Wären Sie im Jahre 2004 gerne ein Embryo? Diese Frage mussten sich die rund 4000 Fortpflanzungsmediziner und Forscher im riesigen Festsaal des Konferenzzentrums in Philadelphia stellen lassen. Und das war schon die zweite große Vorlesung zum Thema Ethik. Tags zuvor hatte sich Leon Kaas die Ehre gegeben. Er sitzt dem President's Council, dem Nationalen Ethikrat des Landes vor und hatte den jüngsten Bericht seines Gremiums im Gepäck. Thema: Fortpflanzung und Verantwortung. Seine wichtigste Botschaft an die Ärzteschaft: In der Reproduktionsmedizin geht es nicht nur um die Wünsche und Probleme der Eltern, sondern auch um die Gesundheit und das Wohlergehen ihrer künftigen Kinder. Neue Technologien, wie etwa die Präimplantationsdiagnostik würden zu wenig geprüft, bevor sie breite Anwendung finden.
Ich denke es ist wichtig, und das sage ich als Konservativer in der Medizin: Wenn sie mit einem potentiellen menschlichen Wesen irgendetwas Neues anstellen, müssen Sie verdammt vorsichtig sein, dass sie dabei nichts vermasseln. Ich wäre sehr vorsichtig, wenn ich aus einem Organismus im 8-Zellstadium zwei Zellen zur Diagnose entnehme, dies als sicheres Verfahren zu bezeichnen, ohne gleichzeitig Langzeitstudien zu beginnen, die die Kinder, die daraus hervorgehen mindestens 10 Jahre verfolgen; Und zwar nicht nur um festzustellen, ob sie jeweils fünf Finger und Zehen an Hand und Fuß haben, sondern um zu sehen, ob diese Kinder sich entfalten. Dasselbe gilt übrigens für die ICSI Technik.
ICSI, das Injizieren bewegungsunfähiger Spermien in die menschliche Eizelle wurde vor gut zehn Jahren fast ohne Vorexperimente am Tier begonnen. Und erst jetzt demonstrieren wenige Studien eine zwar extrem seltene aber statistisch signifikante Häufung bestimmter Krankheitsbilder. Leon Kaas las den amerikanischen Fortpflanzungsmedizinern die Leviten, was ihren Umgang mit besonders experimentierfreudigen Verbandsmitgliedern angeht:
Wir haben die Berufsverbände aufgerufen, ihre Überwachung zu verbessern und auf die Einhaltung ihrer Richtlinien zu dringen. Die Amerikanische Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin könnte sich selbst doch als Verband von Praktikern begreifen, in dem Mitgliedschaft bedeutet, dass man sich den Richtlinien fügt, anstatt sich als Handelsvereinigung zu verstehen. So machen es auch das Kollegium der Amerikanischen Chirurgen und der Amerikanischen Mediziner. Wenn man Mitglied des Verbandes der Amerikanischen Fortpflanzungsmediziner wird, sollte man ein Gelöbnis ablegen, den Richtlinien zu folgen. So könnte der Verband für die Einhaltung des Standards mit Sorge tragen.
In den USA ist die Versuchung für die Fortpflanzungskliniken groß, ihre Kunden mit ausgefallenen Verfahren und hohen Erfolgsraten, die nicht selten zu Lasten der Kinder gehen, zu locken. Amerikanische Paare müssen die Kosten für ihre Behandlung komplett aus eigener Tasche bezahlen. Das sind im Schnitt 12 000 Dollar pro Behandlungszyklus. Sie wollen, dass sich die hohe finanzielle und emotionale Investition in Form eines Babys auszahlt und glauben daher gern den Versprechungen geschäftstüchtiger Ärzte, die Mehrlingsschwangerschaften ohne Skrupel in Kauf nehmen oder wenig erprobte Verfahren anbieten. Der Staat hält sich in den USA traditionell weitgehend aus den Geschäften seiner Bürger heraus und hat den Bereich daher gesetzlich kaum reguliert. Selbstregulierung ist daher, was der President's Council fordert und er stößt damit bei der Präsidentin der Amerikanischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin, Marian Damewood, auf, sagen wir, halb offene Ohren:
Wir geben praktische und ethische Richtlinien vor. Wir sind allerdings kein sanktionierender Verband, doch die meisten unserer Mitglieder halten sich an die Richtlinien.
