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Geberkonferenz in London
Staatengemeinschaft sagt für Flüchtlingshilfe Milliarden zu

Auf der Geberkonferenz für Syrien in London haben 70 Regierungen mehr als neun Milliarden Euro zugesagt. Der neue UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sprach von einer der schwersten humanitären Krisen des 21. Jahrhunderts. Die Kinderrechtsaktivistin Malala Yousafzai betonte, wie wichtig Bildung für syrische Kinder sei. Am Ende der Konferenz zeigte sich der Co-Gastgeber David Cameron, britischer Premier, zufrieden.

Von Friedbert Meurer | 05.02.2016
    UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Emir von Katar, Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah un der britische Premierminister David Cameron auf der Syrien-Geberkonferenz in London.
    UN-Generalsekretär Ban Ki Moon, die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg, Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Emir von Katar, Scheich Sabah al-Ahmad al-Sabah un der britische Premierminister David Cameron auf der Syrien-Geberkonferenz in London. (AFP / Dan Kitwood)
    Das Ziel wurde erreicht, die Gelder von den 70 Regierungen zugesagt. Jetzt geht es um die Frage, ob die Zusagen anders als zuletzt auch eingehalten werden - und ob die hochgesteckten Pläne aufgehen. Die Welt will den Strom der Flüchtlinge aus Syrien stoppen, indem Geld vor allem in die Nachbarländer Syriens gepumpt wird.
    "Wir wollen erreichen," mahnt Bundeskanzlerin Angela Merkel, "dass nie wieder die Situation entsteht, dass die Lebensmittelrationen so stark gekürzt werden müssen für die Flüchtlinge. Und wir werden dann weitere 200 Millionen Euro einsetzen für Ausbildung."
    Deutschland sagt insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro zu bis 2018. Großbritannien, viel gescholten wegen seiner weitgehenden Weigerung, Flüchtlinge aufzunehmen, drei Milliarden bis 2020. Die USA steuern 800 Millionen bei. Die Golfstaaten zeigen mit der Ausnahme Kuwaits der Konferenz die kalte Schulter, ebenso wie Russland.
    Der neue UNO-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi sprach von einer der schwersten humanitären Krisen des 21. Jahrhunderts. Die Länder, die Flüchtlinge aufnähmen, trügen auch eine Verantwortung für sie.
    "Die Rechte der Flüchtlinge gelten überall, sie brauchen Schutz und Nahrung. Aber sie sollen auch die Möglichkeit bekommen, ihre Kinder zur Schule zu schicken und ihren Unterhalt selbst zu verdienen."
    Malala Yousafzai: "Schule und Bildung bauen Syrien wieder auf, nicht Waffen"
    Eine Million syrische Kinder sollen jetzt zusätzlich einen Platz in der Schule erhalten. Eindringlich appellierte Malala Yousafzai, pakistanische Kinderrechtsaktivistin und Friedensnobelpreisträgerin, wie wichtig Bildung für syrische Kinder sei.
    "Meine Mutter lehrte mich: Die Wahrheit vertreibt die Angst. 1,4 Milliarden Dollar für Syriens Kinder, das ist eine hohe Summe, die sich die Welt aber leisten kann. Eine ganze Generation dagegen zu verlieren, nicht. Schule und Bildung bauen Syrien wieder auf, nicht Waffen."
    Die Konferenz war auch der Tag der Nichtregierungs-Organisationen. Sie bieten sich an, vor Ort am effektivsten helfen zu können - auch damit das Geld nicht in die falschen Kanäle gelangt. Roubha Mhaissan leitet eine syrisch-libanesische Hilfsorganisation.
    "Bitte werft Hilfsgüter ab und keine Bomben. Die Menschen brauchen Schutz und keine Verhaftungen. Ihr Status in den Nachbarländern muss legalisiert werden. Wir brauchen einen Marshallplan für den gesamten Nahen Osten."
    Jordanien, der Libanon oder die Türkei sollen finanzielle Unterstützung erhalten, um den Flüchtlingen auf ihrem Territorium eine Perspektive zu bieten.
    "Der Krieg in Syrien dauert jetzt schon so lange wie der Zweite Weltkrieg"
    Der britische Premier David Cameron als Co-Gastgeber der Konferenz zeigte sich am Ende zufrieden. Seine Regierung steht bei Hilfsorganisationen in der Kritik, weil Großbritannien fast keine Flüchtlinge aufnimmt. Bei den Geldgebern rangiert London dagegen weit vorne.
    "Der Krieg in Syrien dauert jetzt schon so lange wie der Zweite Weltkrieg. Wenn ich an unsere Zusagen denke, dann müssen wir uns nicht nur vor unserer Bevölkerung, sondern auch vor unserer nächsten Generation verantworten, was wir unseren Kindern und Enkeln einmal sagen, wenn sie uns fragen: Was habt ihr getan im angesichts der syrischen Flüchtlingskrise?"