"Das war der zentrale Fruchtmarkt, hier sind die Waren hingebracht worden, der ist wunderbar an der einen Seite flankiert von der alten Klosterkirche, der Nikolauskirche. Das ist wirklich so ein mittelalterlicher Platz, wo wir sagen, das sieht aus wie in Frankreich, der atmet heute noch diese schöne Atmosphäre und gerade im Sommer, wenn die Freiluftgastronomie überall ist, hat der ein wunderbares Flair hier."
Mit dem Historiker Thomas Vesper am Abend durch die scheinbare Altstadt von Bad Kreuznach zu schlendern, ist spannend. Doch der Stadtteil rund um den Eiermarkt ist nicht die Alt- sondern die Neustadt, im 13. Jahrhundert entstanden. Die ursprüngliche Altstadt, südlich der Nahe rund um den Kornmarkt, war zu eng geworden. Mit Beginn der Kurentwicklung im 19. Jahrhundert lebte die ursprüngliche Altstadt wieder auf, die "Neustadt" und ihre Bewohner hatten das Nachsehen.
Erst in den siebziger Jahren begann die Stadt vorsichtig zu sanieren - man hatte das Potenzial des harmonischen Ensembles von Fachwerkhäusern, kleinen Läden und Kneipen erkannt. In manchen Gassen ist es so eng, dass man mit ausgestreckten Armen die Wände rechts und links berühren kann:
"Das ist deswegen so eng, weil die Metzger ihre Schweinehälften und Schlachtereien dort hin gehängt haben und damit das nicht so schnell verdarb, haben sie die Gebäude eng aneinander gebaut, um durch den Schatten eine Kühlung zu haben."
Am nächsten Morgen lockt Odernheim mit dem bekanntesten Berg im Naheland - dem Disibodenberg mit seiner Klosterruine, der vor allem durch die Mystikerin Hildegard von Bingen bekannt wurde.
Früh am Morgen ist man noch ungestört und kann vor allem im Frühjahr oder Herbst in Ruhe auf den Spuren von Hildegard durch die Ruinen wandeln.
Elke End aus Simmern kommt regelmäßig hierher. Manchmal bringt sie Frauengruppen mit, mit denen sie ihre Bewunderung für Hildegard von Bingen teilt:
"Sie war sehr emanzipiert. Abgehoben hat sie sich dadurch, dass sie sich mit Vertretern der Kirche und der Politik sehr kräftig auseinandergesetzt hat und hat dann auch das, was sie in ihren Visionen erkannt hat, dazu hat sie sich berufen gefühlt, das auch in die Welt hinauszutragen. Und das hat sie in Form von Reisen, die damals schon sehr mühselig waren, hat sie das auf sich genommen."
Weiter geht die Reise durch das Naheland auf den Spuren von Jahrhunderte altem Bergbau. Teilweise noch bis ins letzte Jahrhundert wurden Halbedelsteine, Schiefer, Quecksilber und Kupfer abgebaut. Diesen Reichtum gibt es zwar nicht mehr, doch die mühselige Arbeit in den engen Stollen, die häufig schon halbwüchsige Kinder leisten mussten, kann man noch nachvollziehen. Zum Beispiel im Kupferbergwerk Fischbach:
In den unterirdischen hohen Hallen schimmert überall an den Wänden noch grünlich-türkiser Malachit - vor Millionen von Jahren aus Lava und Mineralien entstanden. Doch der Abbau des grünschillernden Kupfererzes lohnt schon lange nicht mehr. Gästeführer Ulrich Münstermann weiß, wie diese sogenannte "Hydrothermale Vererzung" entstand:
"Wir kennen alle die Geysire in den USA, die aus großer Tiefe heißes Wasser mit nach oben bringen, und so muss man sich das hier auch vorstellen: Die haben in den Schichten, Spalten, Klüften Mineralien und Kupfererze abgelagert, im Raum Idar-Oberstein waren es die schönen Mineralien, Achate, Amethyste, Kalzite, Jaspis und hier in diesem Hosenberg waren es hauptsächlich Kupfererze, die sich abgelagert haben. Und die wurden wahrscheinlich schon seit der Keltenzeit, schon 500 vor Christus hier abgebaut."
