nach Kräften.

    Künast ist überzeugt, dass die gesteckten Ziele erreicht werden können und hält die Charta für ein wirkungsvolles Mittel dazu:

    Charta ist viel wirkungsreicher als ein kleiner isolierter Gesetzentwurf. Es heißt nämlich, dass wir uns das gemeinsame Ziel gemacht haben, in zehn Jahren die Verwendung von Holz, den Verbrauch von Holz um 20 Prozent zu steigern; das gibt das Wachstum unserer Wälder problemlos her auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten.

    Eckpunkte der Charta sind vor allem der Abbau von Bürokratie und Änderungen im Bundeswaldgesetz. Insektengifte sollen möglichst vermieden werden, Totholz als wichtige ökologische Nische erhalten werden. Waldbesitzer werden somit auch als Naturschützer und Landschaftsgestalter gefordert. Und manchen schmecken die daraus resultierenden Regulierungen nicht recht. Bundesverbraucherministerin Renate Künast:

    Wer in der Wirtschaft weiter wachsen will und das nutzen will, wer Unterstützung der Politik haben will, muss dann auch mit ein wenig Regelwerk an der Stelle auskommen.

    Einen neuen Stellenwert kann Holz in vielen Bereichen erlangen. Einer davon ist die Energiewirtschaft. Holz ist ökologischer als Öl oder Kohle. Das kling widersinnig. Aber: Im Holz ist nur CO2 gebunden, das vorher frei in der Atmosphäre war. Als Brennstoff wird es dann wieder freigesetzt und somit ist der Kreislauf geschlossen. Sehr hoch kann der Anteil der gesamten Energie, die wir brauchen, nicht sein:

    Wir könnten uns vorstellen, dass zehn Prozent durchaus möglich wären. Es liegt derzeit bei deutlich weniger; um die zwei Prozent ist meine Erfahrung.

    Wichtig ist Holz aber auch in der Bauindustrie. Und auch da soll der Anteil gesteigert werden. Ministerin Künast ist zuversichtlich:

    Heutzutage bauen wir nicht mehr wie in den 60er und 70er Jahren. Man achtet auf die Energiebilanz und man achtet darauf, dass in mehrfachem Sinne das Klima im Hause stimmt. Natürliche Rohstoffe tun etwas zum guten Klima innerhalb eines Hauses und sie sind übrigens klimatisch wegen des Aussehens und des Wohlfühlens im Haus doppelt klimaförderlich.

    Auch die Forstwirtschaft sieht in der Bauwirtschaft das größte Potential. Aber es müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden:

    Ganz wichtig ist für uns, dass die öffentliche Hand mit gutem Beispiel voran geht, dass bei Bauwerken, die geplant sind, daran gedacht wird, welchen Anteil können wir daraus aus Holz bauen, damit umweltfreundlich bauen, energiesparend bauen.

    Die Voraussetzungen dafür will die Ministerin schaffen:

    Vielleicht streicht man den einen oder anderen Luxus und gibt einen Euro mehr für das Holz aus.

    Ein wichtiger Punkt der Charta ist die Ökologie. Es geht auch um politisch und ökologisch sauberes Holz. In Russland zum Beispiel werden illegal die letzten riesigen zusammenhängenden Waldgebiete abgeholzt, ohne dass Behörden oder Regierungen schützend eingreifen. Und dieser Raubbau ist alles andere als nachhaltig. Deutsches Holz sollte deshalb einen großen Vorteil erhalten vor solchem importierten Holz aus Raubbau. Und die Ministerin ist optimistisch:

    Wir haben hier die Möglichkeit, tatsächlich auf die Art der Waldbewirtschaftung Rücksicht zu nehmen und diskutieren ja auch um höhere Standards bei der Zertifizierung, um tatsächlich alle Kriterien einer nachhaltigen, eines Waldwachsens eines naturnahen Waldes zu berücksichtigen und - das geht beim Verbraucher.