"Das Lied ist ursprünglich von Juli und heißt: Die perfekte Welle, und auf Rededeutsch heißt das: Das Lieblingslied, sein perfekte welle, sein perfekte tag, du lassen einfach tragen von welle nein nachdenken am gutes."
Dazu hatte man auch gleich eine neue Wortschöpfung parat: Pragmatopie, Altbekanntes neu entdecken.
"Ihr Motto: Fürchtet Euch nicht, denn etwas Besseres als den Tod findet ihr überall - ist eine Aussage der Bremer Stadtmusikanten, und in der Tat, diese erste, interkulturelle Selbsthilfegruppe in der Geschichte hat es richtig gemacht. Sie haben sich für ihre Interessen eingesetzt, im übrigen kulturell, musikalisch, und haben es so geschafft, solidarisch die Räuber zu verjagen. So könnte Zukunft aussehen!"
Der Quartiermanager des Bremer Stadtteils Tenever war indes der einzige, eingeladene Protagonist, der mit seinem Vortrag Hoffnung versprühte, denn erstens hatte er eine Vision, und zweitens ist diese Vision einer glücklichen Gesellschaft bereits Wirklichkeit geworden. Alles andere - im Diskurs, im Spiel auf den Bühnen oder in den Filmen und auf den Videos in den Foyers - war, was die Analyse und Darstellung der Pragmatopien betraf, eher ernüchternd bis deprimierend und alles andere als die im Programmheft angekündigten "Befreiungsschläge".
Auch das Spielerische verhielt sich, wenn auch auf hohem Niveau, höchstens absurd und dabei allerdings auch oft schrecklich amüsant wie in "Körperkontakt", einer der vier Auftragsproduktionen für die diesjährigen "Brandherde", die von hauseigenen Regisseuren und Autoren wie hier von Peter Kastenmüller inszeniert und mit dem exzellenten Schauspielensemble der Münchner Kammerspiele besetzt wurden. Hintergrund ist der Schönheits- und Jugendwahn, kombiniert mit der rasanten medizinischen Entwicklung, die in diesem Kabinettstück zur "Ganzkörpertransplantation" mit einer realen Schweinehälfte und ewigem Leben führen. Mit 30 medikamentös angehalten, wirkt das bei "Schwester Katharina" nach 153 Jahren Phantasie so:
"Und ich habe jetzt dieses geheime Medikament, woran alle interessiert sind - also, die Russen, die Amerikaner, seit Jahren, seit 123 Jahren, um genau zu sein - dieses Medikament in mir, also muss man sich vorstellen, als so eine Art Müllabfuhr. Ich hab also so eine kleine Müllabfuhr im Körper mit Müllmännern, und die kommen da und rollen ständig den ganzen Schutt weg. Der wird dann auf natürlichem Wege ausgeschieden. Und so bleibe ich seit 123 Jahren so fit, jung, auch im Kopf, wie sonst nie, ja!"
Constructing Utopia - All Area, war wörtlich gemeint. Die Schreckensszenarien wurden über alle drei Theaterhäuser verteilt und demonstrierten ihren Werkstattcharakter zudem in Schlosserei, Schreinerei und in der Montagehalle, minimalistisch in der Ausstattung, überlegen in der Moral, ganz und gar, wenn man wieder in den real existierenden Glitzer-Luxus auf die Maximiliansstraße hinaustrat. Am besten und entlarvendsten gelang die Schärfe des Sarkasmus Punkrock-Ikone und Theaterregisseur Schorsch Kamerun mit seinem Stück "Die Logik der Anpassung". Nach dem Motto: Wie verbiege ich mich am besten, damit ich eine Arbeit kriege und durchs Leben komme?, wurde eine Schauspielschülerin beim Casting genötigt, "ein Eis, das in der Sonne schmilzt", darzustellen:
"Auch schön. - Toll, wirklich toll. - Vielleicht mal eine Wespe? - Sssssss - Äh, Wespen haben doch einen Stachel. Heben sie mal von uns aus gesehen das rechte Bein hoch."
Fürchtet Euch nicht? Eher könnte man die zwei Tage zusammenfassen als: Basteln an Phantasien mit hauseigenen Mitteln. Das war durchaus vielfältig an Inhalt und Form, informativ und spielerisch. Wenn auch weniger Theater als Kongress mit Pop-Appeal. Pech nur, dass ausgerechnet an diesem Wochenende der Hochsommer über München hereinbrach, und das Publikum lieber draußen das schmelzende Eis schleckte, als drinnen darüber nachzudenken.