Der nächste Ausflug führt ins Reich glitzernder Halbedelsteine, nach Idar-Oberstein. Dicht an dicht drängen sich zwischen den Fachwerkgassen unterhalb der berühmten Felsenkirche Juweliere, glitzern kostbar geschliffene Halbedelsteine hinter den Schaufenstern. In einigen kleineren Schleifereien werden die Rohlinge in Edelsteintrommeln glatt geschliffen. Peter Lind, ein Spezialist für Facettenschliff, beherrscht das alte Handwerk:
"Das ist jetzt ein Turmalin, der schon fertig war, der sollte gefasst werden in eine Fassung. Die Fassung musste umgearbeitet werden und da hat der Stein nicht mehr gepasst. Und ich tu jetzt den Stein umschleifen, ein bisschen angleichen."
Peter Lind dreht und wendet den dunkelgrünen Turmalin vorsichtig und schleift ihn unter einem feinen Sprühnebel. Jeder Stein hat eine andere Struktur und will anders bearbeitet werden, erzählt der Edelsteinfachmann. Diese Strukturen und ein persönliches Erlebnis lassen ihn auch an die Steinheilkunde glauben, die - ob wahr oder nicht - im Alltag ganz praktisch sein kann:
"Und wenn man jetzt einen unaufgeräumten Schreibtisch hat, dann ist ein Ordnung gebender Stein vielleicht sinnvoll, der eine ordentliche Struktur hat. Und so verhält der sich auch beim Schleifen, den kann man ganz klar in Form bringen den einen, der eine gewisse Ordnung hat in der Struktur und der amorphe Stein, der ohne Struktur, der ist ganz anders."
Ganz und gar bodenständig geht es später bei dem Schäfer und Naturführer Peter Böttge im Soonwald zu.
"Der Soonwald ist ein ziemlich großes, zusammenhängendes Waldgebiet, was teilweise sehr unerschlossen ist, so wie hier, hier hat man einen ziemlichen Urwald, der wirtschaftlich gar nicht genutzt wird. Ist halt jetzt ein wunderschöner Naturpark, den viele Einheimische noch gar nicht kennen."
Es geht über Stock und Stein und - vor allem über das Wasser:
Einst gab es auch hier Bergbau, doch dessen Spuren sind längst von Grün überwuchert. Auf den kärglichen, sauren Böden wächst Getreide schlecht, Vieh hält es hier besser aus:
"Ich habe halt Schafe, 400 Mutterschafe und 30, 40 Rinder. Mit den Mutterschafen beweide ich auch gerade die Hänge, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten. Maschinell kann man diese Steilhänge nicht mehr pflegen. Und wenn unsere Kulturlandschaft zuwächst ist das für das Auge sehr schlecht."
Das Abendessen nach so einer Wanderung hat man sich wirklich verdient! Und wer die regionale Küche des Nahelandes kennenlernen will, ist beim Kultur- und Weinbotschafter Heinz Kaul gut aufgehoben. Kaul kocht sich regelrecht durch die Region - heute ist er im Weingut Mathern. Es gibt sauren Kerbfisch, Rilles Ralles, eine feine Graupensuppe mit Gemüse und Rauchfleisch und danach Schales, ein deftiger Kartoffelauflauf. Der früher etwas mageren regionalen Küche im Naheland hat Heinz Kaul vor vielen Jahren einen kulinarischen Anstoß gegeben: Den Dippegugger:
"Jedes Jahr seit Anfang der neunziger Jahre senden die Leute aus dem Naheland Rezepte zu uns ein. Und zwar jedes Jahr nach einem anderen Motto. Aus einem dieser Gerichte, das ich dann nachkoche, wird dann von einer Jury der Dippegugger gekürt. Und dieser Dippegugger wird auch von der Gastronomie, von den Straußwirtschaften, von allen irgendwo mit ins Boot genommen. Auf den Weinfesten findet man überall den Dippegugger."
