«Força» bedeutet dem Sinn nach: Voran!. «Forca Portugal» - wäre also ein schöner Schlachtruf bei Länderspielen. «Forca Portugal», das ist aber auch der Name, den sich die konservativen Regierungsparteien für ihre gemeinsame Liste zur Europawahl ausgedacht haben.
Damit sind wir auch schon mitten in der in Portugal beliebten Vermengung von Fußball und Politik. Versucht die Regierung etwa, den Enthusiasmus über die EM im eigenen Land in Wählerstimmen umzumünzen? Die Opposition ist davon überzeugt und gibt sich empört!
Aber, alle Parteien, ob rechts oder links, bedienen sich für die Europa-Wahlplakate mit Vorliebe der Bilder aus der Welt des Fußballs. An manchen Ecken Lissabons verliert man derzeit leicht den Überblick, wer da gerade wem die "rote Karte" zeigt.
Auch außerhalb der Wahlkämpfe versuchen die portugiesischen Politiker mit dem Thema Fußball Punkte zu machen, etwa als Kommentatoren im Fernsehen. Pedro Santana Lopes ist nur ein Beispiel. Der Bürgermeister der Hauptstadt will Präsident des Landes werden. In seinem Lebenslauf verweist er gerne auf einige Jahre als Chef des Erstligisten Sporting Lissabon.
Die Vermischung von Politik und Fußball steht auch hinter dem jüngsten Skandal um die Bestechung von Schiedsrichtern. Hauptverdächtiger ist der Präsident der Profiliga, Valentim Loureiro. Er soll als Bürgermeister der Kleinstadt Gondomar dafür gesorgt haben, dass die Schiedsrichter seinen örtlichen Drittligisten zum Aufstieg pfeifen.
Schlimmer noch ist der Verdacht, dass es in Portugal ein kriminelles Kartell gibt zwischen Kommunal-Politik, Fußball und Baufirmen. Die Staatsanwältin Maria José Morgado hat vor anderthalb Jahren, noch als stellvertretende Polizeichefin, zum Rundumschlag ausgeholt. Der Fußball sei ein Staat im Staate, geprägt von Korruption und Geldwäsche, schrieb sie in einem Buch.
Alles in allem kommt es also nicht von ungefähr, dass die katholische Bischofskonferenz Portugals vor kurzem den wohl nicht nur in diesem Land ersten Hirtenbrief zum Thema Fußball geschrieben hat. Korruption und der Missbrauch des Sports für politische Zwecke werden darin scharf verurteilt. Beobachter zeigten sich äußerst überrascht über die Sachkenntnis der Bischöfe...
Von Marco Bertolaso. Gesendet im Deutschlandfunk, "Sport aktuell”, 8. Juni 2004
Damit sind wir auch schon mitten in der in Portugal beliebten Vermengung von Fußball und Politik. Versucht die Regierung etwa, den Enthusiasmus über die EM im eigenen Land in Wählerstimmen umzumünzen? Die Opposition ist davon überzeugt und gibt sich empört!
Aber, alle Parteien, ob rechts oder links, bedienen sich für die Europa-Wahlplakate mit Vorliebe der Bilder aus der Welt des Fußballs. An manchen Ecken Lissabons verliert man derzeit leicht den Überblick, wer da gerade wem die "rote Karte" zeigt.
Auch außerhalb der Wahlkämpfe versuchen die portugiesischen Politiker mit dem Thema Fußball Punkte zu machen, etwa als Kommentatoren im Fernsehen. Pedro Santana Lopes ist nur ein Beispiel. Der Bürgermeister der Hauptstadt will Präsident des Landes werden. In seinem Lebenslauf verweist er gerne auf einige Jahre als Chef des Erstligisten Sporting Lissabon.
Die Vermischung von Politik und Fußball steht auch hinter dem jüngsten Skandal um die Bestechung von Schiedsrichtern. Hauptverdächtiger ist der Präsident der Profiliga, Valentim Loureiro. Er soll als Bürgermeister der Kleinstadt Gondomar dafür gesorgt haben, dass die Schiedsrichter seinen örtlichen Drittligisten zum Aufstieg pfeifen.
Schlimmer noch ist der Verdacht, dass es in Portugal ein kriminelles Kartell gibt zwischen Kommunal-Politik, Fußball und Baufirmen. Die Staatsanwältin Maria José Morgado hat vor anderthalb Jahren, noch als stellvertretende Polizeichefin, zum Rundumschlag ausgeholt. Der Fußball sei ein Staat im Staate, geprägt von Korruption und Geldwäsche, schrieb sie in einem Buch.
Alles in allem kommt es also nicht von ungefähr, dass die katholische Bischofskonferenz Portugals vor kurzem den wohl nicht nur in diesem Land ersten Hirtenbrief zum Thema Fußball geschrieben hat. Korruption und der Missbrauch des Sports für politische Zwecke werden darin scharf verurteilt. Beobachter zeigten sich äußerst überrascht über die Sachkenntnis der Bischöfe...
Von Marco Bertolaso. Gesendet im Deutschlandfunk, "Sport aktuell”, 8. Juni 2004