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Funken schlagen aus 34 Saiten

Die Harfe gehört zu den Instrumenten, die es im Jazz traditionell schwer haben. Vor einem halben Jahrhundert tauchte sie unter den Händen von Betty Glamman zwar vorübergehend sogar auf Hard-Bop-Platten auf, aber sie stand selbst dort verschämt am Rande. Zu silbrigverträumt scheint ihr Klang, wenn es um Swing und rhythmischen Drive geht. Der 34-jährige Kolumbianer Edmar Castañeda durchbricht diese Klischees.

Von Michael Kuhlmann |
    Castañeda versprüht auf seinem sperrigen Instrument die Energie eines Gitarristen: Seine Single-Note-Linien geraten wieselflink wie bei John McLaughlin, seine Akkorde erinnern an das Feuerwerk der Flamencogitarristen; rhythmisch beherrscht er die winzigen und doch enorm spannungsfördernden Nuancen der lateinamerikanischen Musik aus dem Eff-Eff. Dabei ist Edmar Castañeda ein Autodidakt. Mit 13 Jahren nahm er die Harfe in die Hand, mit 16 kam er in die USA, lernte dort auch Trompete und übertrug dann das Vokabular des Jazz auf die Harfe. Mit einer traditionellen kolumbianischen Harfe auf Jam Sessions im Haifischbecken New York aufzutauchen, dazu braucht es allerdings Courage. Castañeda hatte diese Courage – und macht seither Hörer wie Musiker staunen. Normalerweise assoziiere man die Harfe weniger mit Grooves als mit der Musik von Engeln, räumt der Kolumbianer ein: »Ok, we"re going to have a party with the angels!«