Krieg
Gaza-Stiftung verteilt erste Hilfen - Hamas fordert Boykott

Die Menschen im Gazastreifen warten auf Hilfe. Nun hat eine von Israel und den USA unterstützte Stiftung nach eigenen Angaben erste Hilfsgüter an Palästinenser im Gazastreifen verteilt. Doch das Vorgehen ist umstritten.

    Palästinenser an einer Essensausgabe in Gaza
    Die Verteilung von Nahrungsmitteln durch die Gaza Humanitarian Foundation (GHF) soll sich nach Angaben von Hilfsorganisationen auf vier große Verteilungszentren im Süden des Gazastreifens stützen. (picture alliance / Zumapress / Moiz Salhi)
    Über den Beginn der Verteilung berichteten mehrere israelische und internationale Medien unter Berufung auf eine Mitteilung der vor wenigen Monaten neu gegründeten Gaza Humanitarian Foundation (GHF) Stiftung. Die Hilfe soll demnach täglich gesteigert werden.

    Hamas ruft zu Boykott auf - Kritik auch von Caritas

    Das von der islamistischen Hamas kontrollierte Innenministerium rief die Einwohner des Gazastreifens dazu auf, das neue System zu boykottieren. Sie behauptet, der neue Mechanismus sei eine nachrichtendienstliche Operation, die darauf abziele, Informationen zu sammeln und eine interne Spaltung herbeizuführen. Israel setze Lebensmittel als Kriegswaffe ein.
    Aber Kritik an der GHF kommt nicht nur von der Hamas: Caritas International hatte kritisiert, Hilfe müsse neutral und unabhängig bleiben und brauche zudem Ortskenntnis, wie sie die bereits im Gazastreifen tätigen Organisationen hätten. Ähnlich äußerten sich andere Hilfsorganisationen.
    In der Schweiz befassen sich die Behörden mit der Stiftung, weil sie dort zunächst ins Stiftungsregister eingetragen und dann wieder ausgetragen worden war. Das dortige Außenministerium prüft, ob die Aktivitäten der Organisation mit dem humanitären Völkerrecht vereinbar sind.

    Familien sollen sich Pakete in Verteilzentren abholen

    Der nun von Israel initiierte Plan sieht vor, dass private Unternehmen - und nicht die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen, die seit Jahrzehnten palästinensische Hilfe abwickeln - Hilfsgüter in den Gazastreifen transportieren. Diese sollen an vier große Verteilungszentren im Süden und im Zentrum des Gazastreifens geliefert werden.
    Die Familien, die dort Hilfe erhalten wollen, sollen auf Verbindungen zu militanten Hamas-Kämpfern überprüft werden. Laut Stiftung müssen sich die Menschen die Hilfspakete von den Verteilzentren selbst abholen. Alle fünf Tage soll ein Paket an einen Vertreter einer jeden palästinensischen Familie ausgegeben werden.

    Mahnungen und neue israelische Angriffe

    Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen halten dies für zu gefährlich und wenig effektiv. Denn der Plan verlange von den Palästinensern, dass sie auf dem weiten Weg zu den Verteilungszentren durch gefährliche Kampfgebiete müssen. Für Alte und Kranke könnte der Weg unmöglich sein.
    Am Sonntag war der Leiter der Stiftung GHF zurückgetreten. Jake Wood, ein ehemaliger US-Soldat, hatte das damit begründet, dass die Organisation die Grundsätze von Menschlichkeit, Neutralität, Unparteilichkeit und Unabhängigkeit nicht einhalten könne.
    Israels Armee hatte zudem gestern eine Offensive angekündigt und die Bewohner der meisten Orte im südlichen Gazastreifen dazu aufgerufen, diese zu verlassen. 

    170 Lkw mit Hilfslieferungen in Gaza

    Israel hatte im März sämtliche Hilfslieferungen nach Gaza blockiert und kurz darauf auch die Waffenruhe mit der Hamas beendet. Damit sollte der Druck auf die Hamas erhöht werden, die letzten Geiseln freizulassen. An Israels Vorgehen in dem Küstengebiet, wo rund zwei Millionen Palästinenser leben, gibt es international massive Kritik. Seit einigen Tagen lässt Israel zwar wieder einige Hilfsgüter in das Kriegsgebiet, die jedoch nach UNO-Angaben längst nicht ausreichen.
    Nach Angaben der israelischen Armee fuhren am Montag 170 weitere Lastwagen mit internationalen Hilfsgütern nach strenger Kontrolle über den Übergang Kerem Schalom in das abgeriegelte Küstengebiet. Diese konnten nach UNO-Angaben aber nicht verteilt werden, weil Israel keine sicheren Durchfahrtkorridore bereitgestellt hat. Zudem seien täglich mindestens 500 bis 600 Lastwagenladungen nötig.
    Diese Nachricht wurde am 27.05.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.