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Gartensünde: Algenvernichter

Es sind die lästigen Fadenalgen, die den Teich plötzlich wie ein Krebsgeschwür überziehen. Nach intensiver Sonnenbestrahlung verwandeln sie eben noch klares Wasser explosionsartig in einen veritablen Unterwasserdschungel. Wo Pumpen- wie Muskelkraft versagen, blendet der Käufer gern aus, dass es sich bei den meisten angebotenen Algenvernichtern keinesfalls um Zauberpulver handelt. Wenn die lästigen Gewächse plötzlich absterben, ist meist massiv die Chemie im Spiel: Neben Schwermetallen (Kupfer, Blei, Eisen, Zink) sind es Herbizide wie Ametryn, Desmetryn oder Terbuthylazin, die die ungeliebten Pflanzen abtöten und zersetzen:

Von Doro Mante |
    "Algenvernichter sind wirksam und nicht ungefährlich. Diesem Umstand hat der Gesetzgeber mittlerweile Rechnung getragen, indem er die Schadstoffhöchstmengenbegrenzung für Wasser festgelegt hat", so der Berliner Chemiker Prof. Dr. Werner Unze von der Freien Arbeitsgemeinschaft für Qualität. Mit verschärfenden Vorschriften wie dem Biozidgesetz vom Juni 2002 wurde der Verbraucherschutz gestärkt – theoretisch.

    Tatsächlich ignorieren einzelne Hersteller jedoch offensichtlich die vorgeschriebene Hinweispflicht. So musste mit der Oase Wübker GmbH jetzt gar ein führender Anbieter vom Landgericht Hamburg (Az: 315 O 186/03) gezwungen werden, sein Produkt "aqua activ" künftig wahrheitsgemäß als Biozid zu kennzeichnen und mit dem Hinweis zu versehen: "Biozide sicher verwenden. Vor Gebrauch stets Kennzeichnung und Produktinformation lesen." Der Großproduzent hatte in seiner Werbung suggeriert, das Mittel sei "unschädlich für Fische und andere Teichbewohner". Darüber hinaus muss Oase in Bezug auf den Fadenalgenvernichter auch die falsche Deklarierung "ohne Kupfer" unterlassen.

    Wer weiterhin auf Algizide setzen will, sollte demzufolge nur ausreichend gekennzeichnete Produkte verwenden und die obligatorischen Produktinformationen sorgfältig lesen. Zu bedenken ist auch, dass sich flüssige Biozide im Wasser schneller verteilen als Pulver und bei ihnen das Risiko konzentrierter Schadstoffanreicherungen am Teichgrund sinkt. So bleiben unliebsame Überraschungen aus.

    Die einzige Alternative zur Chemie ist offensichtlich auch bei der leidigen Teichpflege die Prävention. "Grundsätzlich ist es immer wünschenswert", so Dr. Achim Bretzinger, Fachtierarzt für Fische (Lauingen/Bayern), "das Algenproblem ohne chemische Substanzen in den Griff zu bekommen, indem man den Algen mit Nährstoffen und Licht ihre Lebensgrundlage entzieht." Der permanenten Düngung durch das Fischfutter müsse mit einer ebenso regelmäßigen guten Filterung begegnet werden. Eine teilweise Beschattung insbesondere in den Mittagsstunden sei ebenso von Vorteil wie ein eher mäßiger Fischbestand.