Vizepräsident Scheich Salman bestätigt, untermalt von Musik, das Abstimmungsergebnis. Einen Gegenkandidaten, der es mit dem Schweizer in einer regulären Wahl aufgenommen hätte, konnte man nicht finden. Dabei stand vor allem der europäische Verband, die UEFA, der Politik und den Plänen Infantinos lange kritisch gegenüber. Am Ende aber applaudierten auch die Vertreter Europas. Gestern bereits hatte der DFB einstimmig beschlossen, für Infantino zu stimmen.
"Es ist für meine Begriffe wichtig, dass die UEFA mit der FIFA gemeinsam an einem Tisch sitzt und nicht gegeneinander am Tisch sitzt", meint Interimspräsident Reinhard Rauball. Am Ende waren sie alle vereint hinter dem alten und neuen FIFA-Präsidenten, der in seiner ersten Amtszeit seine Rolle extrem gefestigt hat. In der großen Fußball-Familie, wie man sich gerne sieht bei der FIFA, traut sich keiner gegen ihn aufzustehen. Gegen den Mann, der seit seiner ersten Wahl 2016 nur von der neuen FIFA spricht.
"Es ist die neue FIFA"
"Warum hat es beim Bewerbungsprozess um die WM 2026 keine Skandale gegeben?", fragt er zynisch. "War das etwa nicht die FIFA? Nein, die neue FIFA ist es." Die FIFA, die in seinen Augen große Fortschritte gemacht hat. Welche, zählt er in seiner knapp halbstündigen Rede vor der Wahl beim Kongress in Paris auf.
Ein Beispiel: Die FIFA habe inzwischen die erste Frau in der über 100-jährigen Geschichte auf dem Posten der Generalsekretärin. Und sie sei nicht mal aus Europa. In den drei Jahren und vier Monaten seiner ersten Amtszeit habe er es mit der FIFA geschafft, die Situation zu wenden. Niemand rede mehr über Skandale und Korruption.
"Was wir investieren, ist für euch"
Die Zahlen sprechen für Infantino, die Finanzen des Weltverbands hat er auf Kurs gebracht und dem FIFA-Konto ein deutliches Plus beschert. Geld akquirieren ist eine seiner Hauptaufgaben. Dabei geht der FIFA-Präsident sogar soweit, dass er für 25 Milliarden sämtliche Rechte an ein Konsortium aus Saudi-Arabien verkaufen wollte. Heute sagt er, man solle sich vor neuen Investitionen nicht verschließen, denn sie werden ja in die 211 Mitgliedsländer gegeben, um dort den Fußball zu entwickeln. "Das, was wir investieren, ist für euch. Jeder wird davon profitieren."
Mit großzügigen Finanzzuwendungen sichert er sich leicht die Stimmen vieler kleiner Mitgliedsverbände, die ihn dafür verehren. Ein Geschenk für den Fußball sei Infantino, sagt zum Beispiel der Vertreter Nigerias. Kritiker an seinem Kurs, unbequeme Aufseher, die hat Infantino in seiner ersten Amtszeit durch konsequente Machtpolitik aus dem Weg geräumt. Natürlich, und das bleibt der einzige nachdenkliche Moment seiner Rede, gleich zu Beginn. Natürlich habe er Fehler gemacht, gesteht Gianni Infantino zu.
"Heute liebe ich euch alle"
"Die drei Jahre und vier Monate waren sicher nicht perfekt. Aber ich werde versuchen daran zu arbeiten und mich zu verbessern." Welche Fehler das sind, darüber verliert er aber kein Wort. Keine Silbe zu seinen gescheiterten Plänen, neue Wettbewerbe einzuführen oder die ohnehin umstrittene WM in Katar auf 48 Mannschaften aufzublähen. Kein Silbe auch zu den vor seiner ersten Wahl beschlossenen Reformmaßnahmen, die eigentlich die Machtfülle des Präsidenten einschränken sollten. Heute, direkt nach seiner Wiederwahl gibt sich Gianni Infantino in seiner Dankesrede als Strahlemann des Weltfußballs.
"Danke an alle, an alle, die mich lieben, an alle, die mich hassen. Heute liebe ich euch alle." Die neue FIFA ist in erste Linie die FIFA von Gianni Infantino, der Präsident, der mächtiger ist als je zuvor.