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Fußballblase vor dem Platzen

Unter dem Titel "Financial Fairplay" arbeitet eine Arbeitsgruppe der Europäischen Fußball-Union UEFA daran, ein finanzielles Gleichgewicht im europäischen Fußball herzustellen. Denn eins wird immer deutlicher: Steigende Ablösesummen und Gehälter sowie die Zahlungen an Spielervermittler bedrohen die Stabilität vieler Vereine.

Von Heinz Peter Kreuzer |
    Unter dem Titel "Financial Fairplay" arbeitet eine Arbeitsgruppe der Europäischen Fußball-Union UEFA daran, ein finanzielles Gleichgewicht im europäischen Fußball herzustellen. Denn eins wird immer deutlicher: Steigende Ablösesummen und Gehälter sowie die Zahlungen an Spielervermittler bedrohen die Stabilität vieler Vereine. Die Arbeitsgruppe, bestehend aus Vertretern der UEFA und der Europäischen Klub-Vereinigung ECA, arbeitet an der Regulierung, die bis 2015 abgeschlossen sein soll.

    Der Fußball wird schon mit der geplatzten Internetblase verglichen. Im UEFA-Report von 2008 steht, dass die 732 Vereine der Top-Ligen 5,5 Milliarden Euro Schulden haben. 54 Prozent dieser Summe verteilen sich auf 20 Klubs. Ein großes Sorgenkind ist die englische Premier League, erklärt Frank Rutten, Ligadirektor der niederländischen Ehrendivision:

    "England, das ist eigentlich die reichste Top-Division, die es gibt in der Welt. Und noch immer haben die Riesenschulden, 3,3 Milliarden über 2009. Ich denke, die Hälfte der Vereine in England, die würden keine Lizenz bekommen in Deutschland."

    In England engagieren sich auch die meisten Investoren im Fußball. Deren Geld soll nur bedingt berücksichtigt werden beim Financial Fairplay. Denn in Zukunft müssen die Vereine sich verpflichten, pro Saison nicht mehr auszugeben als sie einnehmen. Und zu den Einnahmen gehören nicht die Finanzmittel der Investoren. Frank Rutten:

    "Das bedeutet, wenn jemand reinkommt und möchte viel Geld investieren, dann geht das. Aber dann geht das nicht in Transfers, dann kann er zum Beispiel die Jugendabteilung übernehmen, oder kann investieren im Stadien, aber nicht in Spielertransfers oder Gehälter."

    Weiter sollen Gehaltsobergrenzen festgesetzt und Regeln für die Transferausgaben festgelegt werden. Die Höhe der Spielergehälter richtet sich nach den Umsätzen der Vereine. Die Gesamtgehälter dürfen einen bestimmten Anteil des Umsatzes nicht überschreiten. Auch die Schulden der Klubs untereinander werden berücksichtigt. Viele Klubs, besonders in Südeuropa, bleiben Vereinen Ablösesummen schuldig. Die erste Rate wird immer gezahlt, damit die Neuerwerbung eine Spielgenehmigung erhält. Aber die späteren Raten werden verspätet oder gar nicht gezahlt. Das soll sich jetzt ändern, so Rutten:

    "Wenn ein Verein Schulden hat gegenüber anderen Vereinen, darf er in Europa nicht spielen."

    Diese Regel gilt schon ab der kommenden Saison. Ein Jahr später sollen die anderen Vorschriften in Kraft treten, aber mit einer Ausnahme. Die Klubs können noch drei Jahre ein Minus von 45 Millionen Euro machen, schuldenfrei müssen sie erst ab 2015 sein. Frank Rutten begründet das so:

    "Wenn ein Verein jetzt Verträge hat, zum Beispiel Manchester City oder Chelsea, die haben normalerweise noch ein Problem nächstes Jahr. Dann werden sie auch nicht nach den Regeln des Financial Fairplay spielen und auch nicht im Jahr danach. Die haben ja Verträge und Verträge mit Spielern müssen sie respektieren."

    Das erklärt auch die momentanen Aktivitäten auf dem Transfermarkt. So hat beispielsweise Manchester City Edin Dzeko vom VfL Wolfsburg für 32,5 Millionen Euro gekauft. Mit den Financial Fairplay-Regeln sind zukünftig solche Transfers schwieriger umzusetzen.