"Mein Gott, Sie haben sich selbst beworben, Lander. – Was hätte ich denn sonst machen sollen? ... Sich als heißen Tipp vermitteln lassen. ... Es ist alles ein Spiel, Lander. ..."
Ein Spiel, das Roger Brown perfekt beherrscht und das er zu seinem Beruf gemacht hat. Brown wirbt Personal ab. Er ist Headhunter. Einer der Besten in ganz Norwegen. Sein Job und sein Lebensstil – schöne Frau, luxuriöses Haus und jede Menge Geld – helfen Brown dabei, seine Körpergröße von gerade mal 1 Meter 68 zu kompensieren. Für diese Erkenntnis benötigt der schmächtige Mann mit den rotblonden Haaren nicht mal einen Psychiater, wie er selbst sagt. "Wenn du nicht spielst, kannst du nicht gewinnen." So sein Motto. Und Brown ist ein noch größerer Spieler, als es die Menschen in seiner Umgebung ahnen. Einmal abgesehen von Ove, dem Angestellten einer Sicherheitsfirma.
"Er ist morgen um 12 verabredet für etwa eine Stunde. – Und keiner zuhause? – Weder Hund noch Haushaltshilfe. Und die Frau arbeitet in der Stadt. Also in 20 Minuten. ..."
Während sich sein Klient gerade für den neuen Job vorstellt, bricht Brown unbemerkt bei ihm ein, um ein kostbares Kunstwerk gegen eine wertlose Kopie auszutauschen. Sein größter Coup aber wartet auf ihn, als er dem niederländischen Geschäftsmann Greve begegnet. Der soll einen echten Rubens besitzen – ein Gemälde, das als verschollen gilt.
Auch der Einbruch bei Greve verläuft zunächst erfolgreich. Doch am nächsten Morgen, als Brown seinen Wagen aus der Garage holen will, findet er Kompagnon Ove regungslos auf dem Fahrersitz vor. Im Glauben, dass Greve Ove ermordet hat und nun hinter ihm her ist, will sich Brown zusammen mit dem Rubens aus dem Staub machen. Die Flucht ist der Auftakt zu einem aberwitzigen und irrsinnigen Katz- und Mausspiel, bei dem der Headhunter selbst zum Gejagten wird. Denn eines wird ihm schnell klar: Mit Greve hätte er sich besser nicht anlegen sollen. Selbst in Polizeigewahrsam ist Brown nicht sicher.
"Wir müssen raus. – Nein, müssen wir nicht. – Er wird uns alle töten. Er hat mir so ein Sender-Gel in die Haare geschmiert. – Was reden Sie da für einen Unsinn? – Wir müssen raus. – Jetzt beruhigen Sie sich! – Er will mich töten. Er kann mich jederzeit orten. ..."
Jo Nesbø und Regisseur Morten Tyldum tragen zuweilen dick auf in der blutigen Hetzjagd und beim Martyrium des Protagonisten. Aber wie "Headhunters" von Minute zu Minute an Fahrt gewinnt und sich zu einem furiosen Actionthriller entwickelt – das zeugt von großem Können. Die absurd-komischen Momente wie auch die Gewaltexzesse erinnern an das Kino der Coen-Brüder, an Filme wie "Fargo" und "No Country for Old Men". Und "Headhunters" ist von deren Kunstfertigkeit gar nicht mal so weit entfernt.
"Headhunters" von Morten Tyldum: Empfehlenswert!
"Über uns wohnt ein Jude. – Was erzählst du da, Ali? – Der hat den Stern an der Tür. ... Diese verfluchten Juden sind doch überall – diese Hunde."
Sätze wie diese begleiten den 14-jährigen Ali schon sein ganzes Leben. Der Junge hat den Großteil seiner Kindheit im palästinensischen Flüchtlingslager verbracht, bevor seine Familie vor einigen Jahren in Deutschland Asyl beantragt hat. Erst einmal nur geduldet, zieht Ali mit seinen Eltern aus dem Asylbewerberheim in eine Berliner Hochhaussiedlung. Direkt über ihnen wohnt Alexander, ein alter russischer Emigrant jüdischen Glaubens. Schnell wird klar: Hier wird mehr plump als subtil eine Begegnung konstruiert, die Vorurteile und Hass überwinden soll.