Mit dem Historiker Thomas Vesper am Abend durch die scheinbare Altstadt von Bad Kreuznach zu schlendern, ist spannend. Doch der Stadtteil rund um den Eiermarkt ist nicht die Alt- sondern die Neustadt, im 13. Jahrhundert entstanden. Die ursprüngliche Altstadt, südlich der Nahe rund um den Kornmarkt, war zu eng geworden. Mit Beginn der Kurentwicklung im 19. Jahrhundert lebte die ursprüngliche Altstadt wieder auf, die "Neustadt" und ihre Bewohner hatten das Nachsehen.
Erst in den siebziger Jahren begann die Stadt vorsichtig zu sanieren - man hatte das Potenzial des harmonischen Ensembles von Fachwerkhäusern, kleinen Läden und Kneipen erkannt. In manchen Gassen ist es so eng, dass man mit ausgestreckten Armen die Wände rechts und links berühren kann:
"Das ist deswegen so eng, weil die Metzger ihre Schweinehälften und Schlachtereien dort hin gehängt haben und damit das nicht so schnell verdarb, haben sie die Gebäude eng aneinander gebaut, um durch den Schatten eine Kühlung zu haben."
Am nächsten Morgen lockt Odernheim mit dem bekanntesten Berg im Naheland - dem Disibodenberg mit seiner Klosterruine, der vor allem durch die Mystikerin Hildegard von Bingen bekannt wurde.
Früh am Morgen ist man noch ungestört und kann vor allem im Frühjahr oder Herbst in Ruhe auf den Spuren von Hildegard durch die Ruinen wandeln.
Elke End aus Simmern kommt regelmäßig hierher. Manchmal bringt sie Frauengruppen mit, mit denen sie ihre Bewunderung für Hildegard von Bingen teilt:
"Sie war sehr emanzipiert. Abgehoben hat sie sich dadurch, dass sie sich mit Vertretern der Kirche und der Politik sehr kräftig auseinandergesetzt hat und hat dann auch das, was sie in ihren Visionen erkannt hat, dazu hat sie sich berufen gefühlt, das auch in die Welt hinauszutragen. Und das hat sie in Form von Reisen, die damals schon sehr mühselig waren, hat sie das auf sich genommen."
Weiter geht die Reise durch das Naheland auf den Spuren von Jahrhunderte altem Bergbau. Teilweise noch bis ins letzte Jahrhundert wurden Halbedelsteine, Schiefer, Quecksilber und Kupfer abgebaut. Diesen Reichtum gibt es zwar nicht mehr, doch die mühselige Arbeit in den engen Stollen, die häufig schon halbwüchsige Kinder leisten mussten, kann man noch nachvollziehen. Zum Beispiel im Kupferbergwerk Fischbach:
In den unterirdischen hohen Hallen schimmert überall an den Wänden noch grünlich-türkiser Malachit - vor Millionen von Jahren aus Lava und Mineralien entstanden. Doch der Abbau des grünschillernden Kupfererzes lohnt schon lange nicht mehr. Gästeführer Ulrich Münstermann weiß, wie diese sogenannte "Hydrothermale Vererzung" entstand:
"Wir kennen alle die Geysire in den USA, die aus großer Tiefe heißes Wasser mit nach oben bringen, und so muss man sich das hier auch vorstellen: Die haben in den Schichten, Spalten, Klüften Mineralien und Kupfererze abgelagert, im Raum Idar-Oberstein waren es die schönen Mineralien, Achate, Amethyste, Kalzite, Jaspis und hier in diesem Hosenberg waren es hauptsächlich Kupfererze, die sich abgelagert haben. Und die wurden wahrscheinlich schon seit der Keltenzeit, schon 500 vor Christus hier abgebaut."
