Archiv


Garantiert verständlich

Billigware aus Fernost hat der Bedienungsanleitung an sich einen schweren Imageschaden zugefügt. Denn mit radebrechenden Übersetzungen und kompliziertesten Erklärungen kann nun keine Lanze für Handbücher oder Beipackzettel gebrochen werden. Schuld an den schlechten Erklärversuchen ist der Produktionsprozess selbst, so eine australische Wissenschaftlerin. Denn die industrielle Herstellung lässt die Produktliteraten erst dann zum Zuge kommen, wenn alles fertig ist. So haben die, die ein Produkt erklären sollen, meist selbst keine Ahnung davon. Deshalb sollen jetzt die Computer ran an die Bedienungsanleitung.

    Von Heinz Schmitz

    Wer kennt das nicht: unverständliche Handbücher, Manuals die eher verwirren als den Anwender beim kennen lernen eines neuen Produktes zu unterstützen. Vielleicht liegt es daran, dass die Produktentwicklung und die Dokumentation zu weit auseinander liegen.

    Die Systeme werden entwickelt und dann zu den technischen Autoren gegeben, die die Dokumentation erstellen sollen.

    Dr. Cécile Paris ist Leiterin der Intelligent Interactive Technology Gruppe bei der CSIRO, der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation im australischen Canberra. 6 Jahre hat sich ihr Forschungsteam im Auftrag des US Office of Naval Research mit dieser Problematik befasst:

    Die Aufgabe besteht darin, die technischen Autoren beim erstellen der Handbücher zu unterstützen.

    Ziel der Forscher ist es, Autoren ein Softwaresystem an die Hand zu geben, mit denen Manuals weitgehend automatisch erstellt werden können. So stellt Cécile Paris denn auch klar

    Wir arbeiten nicht an einer Formatierungs-Software wie Microsoft Word, Wir denken an ein System das natürliche Sprache nutzt um Texte zu erstellen./

    Zur Erreichung diesen Ziels werden zunächst Text und Funktion getrennt. Aus allen vorhanden Quellen wird, mittels Softwareunterstützung, ein so genanntes Task-Model erstellt:

    Ein Task-Model ist so etwas wie ein Ablaufdiagramm. Es ist eine grafische Repräsentation die zeigt, aus welchen einzelnen Elementen etwas besteht und wie diese Teile zusammenspielen.

    Nicht nur grafischer Werkzeuge helfen beim Entwurf der Funktionsmodelle. Auch die Aufzeichnung der Bedieneraktivitäten, wie Mausbewegungen und Klicks werden aufgezeichnet und analysiert. Eine weitere Quelle sind die Funktionsbeschreibungen, die idealerweise vor Beginn der eigentlichen Entwicklungsarbeit existiert. Das Verfahren gilt nicht nur Softwareprojekte, bei denen die Funktionalität des Rechners direkt zur Informationserfassung genutzt werden kann. Auch bei Haushaltsgeräten oder anderen komplexen technischen Systemen, helfen die Werkzeuge, die die Australier entwickelt haben. Dazu Cécile Paris:

    Wie haben auch einen Parser entwickelt, ein kleines Interpretations-System. Wenn wir als Beschreibung nur einen Text vorliegen haben, ließt das System diesen text und konvertiert in eine Task-Model, das wir verwenden können.

    Ist das Model erst einmal entwickelt, geht der Rest automatisch, denn die Umsetzung in einen lesbaren Text erfolgt per Programm

    Wir haben einen Lingustik-Genrator, der im wesentlichen aus zwei Teilen besteht.: Der eine Teile extrahiert die Informationen aus dem Task-Model und ordnet es in den einzelnen Ablauf-Schritten zu Dann erfolgt die Übersetzung in die richtige Syntax und Vokalen. Wir organisieren den Text erst und dann wird er unter Verwendung des richtigern Lexikons, der richtigen Vokabeln, der richtigen Syntax der eigentliche Text generiert.

    Durch die konsequente Trennung von Funktionsdefinition und erklärendem Text, ist es ohne weiteres Möglich mehre Sprechversionen aus dem gleichen Model zu generieren. Voraussetzung ist das richtige Wörterbuch und die Sprachdefinition vorhanden ist. Realisiert hat das Team allerdings nur eine Version für Englisch. So dämpft Célie Paris auch die Hoffnung, dass bald flächendeckend funktionsgerechte Handbücher zur Verfügung stehen

    Es ist kein Produkt. Wir haben einen Prototyp der die Machbarkeit unserer Arbeit nachweist.

    Allerdings suchen die australischen Forscher nach Firmen, die in enger Zusammenarbeit aus den Konzepten verkaufsfertige Werkzeugen entwickeln wollen.