
Seit dem 7. Oktober 2014 gibt es einen zentralen Ansprechpartner für das Europäische Forschungsnetz: die Géant Association. Géant ist der Zusammenschluss zweier Jahrzehnte lang nebeneinander her arbeitender wissenschaftsnaher Netzwerkorganisationen: Dante in Cambridge, England, und Terena in Amsterdam. Dante baute das erste europäische Hochgeschwindigkeitsnetz mit einem Rechenzentrum namens Géant, Terena vertrat die Interessen europäischer Wissenschaftler in Sachen Vernetzung. Dazu Christian Grimm, der deutsche Vorsitzende der Géant Association:
"Dante hat das erste Forschungs-Backbone in Europa gebaut, war dann auch schnell von der Europäischen Kommission co-finanziert worden. Daraus hat sich über die Jahre eine parallele Welt entwickelt: Terena ist als Interessensgemeinschaft geblieben, wo man miteinander geredet hat, und Dante als der Organisator und Betreiber des europäischen Forschungsnetzes Géant."
Dante hatte aus kapitalwirtschaftlichen Gründen Schwierigkeiten, die seit dem Zusammenbruch des Ostblocks ins Zentrum Europas vorstoßenden neuen Mitgliedsländer einzubinden. Terena als nicht-kommerzielle Vereinigung diente hier als Mittler. Auf Druck der EU-Kommission, zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen, wurde eine Expertengruppe "Géant 2020" gegründet. Auf einer Konferenz im isländischen Reykjavik 2012 entstand eine Machbarkeitsstudie, und wenig später stimmten alle Vertreter europäischer Forschungsnetze der Fusion von Terena und Dante zu.
Das Europäische Wissenschaftsnetz Géant hat Schnittstellen nach innen und außen. Die Schnittstellen zum deutschen Forschungsnetz befinden sich aus historischen Gründen in Frankfurt und Hamburg. Ins nicht-europäische Ausland führen zahlreiche Verbindungen aus den Mitgliedsländern heraus.
"Wie ist Géant, also das europäische Forschungsnetz, an die Netze weltweit angebunden? Bis letzten Jahres hatten wir 25 Zehn-Gigabit-Verbindungen in die USA. Die kann man jetzt durch 100-Gigabit-Verbindungen ersetzen. 100 Gigabit über eine einzelne Verbindung in die USA. Das sind traumhafte Datenraten, die uns für die nächsten Jahre völlig neue Szenarien ermöglichen werden."
Das Netz setzt fast ausschließlich auf Glasfaserverbindungen. Die meisten Verbindungen ins Ausland verlaufen durchs Meer, die große Verbindung nach Ostasien über Land. Innerhalb Europas ist die Verkabelung weit fortgeschritten.
"Wir haben keine eigenen Fasern. Es gibt einige Forschungsnetze wie das australische, die machen das tatsächlich selbst. Aber wir in Europa, mir ist nicht bekannt, dass ein Forschungsnetz hier wirklich eigene Glasfasern besitzt. Sie werden über langjährige Verträge von Carriern angemietet."
Die Finanzierung von Géant ist durch die Europäische Kommission für die nächsten sieben Jahre weitgehend gesichert. Das Netz wird mit 25 Millionen Euro pro Jahr unterstützt, die einzelnen Mitgliedsländer müssen denselben Betrag dazulegen.