Barrie Koskys Inszenierung erzählt eine wundersame Verwandlung. Und die geht so: Die Bühne des Aalto-Theaters böte ja eigentlich viel Raum. Aber die Schiffskajüte, in der Isolde die Überfahrt von Irland nach Cornwall verbringen muss, ist beengend klein. Der Ohrensessel, die schweren Vorhänge, das Waschbecken und die dunkle Vertäfelung der Kajüte eines Überseedampfers um 1900 machen das Atmen schwer, Bewegungen fast unmöglich. Um die wenige Kubikmeter große Kabinenschachtel herum ist alles schwarz, das undurchdringliche Dunkel der Tiefsee, des Weltraums. Der Druck auf Isolde ist gewaltig. Die Bühne zeigt Isoldes Beklemmung, ihre klaustrophobische Panik angesichts einer Ehe, zu der sie in England mit König Marke gezwungen werden soll, gezwungen von Tristan, dem Brautwerber, dem sie einst das Leben rettete.
Doch dann betritt Tristan selbst diese emotionale Hochdruckkammer. Und mit dem Liebestrunk beginnt sie sich zu verwandeln. Im zweiten Aufzug ist der winzige Raum inmitten von Nacht zwar nicht größer geworden, aber heller, und die Möbel sind fort. Eine silbergraue Tapete schmückt die Wände, eine Obstschale steht auf dem Boden, eine Lampe hängt von der Decke. Und jetzt beginnt das Wunder dieser Inszenierung.
In dem Maße wie sich die Liebenden näher kommen, beginnt sich der kleine Raum um die eigene Achse anfangs unmerklich zu drehen. Die Obstschale ist irgendwann einmal oben, die Lampe unten. Und Tristan und Isolde bewegen sich in der kreisenden Welt wie in Zeitlupe, traumwandlerisch, leichtfüßig. Sie berühren einander, ziehen einander an und halten sich: eine liturgische Choreografie von mystischer Innigkeit und doch ganz von dieser Welt. Die große Liebe gibt es, erzählt uns diese Inszenierung. Wagners Liebestaumel ist kein pathologischer Wahn, wie ihn Christoph Marthaler in Bayreuth deutete, und auch kein esoterischer Wunsch, den Peter Sellars in seiner Pariser Regiearbeit herauslas. Sondern Wagners Liebestaumel ist eine menschenmögliche Macht, die die Enge der Welt aufbricht.
Vom Gelingen erzählt auch die Interpretation des Dirigenten Stefan Soltesz in den ersten beiden Aufzügen. Er formt mit den Essener Philharmonikern ein Klangkontinuum, das ohne hysterische Überhitzung auskommt. Sehnsucht und Schönheitsseligkeit werden mit klassischer Ausgewogenheit eingehegt. Es ist manchmal so, als würde Wagner aus dem Geiste Brahms gestaltet und erlebt. Im dritten Aufzug verwandelt sich aber auch die Musik, und es erklingt sehr viel 20. Jahrhundert, Mahler und Schönberg. So gingen Musik und Theater über weite Strecken eine glückliche Verbindung ein.
Auch der einzige eingekaufte Star des Abends, Evelyn Herlitzius, ließ sich in den Geist der Essener Deutung einbinden und sang eine ungewöhnlich weiche und zärtliche Isolde. Jeffrey Dowd schlug sich richtig tapfer mit großen Momenten als Tristan. Seinen Freund Kurwenal spielte und sang Heiko Trinsinger mit burschikoser Heftigkeit. Und Ildiko Szönyis Brangäne war ihrer Herrin Isolde stimmlich nicht selten ebenbürtig.
So leicht sich die Welt im zweiten Aufzug dreht, so starr ist sie im dritten geworden, wenn der schwer verletzte Tristan in seinem klinisch kalten Krankenzimmerchen hockt. Ein gottverlassener Ort in einem gleichgültigen Universum. Kurwenal kann nur noch stümperhaft herumdoktern. Tristan schafft es mit letzter Kraft aus seiner engen Behausung. Isolde schmiegt sich an den toten Körper und umhüllt ihn mit ihren Mantelschößen. Das Zimmerchen schwebt zurück und verschwindet wie eine Raumsonde in den Tiefen des Weltalls. Isolde lebt. Es lebe auch der "Tristan" von Essen!
Doch dann betritt Tristan selbst diese emotionale Hochdruckkammer. Und mit dem Liebestrunk beginnt sie sich zu verwandeln. Im zweiten Aufzug ist der winzige Raum inmitten von Nacht zwar nicht größer geworden, aber heller, und die Möbel sind fort. Eine silbergraue Tapete schmückt die Wände, eine Obstschale steht auf dem Boden, eine Lampe hängt von der Decke. Und jetzt beginnt das Wunder dieser Inszenierung.
In dem Maße wie sich die Liebenden näher kommen, beginnt sich der kleine Raum um die eigene Achse anfangs unmerklich zu drehen. Die Obstschale ist irgendwann einmal oben, die Lampe unten. Und Tristan und Isolde bewegen sich in der kreisenden Welt wie in Zeitlupe, traumwandlerisch, leichtfüßig. Sie berühren einander, ziehen einander an und halten sich: eine liturgische Choreografie von mystischer Innigkeit und doch ganz von dieser Welt. Die große Liebe gibt es, erzählt uns diese Inszenierung. Wagners Liebestaumel ist kein pathologischer Wahn, wie ihn Christoph Marthaler in Bayreuth deutete, und auch kein esoterischer Wunsch, den Peter Sellars in seiner Pariser Regiearbeit herauslas. Sondern Wagners Liebestaumel ist eine menschenmögliche Macht, die die Enge der Welt aufbricht.
Vom Gelingen erzählt auch die Interpretation des Dirigenten Stefan Soltesz in den ersten beiden Aufzügen. Er formt mit den Essener Philharmonikern ein Klangkontinuum, das ohne hysterische Überhitzung auskommt. Sehnsucht und Schönheitsseligkeit werden mit klassischer Ausgewogenheit eingehegt. Es ist manchmal so, als würde Wagner aus dem Geiste Brahms gestaltet und erlebt. Im dritten Aufzug verwandelt sich aber auch die Musik, und es erklingt sehr viel 20. Jahrhundert, Mahler und Schönberg. So gingen Musik und Theater über weite Strecken eine glückliche Verbindung ein.
Auch der einzige eingekaufte Star des Abends, Evelyn Herlitzius, ließ sich in den Geist der Essener Deutung einbinden und sang eine ungewöhnlich weiche und zärtliche Isolde. Jeffrey Dowd schlug sich richtig tapfer mit großen Momenten als Tristan. Seinen Freund Kurwenal spielte und sang Heiko Trinsinger mit burschikoser Heftigkeit. Und Ildiko Szönyis Brangäne war ihrer Herrin Isolde stimmlich nicht selten ebenbürtig.
So leicht sich die Welt im zweiten Aufzug dreht, so starr ist sie im dritten geworden, wenn der schwer verletzte Tristan in seinem klinisch kalten Krankenzimmerchen hockt. Ein gottverlassener Ort in einem gleichgültigen Universum. Kurwenal kann nur noch stümperhaft herumdoktern. Tristan schafft es mit letzter Kraft aus seiner engen Behausung. Isolde schmiegt sich an den toten Körper und umhüllt ihn mit ihren Mantelschößen. Das Zimmerchen schwebt zurück und verschwindet wie eine Raumsonde in den Tiefen des Weltalls. Isolde lebt. Es lebe auch der "Tristan" von Essen!