Helge Lund sind die Schrecken ins Gesicht geschrieben. Dem Geiseldrama in der Gasförderanlage bei in Anémas tief in der algerischen Sahara, folgten schlaflose Nächte und Tage der Ungewissheit über das Schicksal der zunächst noch fünf vermissten Mitarbeiter. Im Interview mit dem norwegischen Sender NRK kündigt der Statoil-Konzernchef eine umfassende Analyse der Ereignisse an. Routinen, Krisenpläne, Lagebeurteilungen, Strategien – alles werde nun auf den Prüfstand kommen.
"Dies war der schwerste Terroranschlag, den die Öl- und Gasindustrie jemals erlitten hat. Als Unternehmen, als Gesellschaft, werden wir es nicht zulassen, dass Terroristen uns ihren Willen aufzwingen. Aber wir werden auch keine Mitarbeiter nach Algerien schicken, wenn wir deren Sicherheit dort nicht garantieren können. Für uns in der Branche ist die Sicherheit das oberste Gebot."
Irak, Libyen, Nigeria: Seit Anfang der 90er-Jahre setzt Statoil auf die weltweite Fahndung nach Rohstoffen. Das weltgrößte Offshore-Unternehmen mit 22.000 Mitarbeitern operiert heute in 36 Ländern. Eine strategische Partnerschaft verbindet Statoil mit dem britischen Energieriesen BP. Auch die gewaltige Produktionsanlage bei In Aménas betreiben die beiden Unternehmen seit 2007 gemeinsam mit einem algerischen Partner. Jarl Jåtog war am Bau der Installationen beteiligt. Schon damals habe das algerische Militär das mehrere Hektar große Areal gesichert. Und dennoch sei das Gefühl der Bedrohung stets gegenwärtig gewesen, erinnert sich der Statoil-Ingenieur im Ruhestand.
"Kann man sich vor Leuten schützen, die schwer bewaffnet und zu allem entschlossen sind? Ich kann mir gut vorstellen, dass die westlichen Fachkräfte in absehbarer Zeit aus Ländern mit prekärer Sicherheitslage abgezogen und durch vor Ort geschultes Personal ersetzt werden. Wäre ich noch im Dienst – meine Frau würde mich wohl kaum noch einmal ziehen lassen."
Ist der Konzern mit der lukrativen Beteiligung in Algerien ein unkalkulierbares Risiko eingegangen? Ein Sprecher von Statoil bestätigte Medienberichte, wonach das Unternehmen von der veränderten Lagebeurteilung der Diplomaten in Algier gewusst habe. Nach dem Bürgerkrieg im benachbarten Libyen sei die Terrorgefahr in der Region allein schon durch die Verbreitung von Waffen stark gestiegen, kabelte die Botschaft im August vorigen Jahres. Für Ausländer sei das Risiko groß, entführt zu werden. Das Auswärtige Amt Norwegens sprach schon damals eine Reisewarnung aus. Statoil hat sämtliche Mitarbeiter aus Algerien abgezogen. Branchenexperten wie Anne Gjøen, Ölanalytikerin von Handelsbanken, wollen auch den kompletten Rückzug des staatlichen Konzerns aus unstabilen Förderländern nicht ausschließen:
"Wir können bereits einen Wandel der Strategie erkennen: Das Management ist bereit, größere technologische Risiken etwa bei der Förderung aus der Tiefsee einzugehen, die das Unternehmen selbst verantworten kann. Im Gegenzug ist man bemüht, die politischen Risiken zu mindern, auf die man oft keinen Einfluss hat."
Hilde-Marit Rysst ist gedanklich schon einen Schritt weiter. Die Chefin von SAFE, einer Gewerkschaft der Ölarbeiter, sorgt sich auch um die Sicherheit der Installationen im eigenen Land. Bislang sehen die Krisenpläne vor, das trainierte Spezialkräfte von Armee und Polizei, innerhalb von 24 Stunden anrücken, um etwa eine von Angreifern gekaperte Bohrinsel in der Nordsee zu befreien.