Der nächste Ausflug führt ins Reich glitzernder Halbedelsteine, nach Idar-Oberstein. Dicht an dicht drängen sich zwischen den Fachwerkgassen unterhalb der berühmten Felsenkirche Juweliere, glitzern kostbar geschliffene Halbedelsteine hinter den Schaufenstern. In einigen kleineren Schleifereien werden die Rohlinge in Edelsteintrommeln glatt geschliffen. Peter Lind, ein Spezialist für Facettenschliff, beherrscht das alte Handwerk:
"Das ist jetzt ein Turmalin, der schon fertig war, der sollte gefasst werden in eine Fassung. Die Fassung musste umgearbeitet werden und da hat der Stein nicht mehr gepasst. Und ich tu jetzt den Stein umschleifen, ein bisschen angleichen."
Peter Lind dreht und wendet den dunkelgrünen Turmalin vorsichtig und schleift ihn unter einem feinen Sprühnebel. Jeder Stein hat eine andere Struktur und will anders bearbeitet werden, erzählt der Edelsteinfachmann. Diese Strukturen und ein persönliches Erlebnis lassen ihn auch an die Steinheilkunde glauben, die - ob wahr oder nicht - im Alltag ganz praktisch sein kann:
"Und wenn man jetzt einen unaufgeräumten Schreibtisch hat, dann ist ein Ordnung gebender Stein vielleicht sinnvoll, der eine ordentliche Struktur hat. Und so verhält der sich auch beim Schleifen, den kann man ganz klar in Form bringen den einen, der eine gewisse Ordnung hat in der Struktur und der amorphe Stein, der ohne Struktur, der ist ganz anders."
Ganz und gar bodenständig geht es später bei dem Schäfer und Naturführer Peter Böttge im Soonwald zu.
"Der Soonwald ist ein ziemlich großes, zusammenhängendes Waldgebiet, was teilweise sehr unerschlossen ist, so wie hier, hier hat man einen ziemlichen Urwald, der wirtschaftlich gar nicht genutzt wird. Ist halt jetzt ein wunderschöner Naturpark, den viele Einheimische noch gar nicht kennen."
Es geht über Stock und Stein und - vor allem über das Wasser:
Einst gab es auch hier Bergbau, doch dessen Spuren sind längst von Grün überwuchert. Auf den kärglichen, sauren Böden wächst Getreide schlecht, Vieh hält es hier besser aus:
"Ich habe halt Schafe, 400 Mutterschafe und 30, 40 Rinder. Mit den Mutterschafen beweide ich auch gerade die Hänge, um unsere Kulturlandschaft zu erhalten. Maschinell kann man diese Steilhänge nicht mehr pflegen. Und wenn unsere Kulturlandschaft zuwächst ist das für das Auge sehr schlecht."
Das Abendessen nach so einer Wanderung hat man sich wirklich verdient! Und wer die regionale Küche des Nahelandes kennenlernen will, ist beim Kultur- und Weinbotschafter Heinz Kaul gut aufgehoben. Kaul kocht sich regelrecht durch die Region - heute ist er im Weingut Mathern. Es gibt sauren Kerbfisch, Rilles Ralles, eine feine Graupensuppe mit Gemüse und Rauchfleisch und danach Schales, ein deftiger Kartoffelauflauf. Der früher etwas mageren regionalen Küche im Naheland hat Heinz Kaul vor vielen Jahren einen kulinarischen Anstoß gegeben: Den Dippegugger:
"Jedes Jahr seit Anfang der neunziger Jahre senden die Leute aus dem Naheland Rezepte zu uns ein. Und zwar jedes Jahr nach einem anderen Motto. Aus einem dieser Gerichte, das ich dann nachkoche, wird dann von einer Jury der Dippegugger gekürt. Und dieser Dippegugger wird auch von der Gastronomie, von den Straußwirtschaften, von allen irgendwo mit ins Boot genommen. Auf den Weinfesten findet man überall den Dippegugger."