Dazu hatte man auch gleich eine neue Wortschöpfung parat: Pragmatopie, Altbekanntes neu entdecken.
"Ihr Motto: Fürchtet Euch nicht, denn etwas Besseres als den Tod findet ihr überall - ist eine Aussage der Bremer Stadtmusikanten, und in der Tat, diese erste, interkulturelle Selbsthilfegruppe in der Geschichte hat es richtig gemacht. Sie haben sich für ihre Interessen eingesetzt, im übrigen kulturell, musikalisch, und haben es so geschafft, solidarisch die Räuber zu verjagen. So könnte Zukunft aussehen!"
Der Quartiermanager des Bremer Stadtteils Tenever war indes der einzige, eingeladene Protagonist, der mit seinem Vortrag Hoffnung versprühte, denn erstens hatte er eine Vision, und zweitens ist diese Vision einer glücklichen Gesellschaft bereits Wirklichkeit geworden. Alles andere - im Diskurs, im Spiel auf den Bühnen oder in den Filmen und auf den Videos in den Foyers - war, was die Analyse und Darstellung der Pragmatopien betraf, eher ernüchternd bis deprimierend und alles andere als die im Programmheft angekündigten "Befreiungsschläge".
Auch das Spielerische verhielt sich, wenn auch auf hohem Niveau, höchstens absurd und dabei allerdings auch oft schrecklich amüsant wie in "Körperkontakt", einer der vier Auftragsproduktionen für die diesjährigen "Brandherde", die von hauseigenen Regisseuren und Autoren wie hier von Peter Kastenmüller inszeniert und mit dem exzellenten Schauspielensemble der Münchner Kammerspiele besetzt wurden. Hintergrund ist der Schönheits- und Jugendwahn, kombiniert mit der rasanten medizinischen Entwicklung, die in diesem Kabinettstück zur "Ganzkörpertransplantation" mit einer realen Schweinehälfte und ewigem Leben führen. Mit 30 medikamentös angehalten, wirkt das bei "Schwester Katharina" nach 153 Jahren Phantasie so:
"Und ich habe jetzt dieses geheime Medikament, woran alle interessiert sind - also, die Russen, die Amerikaner, seit Jahren, seit 123 Jahren, um genau zu sein - dieses Medikament in mir, also muss man sich vorstellen, als so eine Art Müllabfuhr. Ich hab also so eine kleine Müllabfuhr im Körper mit Müllmännern, und die kommen da und rollen ständig den ganzen Schutt weg. Der wird dann auf natürlichem Wege ausgeschieden. Und so bleibe ich seit 123 Jahren so fit, jung, auch im Kopf, wie sonst nie, ja!"
Constructing Utopia - All Area, war wörtlich gemeint. Die Schreckensszenarien wurden über alle drei Theaterhäuser verteilt und demonstrierten ihren Werkstattcharakter zudem in Schlosserei, Schreinerei und in der Montagehalle, minimalistisch in der Ausstattung, überlegen in der Moral, ganz und gar, wenn man wieder in den real existierenden Glitzer-Luxus auf die Maximiliansstraße hinaustrat. Am besten und entlarvendsten gelang die Schärfe des Sarkasmus Punkrock-Ikone und Theaterregisseur Schorsch Kamerun mit seinem Stück "Die Logik der Anpassung". Nach dem Motto: Wie verbiege ich mich am besten, damit ich eine Arbeit kriege und durchs Leben komme?, wurde eine Schauspielschülerin beim Casting genötigt, "ein Eis, das in der Sonne schmilzt", darzustellen:
"Auch schön. - Toll, wirklich toll. - Vielleicht mal eine Wespe? - Sssssss - Äh, Wespen haben doch einen Stachel. Heben sie mal von uns aus gesehen das rechte Bein hoch."
Fürchtet Euch nicht? Eher könnte man die zwei Tage zusammenfassen als: Basteln an Phantasien mit hauseigenen Mitteln. Das war durchaus vielfältig an Inhalt und Form, informativ und spielerisch. Wenn auch weniger Theater als Kongress mit Pop-Appeal. Pech nur, dass ausgerechnet an diesem Wochenende der Hochsommer über München hereinbrach, und das Publikum lieber draußen das schmelzende Eis schleckte, als drinnen darüber nachzudenken.