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Fusion gewünscht

Hochschulfusionen wie in Duisburg-Essen oder Hamburg sind meist Zwangsehen, die von der Politik gewollt, von den Hochschulen selbst jedoch abgelehnt werden. In Niedersachsen gibt es jedoch ein Beispiel, wo es auf den ersten Blick anders läuft. Die katholische Fachhochschule Norddeutschland hat am Dienstag erklärt, sie wolle gerne die beiden Osnabrück und Vechta mit der dort ansässigen staatlichen Hochschule fusionieren. Der vordergründig freiwillige Entschluss ist aber auch hier vor allem durch Sparzwänge motiviert.

Von Annette Laug |
    Seminarräume, Bibliothek und Mensa sind leer. Noch sind Semesterferien. Erst im Oktober kehren die 300 angehenden Sozialarbeiter an ihre Fachhochschule zurück, die 2300 Studierenden der Hochschule Vechta beziehen gleich gegenüber wieder ihre Hörsäle. Hochschule und Fachhochschule, liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Bald soll der räumlichen Nähe auch die innere folgen. Die katholische Kirche möchte, dass ihre Fachhochschule in Vechta sich an die Hochschule anschließt. Die kleine Fachhochschule kann finanziell nicht länger alleine Bestehen, sagt Professor Franz Bölsker, Leiter der Abteilung Schulen im Offizialat Vechta:

    Insofern ist diese Lösung eine, die erstens keine wirkliche Alternative hat und zweitens gute Chancen bietet, das, was bisher an Substanz in der Ausbildung an der KFH existiert hat, zumindest im Kern weiter zu betreiben und zum anderen den Hochschulstandort Vechta abzusichern und zu stärken.

    Der Standort hat eine Stärkung bitter nötig. Die Hochschule Vechta hat in den vergangenen Jahren viele Negativ-Schlagzeilen gemacht. Es gab heftige Querelen unter den Professoren - und mehr als einmal die Drohung des Wissenschaftsministeriums, den Standort zu schließen. Weil die Qualität der Lehre und Forschung nicht stimme. Die Hochschule Vechta gibt es heute nur noch, weil ein Konkordat sie absichert. Ein Vertrag zwischen katholischer Kirche und Staat, geschlossen unter anderem, weil in Vechta katholische Theologie gelehrt wird.
    Seit dem 1. Juli versucht eine neue Präsidentin, Professor Marianne Assenmacher, die Hochschule auf Kurs zu bringen. Sie will neben dem Schwerpunkt Lehrer-Ausbildung nun ein weiteres Standbein in den Fächern Gerontologie und Sozialwesen schaffen. Da kommt die katholische Fachhochschule mit ihrem einzigen Fachbereich Soziale Dienste gut ins Konzept, sagt Assenmacher

    Wir planen zum Wintersemester 2005 die neuen Studiengänge, sprich die Bachelorstudiengänge Gerontologie und Soziale Dienste schon anzubieten. Das wäre natürlich sehr schön, wenn das schon klappt und wenn wir auch einen Schritt weiter in Richtung Kooperation, Fusion.

    Aber einfach werden die Fusions-Verhandlungen dennoch nicht - schließlich müssen eine kirchliche und eine staatliche Einrichtung zusammengeführt werden. Franz Bölsker, Vertreter des katholischen Offizialats Vechta:

    Wir möchten nicht, dass das, was bisher die Arbeit der Katholischen Fachhochschule ausgemacht hat, spurlos verschwindet, sondern wir möchten garantieren, dass die Substanz der kirchlichen Färbung dessen, was hier gelehrt wird, später noch erkennbar bleibt.

    Während die Fachhochschule sich Sorgen macht, dass sie untergeht, muss die Hochschul-Präsidentin ganz andere Befürchtungen zerstreuen:

    Hier gibt es Befindlichkeiten, dass wir zu einer Fachhochschule umgebaut werden. Das ist für manche Kollegen auch eine gewisse Degradierung, wobei ich denke, dass mit der Umstellung auf das Bachelor-Master-System die Statusfrage nicht das Entscheidende ist.

    Dennoch: Alle bewerten eine Fusion grundsätzlich positiv. Am Geld allerdings könnte zuletzt alles scheitern, da die Kirche kräftig sparen will, die Hochschule aber keinesfalls draufzahlen. Und das Land Niedersachsen ist ebenfalls pleite. Daher gibt es für die Fusionsverhandlungen auch noch keinen festen Zeitplan.