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Gauck
"Vor der Einheit kam die Freiheit"

Mit einem Aufruf zu mehr bürgerlichem Engagement haben in Leipzig die Feiern zur friedlichen Revolution in der DDR vor 25 Jahren begonnen. Bundespräsident Joachim Gauck warnte davor, dass die Demokratie in der Bundesrepublik ausgehöhlt werden könnte, wenn die Bürger sie nicht mit Leben füllten.

09.10.2014
    Bundespräsident Joachim Gauck winkt in die Menge bei seiner Ankunft in Leipzig zum Festakt zur Friedlichen Revolution.
    Bundespräsident Joachim Gauck bei seiner Ankunft in Leipzig zum Festakt zur Friedlichen Revolution. (picture alliance / dpa / Jan Woitas)
    Der 9. Oktober 1989 gilt als entscheidendes Datum auf dem Weg zur deutschen Wiedervereinigung. Allein in Leipzig waren damals etwa 70.000 Menschen auf die Straße gegangen, um für Freiheit zu demonstrieren. Nur einen Monat später fiel die Mauer.
    Bundespräsident Gauck würdigte den Mut der Demonstranten und das Engagement von Bürgerrechtlern wie Christian Führer, Rainer Eppelmann, Ulrike Poppe und Roland Jahn. "Aus dem Aufbruch der Mutigen war eine Bewegung der Massen geworden, die unaufhaltsam zur friedlichen Revolution heranwuchs", sagte Gauck. "Hier und heute sagen wir es noch einmal ganz deutlich: kein 9. November ohne den 9. Oktober. Vor der Einheit kam die Freiheit."
    Gauck würdigt Freiheitswillen der DDR-Flüchtlinge
    Das Engagement sei damals sehr riskant gewesen. Der Unrechtsstaat der DDR habe ein Klima der Angst und Unsicherheit verbreitet; trotzdem hätten sich einige den Behörden entgegen gestellt. Gauck lobte in seiner Rede auch diejenigen, die damals aus der DDR flohen. Auch er selbst habe deren Freiheitswillen lange nicht zu würdigen vermocht. Heute sei aber ersichtlich, welche politische Bedeutung ihr Freiheitswille für die Delegitimierung der DDR hatte. "Ihre Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit war größer als die Angst vor dem Verlust der Heimat, Freunden und Verwandten", so der Bundespräsident.
    An dem Festakt nehmen neben damaligen DDR-Bürgerrechtlern auch die Präsidenten Polens, Ungarns, Tschechiens und der Slowakei teil. Auch der damalige Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher und seine früheren US-Kollegen Henry Kissinger und James W. Baker sind nach Leipzig gereist.
    Am Nachmittag ist unter anderem ein Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche geplant, einem Symbol der friedlichen Revolution. Aus den dortigen Gebeten entwickelten sich die anschließenden, regelmäßigen Protestmärsche von Bürgern. Das Lichtfest in Leipzig am Abend gilt als Höhepunkt der Gedenkfeiern. Dabei wollen internationale Künstler mithilfe von Licht-, Audio- und Videoinstallationen die Entwicklungen von damals noch einmal erlebbar machen.
    (pr/jcs)