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Fußball-WM 2022 in Katar
Korruption und Menschenrechtsverletzungen

Die erste Weltmeisterschaft im Nahen Osten wird 2022 in Katar stattfinden. Seit der Vergabe vor rund acht Jahren steht das Wüstenemirat massiv in der Kritik. In den Sportausschuss des Bundestags waren nun Vertreter aus Katar und von FIFA, DFB sowie der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geladen.

Von Robert Kempe | 17.10.2018
    Generalsekretär des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, Hassan Al-Thawadi
    Der Generalsekretär des Organisationskomitees der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, Hassan Al-Thawadi, im Januar 2018 im Khalifa International Stadium in Doha (Katar). (picutre alliance/dpa/Foto: Sven Hoppe)
    Der Chef des katarischen Organisationskomitees Hassan Al-Thawadi zeichnete wie erwartet ein positives Bild der WM-Vorbereitungen. Stadien und Infrastrukturprojekte würden pünktlich fertig gestellt. Die WM diene der Erneuerung Katars auch bei den Arbeitsbedingungen für hundertausende Gastarbeiter.
    "Wir sind zu Reformen verpflichtet, nicht nur wegen der WM, aber die WM hat eine reformierende Kraft und es ist ein Antreiber für positiven Wandel. Seit der WM-Vergabe gab es massive Reformen im Arbeits- und Sozialwesen", so Al-Thawadi.
    Hassan Al-Thawadi und daneben der katarische Botschafter Scheich Saoud bin Abdulrahman Al Thani
    In den Sportausschuss des Bundestags waren Vertreter aus Katar, FIFA, DFB sowie der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geladen. (Deutschlandradio / Robert Kempe)
    Al-Thawadi hob die Einführung eines Mindestlohns hervor und die Absicht, das Kafala-System abzuschaffen. Bei diesem ist der Arbeiter schutzlos seinem Vorgesetzten ausgeliefert und darf ohne Zustimmung das Land nicht verlassen. Für die angekündigten Änderungen, so Al-Thawadi, erhalte man viel Zuspruch von internationalen Gewerkschaften.
    Human Rights Watch gehen die Entwicklungen in Katar dennoch nicht weit genug, betont Minky Worden, Direktorin der Organisation. Immer noch gebe es Sicherheitsprobleme und Todesfälle an den Baustellen. Außerdem widersprach sie Al-Thawadi in der Sitzung klar. Dieser wurde direkt auf LGBT-Rechte angesprochen.
    "Menschenrechte sind klar definiert"
    Öffentlich gezeigte Zuneigung sei nicht erwünscht, betonte er, und verwies auf die Kultur und Rechtsvorschriften in seinem Land. Minky Worden von Human Rights Watch: "Das LGBT-Gesetz ist gegen die Menschenrechte und verletzt auch die FIFA-Statuten. Es muss abgeschafft werden. Im Fußball gelten Regeln, bei den Menschenrechten gelten auch Regeln. Die Menschenrechte sind klar definiert. Und für Katar muss das gleiche gelten wie für andere Länder."
    Auch die Korruptionsvorwürfe bei der WM-Vergabe waren Thema im Ausschuss. Und die gibt es vielfach. So berichtete eine ehemalige Mitarbeiterin der katarischen Bewerbung mehrfach von Millionenzahlungen an afrikanische FIFA-Wahlmänner für deren Stimme. Auch andere FIFA-Funktionäre sollen bestochen oder hohe Geldsummen offeriert worden sein, wie Zeugen beim FIFA-Prozess in den USA berichten.
    Emotional geführte Debatte
    Hassan Al-Thawadi, damals Geschäftsführer der katarischen Bewerbung, weißt weiterhin alles von sich: "Jeder Anschuldigung die vorgebracht wurde, sind wir nachgegangen und wir wurden entlastet. Egal was über uns gesagt wurde oder was passiert ist, wir haben uns an die Regeln gehalten und keine Gesetze gebrochen. Wir haben an unsere Bewerbung geglaubt. Ganz einfach."
    Es war eine Sitzung im Bundestagssportausschuss, die angesichts der Bedeutung des Fußballs und der sehr emotional geführten Debatte um die katarische WM mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte. Doch wieder tagte der Sportausschuss hinter verschlossenen Türen.