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G7
Im Fokus steht der Klimawandel

In eineinhalb Wochen kommen in Elmau - in einem Schloss zwischen Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald - die Staats- und Regierungschefs von sieben wichtigen Industriestaaten zusammen. Dieses Mal geht es auch um die Umwelt. Ende dieses Jahres soll bei einem UN-Klimagipfel in Paris ein weltweit gültiges Abkommen über den Klimaschutz abgeschlossen werden. Wie viel Klimaschutz das wirklich bringt, hängt auch von den G7 ab.

Von Dieter Nürnberger | 29.05.2015
    Die G7-Gruppe ist ja ein Schwergewicht auf der internationalen Bühne - und deshalb erwarten die Umweltverbände natürlich schon wichtige Signale der Regierungschefs. Signale, die dann auch in anderen wichtigen Gremien eine Rolle spielen sollen - Sie haben den UN-Klimagipfel in Paris ja schon genannt. Die G 7 ist also eine wichtige Stimme - und die Nichtregierungsorganisationen, die sich im Bereich Umwelt- oder auch Entwicklungspolitik engagieren, erwarten konkrete Formulierungen, konkrete Beschlüsse, eben nicht nur wohlklingende Absichtserklärungen.
    Erneuerbare Energien vorantreiben
    Im Fokus steht natürlich der Klimawandel und seine Folgen: Bei den G7-Staaten handelt es sich ja um die wichtigsten, westlichen Industrienationen plus Japan. Und hier ist der Wandel bei der Energiegewinnung inzwischen sichtbar. 2008 lag der Anteil der erneuerbaren Energien in den sieben Staaten noch bei 7 Prozent, inzwischen hat sich der Anteil verdoppelt. Die Energiegewinnung aus umweltschädlicher Kohle ist gefallen von 79 Prozent auf nun 74. Diesen Weg wollen die Umweltverbände konsequent weitergehen. Regine Günther ist Klima- und Energieexpertin des WWF:
    "Wenn wir sagen, es soll darüber hinausgehen, dann würden wir gerne sehen, dass die G7 neue Initiativen vor allem mit den Entwicklungsländern startet, um vor allem den Ausbau der erneuerbaren Energien massiv voranzutreiben. Dass die fossilen Subventionen in den G7-Staaten reduziert werden und vor allem, dass die G7 Staaten aufhören, über ihre Entwicklungsbanken fossile Energien und die damit verbundene Infrastruktur zu finanzieren."
    Derzeit wird ja auf Experten-Ebene schon an einer Abschlussformulierung für den Klimaschutz gefeilt. Und man hofft nun, dass hier dann auch ein konkreter Rahmen aufgezeigt wird: Dass beispielsweise bis zum Jahr 2050 60 Prozent weniger Treibhausgasemissionen festgeschrieben werden, im Vergleich zum Basisjahr 1990.
    Allerdings macht Regine Günther auch darauf aufmerksam, dass eine glaubhafte deutsche Argumentation natürlich an den eigenen Fortschritten hierzulande gemessen werden wird. Das gelte insbesondere für die Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen. Regine Günther appelliert direkt an die Bundeskanzlerin:
    "Unseres Erachtens kann sie aber glaubwürdig nur dann agieren, wenn sie in Deutschland ihre Hausaufgaben macht. Wichtig wäre eine verbindliche Emissionsreduzierung von 40 Prozent bis 2020. Bisher steht da ein Instrumentarium aus. Es ist uns nicht bekannt, wie man das hinbekommen will, ohne, dass die ineffiziente Braunkohle ihre Stromerzeugung drosseln muss. Da gibt es derzeit in der Regierungskoalition kein Agreement."
    Vielfältige Themen auf der Agenda
    Die Themen auf der G7-Agenda sind vielfältig. Klima- und Entwicklungspolitik sind ohnehin auch oft eng miteinander verzahnt. In der Diskussion ist derzeit beispielsweise eine Klimarisikoversicherung. Die soll vor allem in Entwicklungsländern helfen, schon heute auftretende Schäden durch den Klimawandel zu bewältigen. Keine gänzlich neue Idee, aber die Finanzierung ist noch strittig. Angepeilt wird eine Summe von mindestens 150 Millionen Euro, die sollte aber nach Ansicht der Umweltgruppen durch private Gelder aufgestockt werden.
    Sabine Minninger von der Organisation Brot für die Welt:
    "Wir werden keine Inselstaaten mehr versichern können, auch nicht den Andengletscher in Peru und Bolivien. Die Polkappen sicherlich auch nicht. Dies gilt auch für die Gefahren einer langfristigen Wüstenbildung. Aber: Eine Dürre in Afrika und somit eine Saatgut-Versicherung - das geht auf jeden Fall."
    Zudem steht auch der Meeresschutz auf Themenliste bei G7. Das sei zum Teil auf direkten Wunsch der deutschen Kanzlerin hin geschehen, so die Nichtregierungsorganisationen. Es geht beispielsweise um eine Reglementierung eines künftigen Tiefseebergbaus. Hier liegen wichtige Rohstoffe, die vor allem in Endgeräten der modernen Kommunikation benötigt werden. Hauptproblem ist aber sicherlich, dass dieser Tiefseeabbau in internationalen Gewässern erfolgen soll. Ein verbindliches Regelwerk ist hier schwierig zu realisieren. Aber auch hier erwarten Umwelt- und Entwicklungsgruppen Antworten oder zumindest erste Vorschläge von den G7-Staaten.