Immerhin grenzt sich der Verband in diesem Jahr erstmals klar von solchen Forschern ab, die menschliche Babies per Klontechnik produzieren wollen. Noch in den vergangenen Jahren war Panos Zavos, dessen erklärtes Ziel das Babyklonen ist, mit seiner Firma auf der Ausstellungsfläche der Konferenz anzutreffen.
Es hat ein paar neue Entwicklungen in unserem Verband gegeben. Zum Beispiel gibt es jetzt auf dem Formular, auf dem die Vortragenden eine Zusammenfassung ihrer Präsentation einreichen, einen Vermerk: "Präsentationen, bei denen Techniken des Reproduktiven Klonens vorgestellt werden, werden nicht angenommen.". Wir versuchen also einige Dinge, die Herr Kaas auf einem ethisch sehr komplexen Gebiet empfiehlt, umzusetzen.
Damit sind die Fortpflanzungsmediziner allerdings immer noch sehr weit von dem entfernt, was der President's Council eigentlich möchte. Bei den jetzt wieder beginnenden UN-Verhandlungen zum Internationalen Klonverbot unterstützt er die Position der US-Regierung jede Form des Klonens, auch das zu Forschungszwecken weltweit zu untersagen, so der Vorsitzende des Rates und damit höchste ethische Autorität im Lande, Leon Kaas:
Für diese Unterstützung gibt es mehrere Gründe: Erstens glaube ich, dass der einzig wirkungsvolle Weg, das Klonen zu Fortpflanzungszwecken zu verhindern ist, das Klonen von Anfang an zu verbieten. Wenn man diese Entwicklung erlaubt, wird die Technik perfektioniert werden und es wir immer wahrscheinlicher dass jemand sie auch als Fortpflanzungstechnologie in der Klinik einsetzt. Außerdem denke ich, wir sollten sehr vorsichtig damit sein, drei wichtige moralische Grenzen zu überschreiten.
Mit diesen drei Grenzen meint Leon Kaas erstens die Erzeugung von menschlichem Leben nur zu Forschungszwecken, die Entwicklung einer Technik zur asexuellen Fortpflanzung und drittens zweifelt er die wissenschaftliche Notwendigkeit von Klonexperimenten an:
Der Nürnberger Kodex verlangt, dass Experimente am Menschen mit den moralisch am wenigsten verwerflichen Mitteln betrieben werden sollen, und ich denke, es gibt moralisch viel weniger verwerfliche Methoden all die Dinge herauszufinden und zu erreichen, zu denen die Leute das so genannte Therapeutische Klonen einsetzen möchten. Es gibt andere Möglichkeiten genetisch veränderte Stammzellen herzustellen als durch einen Klonschritt, es gibt andere Wege das Abstoßungsproblem von Stammzellgewebe zu lösen und man kann auch anders erforschen, wie Zellkerne neu programmiert werden. Das kann man auch mit nichtmenschlichen Primaten machen.
In der Amerikanischen Forschergemeinde, die Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin eingeschlossen, stößt der Ethikrat mit dieser Haltung allerdings auf große Widerstände. Da mehr und mehr Nationen, seien es nun Korea, China oder Großbritannien, Klonexperimente zu Forschungszwecken nicht nur erlauben, sondern auch durchführen, haben die US-Forscher Angst, ins Hintertreffen zu geraten. Gleichzeit ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die US-Regierung mit dem von Costa Rica eingebrachten Vorschlag zum weltweiten kompletten Klonverbot durchsetzen kann, weiter gesunken. Großbritannien etwa wird keine Kehrtwende in seiner Forschungspolitik unternehmen. Der kleinste gemeinsame Nenner, auf dem sich die Nationen auch bei den bisherigen UN-Verhandlungen getroffen haben, war die Ablehnung des Reproduktiven Klonens. Mit dieser Begründung hatte auch die Bundesregierung sich für den Konventionsentwurf Belgiens stark gemacht, nur diese Anwendung der Klontechnik zu bannen. Beharren die USA und andere Länder nun wiederum auf ihrer umfassenden Lösung, so steht zu erwarten, dass die Welt ohne diese erste Bioethische UN-Konvention bleiben wird.
