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Fußball-Transfers
"Risiko einer Blase steigt"

Neymar und Dembélé waren keine Ausnahmen: Laut FIFA-"Big 5 Report" wurden in diesem Sommer in den fünf europäischen Top-Ligen England, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland mehr als drei Milliarden Euro für internationale Transfers ausgegeben - über 30 Prozent mehr als im vergangenen Transfer-Sommer. Eine gefährliche Entwicklung, meint der Ökonom Jörn Quitzau.

Jörn Quitzau im Gespräch mit Marina Schweizer | 16.09.2017
    FC Barcelonas Präsident Bartomeu und Dembélé halten bei dessen Vorstellung das Trikot des FC Barcelona hoch
    FC Barcelonas Präsident Bartomeu dreht mit an der Finanzschraube und hat für Dembélé tief in die Tasche gegriffen. (imago sportfotodienst)
    Mit Blick auf die Transferssummen im Fußball sprach der Ökonom Jörn Quitzau vor einem Jahr noch im Dlf von einer normalen Markt-Entwicklung, die letztlich nicht zu einer Blase führen werde. Nach den Rekordsummen in diesem Sommer ist sich der Sport-Ökonom nicht mehr so sicher:
    "Letztes Jahr gab es durch höhere TV-Verträge mehr Geld zu verteilen. Dieses Jahr kommt das Geld von außen. Das Risiko, dass sich durch solch ein Finanzgebahren eine Blase bildet, ist wesentlich größer."
    Denn das Geld stamme nicht aus dem orginären Fußballgeschäft. "Wenn das Geld von außen in den Markt hineinströmt, dann muss es auch irgendwohin gehen und es fließt in die Taschen der Spieler und in die Transfersummen." Man könne sich schon die Frage stellen, ob es zukünftig das Wichtigste im Fußball sei, Zugang zu den größten Finanzquellen zu haben.
    Schnapsidee oder Zukunftvision?
    Transfersummen und Gehälter wie die von Neymar und Dembélé machten nur dann Sinn, wenn sich der Markt auf diesem höheren Niveau einpendele. Die Frage sei nun: "War das eine einmalige Schnapsidee eines Investors oder sind das Gelder, die häufiger fließen werden?" Langfristig könne das auch "nach hinten losgehen, wenn Manager glauben, das geht immer so weiter."
    Schon jetzt spielten die Klubs in Spanien und Großbritannien in einer eigenen Liga. Den FC Bayern München will Ökonom Quitzau nicht mitzählen, weil dessen Finanzgebaren ein anderes sei. "Da steckt nicht der Investor dahinter, der im Zweifel die Schatulle noch ein Stück weiter aufmachen kann, sondern bei Bayern München würde ich sagen, dass das Geld tatsächlich noch eher aus dem originären Fußballgeschäft kommt."
    Hinter Bayern und Dortmund sieht er aber eine "große Lücke" zu Vereinen, denen es nicht regelmäßig gelänge in der Champions League zu spielen. "Da ist eine sehr große Kluft zwischen international erfolgreichen Vereinen und jenen, die ab und zu mal mitspielen dürfen."
    Wenn es noch ein paar Jahre so weitergehe mit Bayern als Serienmeister, werde man sich fragen müssen, ob das duale Nebeneinander von europäischen Wettbewerben und nationalen Ligen noch sinnvoll sei.
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