Montag, 29. April 2024

Archiv


Gas in die Erde statt in die Luft

Kohlekraftwerke werden rund um die Welt genutzt - und pusten dabei klimaschädliches CO2 in die Luft. Das klimaschädliche Gas soll nun herausgefiltert und unterirdisch gespeichert werden. Doch diese sogenannte CCS-Technik ist umstritten.

Von Verena Kemna | 28.01.2010
    Die Technologie von Abscheidung, Transport und Speicherung von CO2, wie sie in sogenannten klimafreundlichen Kraftwerken angewandt wird, ist noch im Forschungsstadium. Doch was in der Fachsprache als Carbon Capture Storage, kurz CCS, bezeichnet wird, ist eine Technologie auf die keiner verzichten kann. Davon ist Michael Donnermeyer, Geschäftsführer vom Informationszentrum Klimafreundliches Kohlekraftwerk, überzeugt. Nach einem quasi gescheiterten Klimagipfel in Kopenhagen sei es umso wichtiger, technologische Entwicklungen voran zu treiben.

    "Es gibt beispielsweise eine Speicherung von CO2 aus der Erdgasförderung in Norwegen, wo seit mehreren Jahren das CO2 unterhalb der Nordsee gespeichert wird - ohne Zwischenfälle. Abscheidetechnologien sind entwickelt, funktionieren. Wir haben derzeit in Brandenburg in der Schwarzen Pumpe ein Pilotprojekt über eine bestimmte Abscheidungstechnologie, die Oxyfuel-Technologie. Das läuft seit einem Jahr. Dort wird CO2 aus den Abgasen eines Kraftwerks eliminiert."


    Ob CO2 in Kohlekraftwerken vor, während oder nach der Verbrennung abgeschieden wird und wie sicher und wirtschaftlich das CO2 abschließend per Pipeline transportiert werden kann, darüber sind sich Experten noch nicht einig. So gibt es in Deutschland zwar ein Erdgas-Pipeline-Netz, allerdings kann Kohlendioxid nur in einem eigenen Röhrensystem transportiert werden.

    Investitionen und auch der hohe Energieaufwand, der nötig ist, um das CO2 unter hohem Druck zu transportieren, sind klare Minuspunkte in der Energiebilanz der CCS-Technologie. Die größte Herausforderung aber ist die Speicherung von Kohlendioxid als letzte Stufe des CCS-Prozesses. Grundsätzlich kommen unterirdische Gesteinsflächen an Land oder unter dem Meeresboden in Frage.

    "Man muss sich den Boden geschichtet vorstellen mit verschiedenen Gesteinsschichten. Es gibt undurchlässiges Gestein wie Ton und Lehm, da kommt kein Gas durch. Das CO2 selber muss in poröses Gestein und in diese Poren. Wie in einem Schwamm wird das CO2 eingebracht, unterhalb dieser anderen Schichten, die dann auch verhindern, dass das Gas rauskommt."

    Wissenschaftler gehen davon aus, dass in Deutschland zwölf bis 28 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in entsprechenden Gesteinsformationen gespeichert werden können. Ist das Gas in die Speicherstätte eingeleitet, beginnt ein komplexes Monitoring über der Erde. Das Verhalten des Treibhausgases und dessen Ausbreitung müssen dann kontinuierlich gemessen und kontrolliert werden. Trotz vieler noch ungeklärter Fragen, wenn bis 2050 85 Prozent der Treibhausgase reduziert werden müssen, ist die Carbon Capture Storage Technologie unentbehrlich, meint Michael Donnermeyer.

    "Wir können es uns nicht leisten, eine Klimaschutztechnologie gegen die andere zu diskutieren. Also es hat keinen Sinn zu sagen, wir machen alles mit Erneuerbaren. Die müssen ans Maximum gehen, was zu schaffen ist, Aber wir werden auch Technologien wie die CO2-Speicherung benötigen."