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Fußball
Transferkönige bangen um Erlöse

Bayern Münchens Gegner FC Porto hält sich seit Jahren in Europas Spitze: 2004 Gewinn der Champions League, 2011 Europa League-Sieg. In den vergangenen zehn Jahren nahmen die „Drachen“ bei Transfers 735 Millionen Euro ein, bei Ausgaben von 340 Millionen Euro. Auf den Gewinnen aus den Spielerverkäufen basiert die Finanzierung des Vereins, während in anderen Ligen die Erlöse aus Medienrechten und Sponsoring die wichtigste Einnahmequelle sind. Aber das Geschäftsmodell der Portugiesen ist jetzt bedroht.

Von Heinz Peter Kreuzer | 14.04.2015
    Von den Gewinnen aus den Transfererlösen kassiert der FC Porto aber nur einen Teil. Denn bis zu 75 Prozent des Kaders ist im Teilbesitz von Investoren, die beim Weiterverkauf mitkassieren. Dieses Geschäftsmodell ist in der spanischen und portugiesischen Liga weitverbreitet. So versuchen die Vereine ihre im europäischen Vergleich deutlich geringeren Einnahmen aus dem Verkauf von Medienrechten und Sponsoring auszugleichen. Zum 1. Mai dieses Jahres hat der Fußball-Weltverband jedoch das Third Party Ownership, kurz TPO, genannte Geschäftsmodell verboten.
    Der Münchner Jurist Mark E. Orth glaubt, die Beteiligten würden andere Lösungen finden. "Die Reaktion der Beteiligten wird wahrscheinlich sein, dass man versucht Umgehungsgeschäfte zu machen, d.h., dass man sich nicht mehr an Spielern beteiligt, sondern an Klubs, und da werden dann verschiedene andere Regelwerke in Frage gestellt. In Deutschland etwa die 50+1-Regel. Und auch das FFP-Reglement wird im Rahmen des Verfahrens gegen TPO überprüft."
    Derzeit untersucht die Europäische Kommission nach einer Beschwerde der spanischen und portugiesischen Liga das Verbot. Die meisten Vereine der beiden Ligen überleben finanziell nur mit Hilfe dieses Geschäftsmodells. Und vor einem Pariser Gericht wird ab 28. Mai die Klage der Investmentfirma Doyen gegen das neue FIFA-Reglement verhandelt. Kartellrechtler Orth sieht gute Chancen für die Beschwerdeführer und den Kläger. Nach seiner Meinung verstößt die Vorschrift jedoch gegen das europäische und deutsche Kartellrecht. Zum einen sei es eine Wettbewerbsbeschränkung. Zum anderen müsse sie sachlich gerechtfertigt sein.
    Aber die Ziele der FIFA, unter anderem Manipulationen auszuschließen, seien auch mit weniger einschneidenden Maßnahmen zu erreichen. Orth vermutet eine andere Motivation: "Man kann vermuten, dass es die Absicherung des Financial Fairplay ist. Weil es gab die Entwicklung, dass man das FFP umgehen wolle durch die Konstruktion über Investoren bei Spielern. Und wenn sie das FFP aufrechterhalten wollen, müssen sie Umgehungsmöglichkeiten beschränken."