Ich denke es ist wichtig, und das sage ich als Konservativer in der Medizin: Wenn sie mit einem potentiellen menschlichen Wesen irgendetwas Neues anstellen, müssen Sie verdammt vorsichtig sein, dass sie dabei nichts vermasseln. Ich wäre sehr vorsichtig, wenn ich aus einem Organismus im 8-Zellstadium zwei Zellen zur Diagnose entnehme, dies als sicheres Verfahren zu bezeichnen, ohne gleichzeitig Langzeitstudien zu beginnen, die die Kinder, die daraus hervorgehen mindestens 10 Jahre verfolgen; Und zwar nicht nur um festzustellen, ob sie jeweils fünf Finger und Zehen an Hand und Fuß haben, sondern um zu sehen, ob diese Kinder sich entfalten. Dasselbe gilt übrigens für die ICSI Technik.
ICSI, das Injizieren bewegungsunfähiger Spermien in die menschliche Eizelle wurde vor gut zehn Jahren fast ohne Vorexperimente am Tier begonnen. Und erst jetzt demonstrieren wenige Studien eine zwar extrem seltene aber statistisch signifikante Häufung bestimmter Krankheitsbilder. Leon Kaas las den amerikanischen Fortpflanzungsmedizinern die Leviten, was ihren Umgang mit besonders experimentierfreudigen Verbandsmitgliedern angeht:
Wir haben die Berufsverbände aufgerufen, ihre Überwachung zu verbessern und auf die Einhaltung ihrer Richtlinien zu dringen. Die Amerikanische Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin könnte sich selbst doch als Verband von Praktikern begreifen, in dem Mitgliedschaft bedeutet, dass man sich den Richtlinien fügt, anstatt sich als Handelsvereinigung zu verstehen. So machen es auch das Kollegium der Amerikanischen Chirurgen und der Amerikanischen Mediziner. Wenn man Mitglied des Verbandes der Amerikanischen Fortpflanzungsmediziner wird, sollte man ein Gelöbnis ablegen, den Richtlinien zu folgen. So könnte der Verband für die Einhaltung des Standards mit Sorge tragen.
In den USA ist die Versuchung für die Fortpflanzungskliniken groß, ihre Kunden mit ausgefallenen Verfahren und hohen Erfolgsraten, die nicht selten zu Lasten der Kinder gehen, zu locken. Amerikanische Paare müssen die Kosten für ihre Behandlung komplett aus eigener Tasche bezahlen. Das sind im Schnitt 12 000 Dollar pro Behandlungszyklus. Sie wollen, dass sich die hohe finanzielle und emotionale Investition in Form eines Babys auszahlt und glauben daher gern den Versprechungen geschäftstüchtiger Ärzte, die Mehrlingsschwangerschaften ohne Skrupel in Kauf nehmen oder wenig erprobte Verfahren anbieten. Der Staat hält sich in den USA traditionell weitgehend aus den Geschäften seiner Bürger heraus und hat den Bereich daher gesetzlich kaum reguliert. Selbstregulierung ist daher, was der President's Council fordert und er stößt damit bei der Präsidentin der Amerikanischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin, Marian Damewood, auf, sagen wir, halb offene Ohren:
Wir geben praktische und ethische Richtlinien vor. Wir sind allerdings kein sanktionierender Verband, doch die meisten unserer Mitglieder halten sich an die Richtlinien.
