Freitag, 10. Mai 2024

Antisemitismus
Gästebücher in Gedenkstätte Sachsenhausen voll mit Hassbotschaften

Hass, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit bekommt auch die KZ-Gedenkstätten zu spüren. Seit Beginn des Gaza-Kriegs gibt es zum Beispiel in der Gedenkstätte Sachsenhausen dort deutlich mehr Schmierereien.

28.04.2024
    Schulklasse an der Gedenkstätte, Konzentrationslager Sachsenhausen, Oranienburg, Brandenburg, Deutschland, Europa.
    Gedenkstätte Sachsenhausen (picture alliance / Imagebroker)
    Der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, beklagte, "es mussten schon Gästebücher ausgetauscht werden oder sie können gar nicht mehr ausliegen, weil sie voll waren von Hassbotschaften waren." Seit dem Terrorangriff der islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober sei auf dem Gelände des früheren Konzentrationslagers eine wachsende Zahl von antisemitischen und israelfeindlichen Attacken festzustellen. "Das hat sehr stark zugenommen, unter anderem und perfider Weise gerade an den Haftstätten, in den sogenannten Baracken 38 und 39, wo sich jüdische Häftlinge befunden haben."

    Gedenkstätte kann Tausende Besucher nicht überwachen

    Für die Gedenkstätte Sachsenhausen ist es laut Drecoll schwer, solche Taten zu verhindern und die Täter ausfindig zu machen. "Die Gedenkstätte ist ja frei zugänglich und es sind bis zu 2.000 Menschen pro Tag hier. Wir können das gar nicht überwachen, selbst wenn wir es wollten. Und es muss ja auch ein offener, transparenter und freier Ort bleiben."
    Die Gedenkstätte arbeite sehr gut mit den Sicherheitskräften, mit der örtlichen Polizei zusammen, und bringe verfassungsfeindliche Symbole auch zur Anzeige, sagte Drecoll.
    Es sei ein deutlich größeres Bündnis nötig, um Antisemitismus einzudämmen. Dafür reiche die Bildungsarbeit der Gedenkstätten nicht aus. "Da braucht es die Schulen, da braucht es die Elternhäuser. Das können wir nicht leisten", so der Stiftungs-Direktor. Auch die Werte für die AfD in Wahlumfragen betrachte er mit großer Sorge. "Alle minderheitsdiffamierenden, menschenfeindlichen Äußerungen, Parteien und Gruppen, die das vertreten, konterkarieren unsere Arbeit."

    Um Besucherzahlen macht sich Gedenkstätte keine Sorgen

    Drecoll rechnet damit, dass die Besucherzahlen in diesem Jahr wieder steigen dürften. 2023 besuchten rund 500.000 Menschen das ehemalige Konzentrationslager in Oranienburg. In Vor-Corona-Zeiten waren es um die 700.000. Die Zahl von 500 Workshops und Tagesseminaren sei inzwischen so hoch wie noch nie.
    Zwischen 1936 und 1945 waren im Konzentrationslager Sachsenhausen in Oranienburg nach Angaben der Gedenkstätte mehr als 200.000 Menschen inhaftiert, darunter Juden und Sinti und Roma. Zehntausende Häftlinge seien durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen umgekommen oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen der SS.
    Diese Nachricht wurde am 27.04.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.