"Da möchten wir gern noch einmal drüber reden, wie realistisch solche Szenarien sind. Denn schon wieder ist uns der Terror ganz nahe gekommen. Wir Norweger sind viel zu lange schon, viel zu naiv gewesen."
"Dies war der schwerste Terroranschlag, den die Öl- und Gasindustrie jemals erlitten hat. Als Unternehmen, als Gesellschaft, werden wir es nicht zulassen, dass Terroristen uns ihren Willen aufzwingen. Aber wir werden auch keine Mitarbeiter nach Algerien schicken, wenn wir deren Sicherheit dort nicht garantieren können. Für uns in der Branche ist die Sicherheit das oberste Gebot."
Irak, Libyen, Nigeria: Seit Anfang der 90er-Jahre setzt Statoil auf die weltweite Fahndung nach Rohstoffen. Das weltgrößte Offshore-Unternehmen mit 22.000 Mitarbeitern operiert heute in 36 Ländern. Eine strategische Partnerschaft verbindet Statoil mit dem britischen Energieriesen BP. Auch die gewaltige Produktionsanlage bei In Aménas betreiben die beiden Unternehmen seit 2007 gemeinsam mit einem algerischen Partner. Jarl Jåtog war am Bau der Installationen beteiligt. Schon damals habe das algerische Militär das mehrere Hektar große Areal gesichert. Und dennoch sei das Gefühl der Bedrohung stets gegenwärtig gewesen, erinnert sich der Statoil-Ingenieur im Ruhestand.
"Kann man sich vor Leuten schützen, die schwer bewaffnet und zu allem entschlossen sind? Ich kann mir gut vorstellen, dass die westlichen Fachkräfte in absehbarer Zeit aus Ländern mit prekärer Sicherheitslage abgezogen und durch vor Ort geschultes Personal ersetzt werden. Wäre ich noch im Dienst – meine Frau würde mich wohl kaum noch einmal ziehen lassen."
Ist der Konzern mit der lukrativen Beteiligung in Algerien ein unkalkulierbares Risiko eingegangen? Ein Sprecher von Statoil bestätigte Medienberichte, wonach das Unternehmen von der veränderten Lagebeurteilung der Diplomaten in Algier gewusst habe. Nach dem Bürgerkrieg im benachbarten Libyen sei die Terrorgefahr in der Region allein schon durch die Verbreitung von Waffen stark gestiegen, kabelte die Botschaft im August vorigen Jahres. Für Ausländer sei das Risiko groß, entführt zu werden. Das Auswärtige Amt Norwegens sprach schon damals eine Reisewarnung aus. Statoil hat sämtliche Mitarbeiter aus Algerien abgezogen. Branchenexperten wie Anne Gjøen, Ölanalytikerin von Handelsbanken, wollen auch den kompletten Rückzug des staatlichen Konzerns aus unstabilen Förderländern nicht ausschließen:
"Wir können bereits einen Wandel der Strategie erkennen: Das Management ist bereit, größere technologische Risiken etwa bei der Förderung aus der Tiefsee einzugehen, die das Unternehmen selbst verantworten kann. Im Gegenzug ist man bemüht, die politischen Risiken zu mindern, auf die man oft keinen Einfluss hat."
Hilde-Marit Rysst ist gedanklich schon einen Schritt weiter. Die Chefin von SAFE, einer Gewerkschaft der Ölarbeiter, sorgt sich auch um die Sicherheit der Installationen im eigenen Land. Bislang sehen die Krisenpläne vor, das trainierte Spezialkräfte von Armee und Polizei, innerhalb von 24 Stunden anrücken, um etwa eine von Angreifern gekaperte Bohrinsel in der Nordsee zu befreien.
"Da möchten wir gern noch einmal drüber reden, wie realistisch solche Szenarien sind. Denn schon wieder ist uns der Terror ganz nahe gekommen. Wir Norweger sind viel zu lange schon, viel zu naiv gewesen."