
"Im Vergleich zum Vorgänger ist das aktuelle Album viel rauer und emotionaler. Ich musste dieses Mal ganz ehrlich meine Gefühle ausdrücken. Sie haben mich buchstäblich überrollt. Diese emotionale Haltung prägt das Album."
Für Ex-Supergrass-Sänger Gaz Coombes waren die vergangenen Jahre eine schwere Zeit: Rückschläge, Selbstzweifel und jede Menge Drogenexzesse. Im Song "Detroit" etwa verarbeitet er seine drogenvernebelte Dunkelheit, die sich langsam ausbreitet: "The poison, the powder and the lies ..."
Über 20 Jahre war Gaz Coombes in der Band Supergrass. Die Solokarriere ist ein wirklicher Neuanfang für ihn. Langsam wächst er in diese neue Rolle hinein.
"Es dauert, bis sich diese Art von Stimme wirklich entfalten kann und deine kreative Arbeit als Solokünstler diesen speziellen Impuls erfährt. Damit gehen immer Selbstzweifel und Unsicherheiten einher - was die Musik angeht oder die Art, wie ich als Typ rüberkomme. Alles ist komplett neu. Aber mir gefiel diese Herausforderung, dass ich anfangs vor sehr wenigen Leuten gespielt habe. Das war genauso wie damals, als wir 1993 mit Supergrass anfingen. Wir spielten vor 400 Leuten in kleinen Klubs. Ich fand dieses Gefühl extrem aufregend."
Die Vorteile des Heimstudios
Gaz Coombes hat "Matador" als Albumtitel gewählt, weil er sich in diesem sehr persönlichen Werk als Stierkämpfer sieht, der sich dem Lebenskampf stellt. Die ersten Songs fürs Album sind schon vor zwei Jahren - kurz nach der Konzert-Tournee zur letzten Veröffentlichung - in seinem Heimstudio in Oxford entstanden.
"Ich mag die Einschränkungen eines Heimstudios. Dort kann ich vielleicht ein bestimmtes Mikro nicht verwenden, weil es bereits im Nebenraum in Gebrauch ist, was mich dann zum Improvisieren zwingt. Aus diesen Einschränkungen entstehen oft großartige Dinge. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als ich Demos auf 4-Spur-Tapes aufgenommen habe. Dabei kommt man schnell an den Punkt, wo man die Spuren zu einer Stereospur zusammenmischen muss, um wieder Platz auf dem Band zu schaffen. Man muss also schon sehr früh im Aufnahmeprozess endgültige Entscheidungen treffen. Mir gefällt dieses spontane Arbeiten."
Auf diesem Album ist die technische Perfektion Nebensache.
"Die Gedanken strömten geradezu aus mir heraus, ich musste sie zu Papier bringen und gleichzeitig aufnehmen - ganz spontan. Meine eigentliche Idee und das unmittelbare Gefühl standen im Mittelpunkt. Für die musikalische Umsetzung wie die Gitarrensounds verhielt es sich genauso. Ich wollte nicht drei Stunden lang an einem Sound herumbasteln. Diese Arbeitsweise bestimmt das neue Album."
Mit dem Schlagzeug experimentiert
Und dazu gehört auch, dass der experimentierfreudige Musiker sich dieses Mal eingehender mit dem Schlagzeug beschäftigt hat.
"Schon auf dem letzten Album hab ich bereits ein wenig Schlagzeug gespielt. Eigentlich hatte ich aber nie ernsthaft den Plan, das zu tun. Die Tatsache ist auch nicht aus der Not heraus geboren. Es ist eher so, dass ich eine Idee, die ich habe, sofort selber ausprobieren kann. Ich muss dazu nur kurz runter gehen und mich ans Schlagzeug setzen. Ich bin ein großer Fan von Drumsounds und mag es sehr, diese Art von Klängen im Studio zu erforschen."
Der erste Song war "Buffalo" - die Initialzündung für alle weiteren Stücke. Gaz Coombes hat sich in der Rolle als Solokünstler behauptet und immer mehr seine eigene Stimme und die dazu passende Arbeitsweise gefunden. Er überzeugt mit seinem Album "Matador". Der Frage, wer er selbst ist und worüber er schreiben möchte, will er auch in Zukunft weiter nachgehen.