Schon seit dem Ururgroßvater sind bei den Uibrigs die Söhne in die akademischen Fußstapfen der Väter getreten. Die Familie besaß fast immer ein Gut oder ein Stück Wald, beziehungsweise haben direkt am Wald gewohnt. Das beeinflusste schon während der Kindheit.
Ich vermute, das hat deutlich geprägt, und möglicherweise hat man auch eine Aversion gegen andere Studienrichtungen gehabt. Zum Beispiel meine ältere Schwester hat Medizin studiert. Und ich kann mich noch entsinnen, wo jede Muskelfaser und was auch immer nach ihrem lateinischen Namen gelernt werden musste, wollte ich nicht unbedingt nachahmen.
Auch die beiden Söhne von Professor Holm Uibrig scheinen die Familientradition fortzusetzen. Der ältere Sohn hat ebenfalls an der Fakultät für Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften der TU Dresden studiert. Nun ist er Mitarbeiter in der Fachrichtung Wasserwesen. Verwechslungen mit dem Vater sind zwar nicht häufig, sie kommen aber ab und zu vor.
Verwechslungen bezüglich Telefonanruf habe ich noch nicht erlebt. Allerdings mit dem neuesten Medium, der E-Mail, da passiert es mitunter schon, dass falsch adressiert wird.
Der jüngere Sohn Ulf wollte zunächst Tischler werden. Hat sich dann aber doch für eine Ausbildung zum Forstwirt entschieden, ganz in Familientradition. Druck vom Vater habe es nicht gegeben und überhaupt war Forstwirt niemals Ulfs Traumberuf.
Lustig ist eigentlich gewesen, dass wir direkt neben der Uni gewohnt haben in Tharandt und ich bei meinem Vater öfter zu Besuch war. Und ich habe mir so gesagt, dass ich eigentlich nie so werden wollte, wie die Studenten, die Forstwirtschaft studieren, weil sie so grün angezogen sind oder weil sie so ökomäßig angezogen sind. Und das hat mir in dem Alter noch nicht so richtig gepasst, hat mir nicht so gefallen. Und habe mir gesagt, dass ich das nie machen würde und zum Schluss bin ich's halt doch geworden.
Über fachliche Probleme sprechen Ulf Uibrig und sein Vater nur selten. Beide meinen, dazu seien die Generationen zu unterschiedlich. Hat der Vater früher noch mit der Handsäge gelernt, fährt der Sohn heute mit großen Maschinen durch den Wald. Und auch während der Ausbildung habe Ulf keine Vorteile dadurch gehabt, dass sein Vater im gleichen Fach Professor ist. Lediglich ein paar Bücher habe er sich mal ausgeliehen. Und auch zum heutigen Vatertag gibt es keine gemeinsame Wander- oder Radtour. Sohn Ulf verbringt den Tag mit Freunden und Vater Holm im Wald.
Seit einigen Jahren bewirtschaften wir ja wieder Wald, und da ist es eigentlich ein Anliegen, dass man eben zu diesem Tag ob der ungeheuer vielen Wanderer im Wald ist und das Geschehen eher abseits etwas beobachtet. Und da gibt es auch neckische Beispiele, dass halt Leute aus dem Dorf am Tag vorher verschiedene Verpflegungsstationen auf dem Wanderweg zu Himmelfahrt einrichten, und dort wird dann sozusagen Pause eingelegt und das kühle Bier aus dem Waldboden oder auch aus einem kleinen Bach getrunken.