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Fußball als Filmkunst

Fußball als Filmkunst:Ddiesem Motto hat sich das Festival "11 Millimeter" verschrieben, das gerade in Berlin zu Ende gegangen ist. Fast 60 Filme flimmerten an sechs Tagen über die Leinwand, ihr gemeinsamer Kern: das runde Leder. 4500 Zuschauer kamen – auch das ein Rekord.

Von Ronny Blaschke | 30.03.2011
    Jedes Jahr freut sich Birger Schmidt auf die Atmosphäre des Kinos "Babylon Mitte", wo das Filmfestival "11 Millimeter" seine Heimat hat. Aus dem Vorführraum beobachtet Schmidt die Reaktionen der Zuschauer, im Hintergrund rattert die Filmrolle.

    Der Erziehungswissenschaftler Birger Schmidt hat den Fußball in vielen Jugendprojekten als Medium genutzt: für Bildung, Kultur und Kunst. Vor acht Jahren hatte er die Idee, ein Fußballfilmfestival zu gründen – das erste weltweit.

    "Nachdem ich in England einige Fußballfilme gesehen habe und gedacht habe: Mensch, das muss in mehreren Ländern ja auch möglich sein, da sich auf die Recherche zu machen und Filme zu finden, und das war dann tatsächlich so: In Skandinavien beispielsweise gibt’s wirklich ‚ne Fußballfilmkultur und das haben wir dann zusammengetragen und daraus ist erst eine Filmreihe geworden und inzwischen ein richtig schönes Festival."

    Festivalleiter Birger Schmidt pflegt eine alte Tradition: 1919 war in England der erste Fußballfilm gedreht worden: "Harry the footballer". Jedes Jahr entwickeln die Macher von "11 Millimeter" einen cineastischen Leitfaden: Mal sind es Vereinsporträts, mal sind es Filme über die DDR oder über Afrika. In diesem Jahr stand der Frauenfußball im Mittelpunkt, wenige Wochen vor Beginn der WM hierzulande. 150 Filmemacher hatten sich dieses Mal beim Festival beworben – etwa sechzig konnten gezeigt werden.

    "Wenn man so die Fußballgötter vorstellt: Von Johan Cruyff über Maradona bis hin zu Puskas, den wir diesmal gezeigt haben, dann gibt es ein ganz spezielles Interesse und wo man auch merkt, dass die Leute den Film mit leben und dementsprechend dann am Schluss auch feiern."

    Bei "11 Millimeter" sind die Grenzen zwischen Fußball und Feuilleton fließend. Ergänzt werden die Vorführungen durch Lesungen, Diskussionen, Ausstellungen. Mit Gästen wie dem einstigen Torwart Sepp Maier oder dem Schauspieler Jörg Schüttauf. Zugleich geht das Festival auf Tour und besucht die Spielorte der Frauen-WM. Und langsam findet das Konzept sogar Nachahmer: In New York, London und Amsterdam sind Filmreihen entstanden. In Rio de Janeiro ist gerade das zweite Fußballfilmfestival gegründet worden. Es wird sicherlich nicht das letzte gewesen sein.