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Fußballer voll mit Kälbermastmittel

Der Deutschlandfunk hatte vorab über positive Dopingfälle bei der Fußball-Weltmeisterschaft der U-17-Junioren in Mexiko berichtet. Jetzt kam vom Welt-Fußballverband FIFA die offizielle Bestätigung: Die Rekordzahl von 109 Spielern war positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet worden – aber die vermeintlichen Sünder gehen straffrei aus.

Von Florian Bauer | 17.10.2011
    Monatelang hatten der Weltfußballverband FIFA und die Welt-Anti-Dopingagentur WADA alles unter Verschluss gehalten, heute dann eine telefonische Pressekonferenz. 109 Urinproben der U17-WM im Sommer in Mexiko wiesen Clenbuterol auf, das Kälbermastmittel, das auch zu Dopingzwecken genutzt wird. 109 positive Proben, mehr als die Hälfte aller insgesamt genommenen Proben bei der U17-WM. Betroffen waren fast alle Teams.

    Welche nicht, wollte Jiri Dvorak, der Chefmediziner der FIFA, nicht sagen. Dafür aber, dass es sich nicht um ein Dopingproblem handele, sondern um ein Problem der öffentlichen Gesundheit.

    Die FIFA hatte Fleisch aus den Teamhotels der WM eingefroren an ein Labor in Holland geschickt. Die Untersuchungen ergaben, dass ein Drittel des Fleischs Clenbuterol enthielt, das übrigens sowohl in Europa als auch in Mexiko verboten ist.

    Schon vor der U17-WM waren fünf mexikanische Nationalspieler beim Gold Cup positiv auf Clenbuterol getestet worden. Vier weitere positive Tests bei Mexikos A-Nationalmannschaft meldete die FIFA erst heute.

    Mikel Arreola, Vertreter des Gesundheitsministeriums Mexikos, gab zu: Ja, Mexiko hat ein Problem mit Clenbuterol im Fleisch, mehrere Schlachthöfe seien bereits geschlossen worden.

    Keine der 109 positiven Proben wird daher als Dopingfall gewertet, und die Welt-Anti-Dopingagentur wird dagegen – wie der Deutschlandfunk schon gestern meldete – auch keinen Einspruch einlegen.

    Allerdings überrascht Experten, dass die WADA trotz einer Warnung des Kölner Dopingkontrolllabors im April monatelang keine eigene Warnung vor kontaminiertem Fleisch in Mexiko aussprach. Ihnen haben die Erkenntnisse gefehlt, so der Chefjurist der WADA, Olivier Niggli. Experten gehen eher von einem Machtkampf mit der FIFA aus.

    Auf Nachfrage, ob denn nun nicht Doping mit Clenbuterol in Ländern mit kontaminiertem Fleisch – wie Mexiko oder China – quasi freigegeben sei, antwortete Niggli: Das wäre zumindest eine perfekte Ausrede für Doper.

    Der Gastgeber und spätere Weltmeister Mexiko hatte bei der U17-WM im Sommer übrigens keine einzige positive Dopingprobe, soviel verriet FIFA-Mediziner Dvorak. Die Mexikaner hatten vorsorglich ihren Spielern nur noch Fisch und Gemüse zu essen gegeben. Noch eine Erkenntnis des Tages. Auch ohne Fleischkonsum kann man Weltmeister werden.