Immerhin grenzt sich der Verband in diesem Jahr erstmals klar von solchen Forschern ab, die menschliche Babies per Klontechnik produzieren wollen. Noch in den vergangenen Jahren war Panos Zavos, dessen erklärtes Ziel das Babyklonen ist, mit seiner Firma auf der Ausstellungsfläche der Konferenz anzutreffen.
Es hat ein paar neue Entwicklungen in unserem Verband gegeben. Zum Beispiel gibt es jetzt auf dem Formular, auf dem die Vortragenden eine Zusammenfassung ihrer Präsentation einreichen, einen Vermerk: "Präsentationen, bei denen Techniken des Reproduktiven Klonens vorgestellt werden, werden nicht angenommen.". Wir versuchen also einige Dinge, die Herr Kaas auf einem ethisch sehr komplexen Gebiet empfiehlt, umzusetzen.
Damit sind die Fortpflanzungsmediziner allerdings immer noch sehr weit von dem entfernt, was der President's Council eigentlich möchte. Bei den jetzt wieder beginnenden UN-Verhandlungen zum Internationalen Klonverbot unterstützt er die Position der US-Regierung jede Form des Klonens, auch das zu Forschungszwecken weltweit zu untersagen, so der Vorsitzende des Rates und damit höchste ethische Autorität im Lande, Leon Kaas:
Für diese Unterstützung gibt es mehrere Gründe: Erstens glaube ich, dass der einzig wirkungsvolle Weg, das Klonen zu Fortpflanzungszwecken zu verhindern ist, das Klonen von Anfang an zu verbieten. Wenn man diese Entwicklung erlaubt, wird die Technik perfektioniert werden und es wir immer wahrscheinlicher dass jemand sie auch als Fortpflanzungstechnologie in der Klinik einsetzt. Außerdem denke ich, wir sollten sehr vorsichtig damit sein, drei wichtige moralische Grenzen zu überschreiten.
Mit diesen drei Grenzen meint Leon Kaas erstens die Erzeugung von menschlichem Leben nur zu Forschungszwecken, die Entwicklung einer Technik zur asexuellen Fortpflanzung und drittens zweifelt er die wissenschaftliche Notwendigkeit von Klonexperimenten an:
Der Nürnberger Kodex verlangt, dass Experimente am Menschen mit den moralisch am wenigsten verwerflichen Mitteln betrieben werden sollen, und ich denke, es gibt moralisch viel weniger verwerfliche Methoden all die Dinge herauszufinden und zu erreichen, zu denen die Leute das so genannte Therapeutische Klonen einsetzen möchten. Es gibt andere Möglichkeiten genetisch veränderte Stammzellen herzustellen als durch einen Klonschritt, es gibt andere Wege das Abstoßungsproblem von Stammzellgewebe zu lösen und man kann auch anders erforschen, wie Zellkerne neu programmiert werden. Das kann man auch mit nichtmenschlichen Primaten machen.
In der Amerikanischen Forschergemeinde, die Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin eingeschlossen, stößt der Ethikrat mit dieser Haltung allerdings auf große Widerstände. Da mehr und mehr Nationen, seien es nun Korea, China oder Großbritannien, Klonexperimente zu Forschungszwecken nicht nur erlauben, sondern auch durchführen, haben die US-Forscher Angst, ins Hintertreffen zu geraten. Gleichzeit ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die US-Regierung mit dem von Costa Rica eingebrachten Vorschlag zum weltweiten kompletten Klonverbot durchsetzen kann, weiter gesunken. Großbritannien etwa wird keine Kehrtwende in seiner Forschungspolitik unternehmen. Der kleinste gemeinsame Nenner, auf dem sich die Nationen auch bei den bisherigen UN-Verhandlungen getroffen haben, war die Ablehnung des Reproduktiven Klonens. Mit dieser Begründung hatte auch die Bundesregierung sich für den Konventionsentwurf Belgiens stark gemacht, nur diese Anwendung der Klontechnik zu bannen. Beharren die USA und andere Länder nun wiederum auf ihrer umfassenden Lösung, so steht zu erwarten, dass die Welt ohne diese erste Bioethische UN-Konvention bleiben wird.