Als Mutprobe bricht Ali mit anderen arabischen Jugendlichen aus dem Kiez in Alexanders Wohnung ein und verwüstet sie. Da Alexander Ali erkannt und angezeigt hat, könnte jetzt die Abschiebung drohen. Dem Jungen bleibt nichts anderes übrig: Er muss seinen Fehler wiedergutmachen und Alexander bei der Renovierung der zerstörten Wohnung helfen.
"Kaddisch für einen Freund" erzählt eine zwar ambitionierte, aber auch viel zu durchsichtige und bemühte Geschichte. Regisseur Leo Khasin will eine Botschaft senden und er meint es einfach viel zu gut. Nicht die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Film.
"Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin: Enttäuschend!
Wie man es besser macht – das zeigt "Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian. Auch hier wird ein soziales Märchen erzählt. Ein Märchen von der Solidarität zwischen Menschen, das an Aki Kaurismäkis wunderbaren Film "Le Havre" erinnert. In Marseille leben Marie-Claire und Michel, seit 30 Jahren glücklich miteinander verheiratet. Als die Beiden Opfer eines Raubüberfalls werden, zeigen sie Empathie für den Täter. Christophe, ein junger Mann, hat aus einer Notlage heraus gehandelt. Seit die Mutter abgehauen ist, kümmert er sich um seine beiden kleinen Brüder. Doch jetzt sind die Jungen sich selbst überlassen, denn Christophe sitzt im Gefängnis.
"Bei den Brunets ist niemand zu Hause. Wissen Sie, wo die Kinder sind? – Ich nehme an, die sind von der Schule noch nicht zurück. Sind Sie ein Verwandter? – Nein. Aber ich habe hier einen Umschlag für sie. ... Und wer kümmert sich um die beiden Brüder? – Ich nehme an das Jugendamt. Ich wundere mich, dass sie sie noch nicht abgeholt haben. ..."
Unabhängig voneinander greifen Michel und Marie-Claire den Kindern unter die Arme. Wie der französische Dichter Victor Hugo, von dem er sich hat inspirieren lassen, erzählt auch Robert Guédiguian mit Vorliebe aus dem Leben der armen Leute. Naiv mag man das nennen oder auch realitätsfern, aber ihm gelingt es mit seiner Geschichte zu berühren.
"Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian: Empfehlenswert!
"Headhunters" von Morten Tyldum
"Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin
"Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian
Ein Spiel, das Roger Brown perfekt beherrscht und das er zu seinem Beruf gemacht hat. Brown wirbt Personal ab. Er ist Headhunter. Einer der Besten in ganz Norwegen. Sein Job und sein Lebensstil – schöne Frau, luxuriöses Haus und jede Menge Geld – helfen Brown dabei, seine Körpergröße von gerade mal 1 Meter 68 zu kompensieren. Für diese Erkenntnis benötigt der schmächtige Mann mit den rotblonden Haaren nicht mal einen Psychiater, wie er selbst sagt. "Wenn du nicht spielst, kannst du nicht gewinnen." So sein Motto. Und Brown ist ein noch größerer Spieler, als es die Menschen in seiner Umgebung ahnen. Einmal abgesehen von Ove, dem Angestellten einer Sicherheitsfirma.
"Er ist morgen um 12 verabredet für etwa eine Stunde. – Und keiner zuhause? – Weder Hund noch Haushaltshilfe. Und die Frau arbeitet in der Stadt. Also in 20 Minuten. ..."
Während sich sein Klient gerade für den neuen Job vorstellt, bricht Brown unbemerkt bei ihm ein, um ein kostbares Kunstwerk gegen eine wertlose Kopie auszutauschen. Sein größter Coup aber wartet auf ihn, als er dem niederländischen Geschäftsmann Greve begegnet. Der soll einen echten Rubens besitzen – ein Gemälde, das als verschollen gilt.
Auch der Einbruch bei Greve verläuft zunächst erfolgreich. Doch am nächsten Morgen, als Brown seinen Wagen aus der Garage holen will, findet er Kompagnon Ove regungslos auf dem Fahrersitz vor. Im Glauben, dass Greve Ove ermordet hat und nun hinter ihm her ist, will sich Brown zusammen mit dem Rubens aus dem Staub machen. Die Flucht ist der Auftakt zu einem aberwitzigen und irrsinnigen Katz- und Mausspiel, bei dem der Headhunter selbst zum Gejagten wird. Denn eines wird ihm schnell klar: Mit Greve hätte er sich besser nicht anlegen sollen. Selbst in Polizeigewahrsam ist Brown nicht sicher.
