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Funkender Magier

Das elektronische Zeitalter wird des Öfteren auch als Marconi-Galaxy bezeichnet - benannt nach dem italienischen Erfinder und Geschäftsmann Guglielmo Marconi. Er gilt als einer der Väter des Radios und früher Medienstar. 1909 bekam er den Nobelpreis für Physik.

Von Martina Groß |
    Von jedem Punkt der Erde miteinander zu kommunizieren. Jederzeit Zugang zu Informationen zu erhalten. Nur Sekunden nach dem Augenblick des Ereignisses schon informiert sein. Was einmal Vision war, ist heute fast selbstverständlich. WLAN, Handys und Smart Computer machen es möglich. Einer der ersten, der sich vorstellen konnte, welche Möglichkeiten elektromagnetischen Wellen in der Übermittlung von Nachrichten zukommen könnten, war der 1874 in Bologna geborene Guglielmo Marconi. In seinem ehemaligen Elternhaus befindet sich heute das Marconi Museum. Unter dem Dach ist das alte Labor des jungen Guglielmo zu besichtigen. Besucher können hier seine Experimente zur drahtlosen Telegrafie nachvollziehen.

    Der Blick aus dem Dachfenster geht auf den sanften Hügel, über den dem Autodidakten Marconi 1895 die erste Funkübertragung über eine Entfernung von zwei Kilometern gelang. Barbara Valotti ist die Kuratorin des Marconi Museums:

    "Das Interessanteste an Marconis Karriere ist der Fakt, dass er ein Wissenschaftler, Erfinder und Geschäftsmann war. All diese drei Dinge waren sehr wichtig, vor allem wie er diese drei Bereiche verband, also diese Übergangsbereiche."

    Schon sechs Jahre nach dem Experiment besaß der 27-Jährige eine eigene, in England ansässige Firma, die 70 Kriegsschiffe und Atlantik-Liner mit sogenannten "Marconi-Räumen" ausgestattet hatte. In denen saßen die Marconisten. Junge, im Hören ausgebildete Männer. Schiffe konnten untereinander kommunizieren und sich in Seenot beistehen. Jedenfalls, wenn sie die nötigen Anlagen und Mitarbeiter von der "Marconi International Marine Communication Company" geleast hatten.

    Aber Marconi ging es um mehr. Im Dezember 1901 gelang ihm, was die meisten Wissenschaftler seiner Zeit für unmöglich hielten, eine Funkübertragung zwischen Amerika und Europa. Glaubten seine Kollegen doch zu wissen, dass elektromagnetische Wellen sich nur geradlinig ausbreiten und nicht der Biegung der Erdoberfläche folgen.

    Die drei kurzen Knackser, der Morsecode für den Buchstaben "S", die Marconi am 12. Dezember 1901 in St. John's, Neufundland empfing, bewiesen das Gegenteil. Sie wurden aus dem 3000 Kilometer entfernten Poldu an Englands Westküste gesendet. Die Presse überschlug sich mit begeisterten Berichten über den funkenden Magier.

    Marconis Experiment war ein Meilenstein auf dem Wege der Globalisierung. Marconi erinnerte sich später:

    "Das Resultat war für mich mehr als nur ein gelungenes Experiment. Wie Sir Oliver Lodge ausführte, war es bahnbrechend. Zum ersten Mal war ich mir absolut sicher, dass der Tag kommen würde, an dem es der Menschheit möglich sein wird, Nachrichten ohne Kabel nicht nur über den Atlantik hinweg zu schicken, sondern auch von den entlegensten Ecken der Erde."

    Es sollte jedoch bis 1909 dauern, bevor ein stabiler Funkverkehr zwischen Amerika und Europa funktionierte, und die teure und reparaturanfällige Kabeltelegrafie ablöste. Von nun an konnten nicht nur sicher die neuesten Kurse in Echtzeit von der New Yorker Börse nach London gesendet werden, auch die Geschwindigkeit der Zeitungsberichterstattung veränderte sich rasant. Das neue Medium Radio, der Hörfunk, entstand. Aber obwohl Marconi als einer der Väter des Radios gilt, so träumte er doch von einer möglichen Kommunikation von Individuum zu Individuum.

    Wir müssen anerkennen, das eine der größten Eigenschaften der Zivilisation auf der ganzen Welt die Einrichtung ist, mit der Menschen, die weit entfernt voneinander leben, miteinander kommunizieren können.

    Die Website der Fondazione Guglielmo Marconi: www.fgm.it