"Wir müssen raus. – Nein, müssen wir nicht. – Er wird uns alle töten. Er hat mir so ein Sender-Gel in die Haare geschmiert. – Was reden Sie da für einen Unsinn? – Wir müssen raus. – Jetzt beruhigen Sie sich! – Er will mich töten. Er kann mich jederzeit orten. ..."
Jo Nesbø und Regisseur Morten Tyldum tragen zuweilen dick auf in der blutigen Hetzjagd und beim Martyrium des Protagonisten. Aber wie "Headhunters" von Minute zu Minute an Fahrt gewinnt und sich zu einem furiosen Actionthriller entwickelt – das zeugt von großem Können. Die absurd-komischen Momente wie auch die Gewaltexzesse erinnern an das Kino der Coen-Brüder, an Filme wie "Fargo" und "No Country for Old Men". Und "Headhunters" ist von deren Kunstfertigkeit gar nicht mal so weit entfernt.
"Headhunters" von Morten Tyldum: Empfehlenswert!
"Über uns wohnt ein Jude. – Was erzählst du da, Ali? – Der hat den Stern an der Tür. ... Diese verfluchten Juden sind doch überall – diese Hunde."
Sätze wie diese begleiten den 14-jährigen Ali schon sein ganzes Leben. Der Junge hat den Großteil seiner Kindheit im palästinensischen Flüchtlingslager verbracht, bevor seine Familie vor einigen Jahren in Deutschland Asyl beantragt hat. Erst einmal nur geduldet, zieht Ali mit seinen Eltern aus dem Asylbewerberheim in eine Berliner Hochhaussiedlung. Direkt über ihnen wohnt Alexander, ein alter russischer Emigrant jüdischen Glaubens. Schnell wird klar: Hier wird mehr plump als subtil eine Begegnung konstruiert, die Vorurteile und Hass überwinden soll.
Als Mutprobe bricht Ali mit anderen arabischen Jugendlichen aus dem Kiez in Alexanders Wohnung ein und verwüstet sie. Da Alexander Ali erkannt und angezeigt hat, könnte jetzt die Abschiebung drohen. Dem Jungen bleibt nichts anderes übrig: Er muss seinen Fehler wiedergutmachen und Alexander bei der Renovierung der zerstörten Wohnung helfen.
"Kaddisch für einen Freund" erzählt eine zwar ambitionierte, aber auch viel zu durchsichtige und bemühte Geschichte. Regisseur Leo Khasin will eine Botschaft senden und er meint es einfach viel zu gut. Nicht die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Film.
"Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin: Enttäuschend!
Wie man es besser macht – das zeigt "Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian. Auch hier wird ein soziales Märchen erzählt. Ein Märchen von der Solidarität zwischen Menschen, das an Aki Kaurismäkis wunderbaren Film "Le Havre" erinnert. In Marseille leben Marie-Claire und Michel, seit 30 Jahren glücklich miteinander verheiratet. Als die Beiden Opfer eines Raubüberfalls werden, zeigen sie Empathie für den Täter. Christophe, ein junger Mann, hat aus einer Notlage heraus gehandelt. Seit die Mutter abgehauen ist, kümmert er sich um seine beiden kleinen Brüder. Doch jetzt sind die Jungen sich selbst überlassen, denn Christophe sitzt im Gefängnis.
"Bei den Brunets ist niemand zu Hause. Wissen Sie, wo die Kinder sind? – Ich nehme an, die sind von der Schule noch nicht zurück. Sind Sie ein Verwandter? – Nein. Aber ich habe hier einen Umschlag für sie. ... Und wer kümmert sich um die beiden Brüder? – Ich nehme an das Jugendamt. Ich wundere mich, dass sie sie noch nicht abgeholt haben. ..."
Unabhängig voneinander greifen Michel und Marie-Claire den Kindern unter die Arme. Wie der französische Dichter Victor Hugo, von dem er sich hat inspirieren lassen, erzählt auch Robert Guédiguian mit Vorliebe aus dem Leben der armen Leute. Naiv mag man das nennen oder auch realitätsfern, aber ihm gelingt es mit seiner Geschichte zu berühren.
"Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian: Empfehlenswert!
"Headhunters" von Morten Tyldum
"Kaddisch für einen Freund" von Leo Khasin
"Der Schnee am Kilimandscharo" von Robert Guédiguian