Armin Himmelrath: Eine knappe Milliarde Euro, so viel könnte an Geld zusammenkommen im Semester, wenn alle fast zwei Millionen Studierenden in Deutschland 500 Euro bezahlen müssten. So viel wird es natürlich nicht sein, es wird Ausfälle geben, aber eine Hochschule, die mit etwa 20.000 Gebührenzahlern rechnet, die kann pro Semester schon 10 Millionen zusätzlich ausgeben. Natürlich, bei so viel Geld gibt es auch viele Vorschläge, was damit gemacht werden kann.
Einen neuen Vorschlag hat jetzt der Deutsche Hochschulverband vorgestellt, er möchte nämlich aus den Studiengebühren neue Professuren finanzieren statt Tutoren und Lehrbeauftragte. Bernhard Kempen ist der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes. Herr Kempen, warum ausgerechnet Professuren, wenn es doch mit Tutoren eigentlich billigere und schnellere Möglichkeiten gäbe, die Kapazitäten in der Lehre zu erhöhen.
Bernhard Kempen: Tutoren und Lehrbeauftragte wachsen auch nicht auf den Bäumen, so leicht ist das nicht, den Personalbedarf, den wir erkennbar haben, jetzt zu befriedigen. Es ist aber auch mit Tutoren und Lehrbeauftragten alleine nicht getan. Ich finde, dass auch die Studenten von morgen einen Anspruch darauf haben, Wissenschaftler kennenzulernen in ihrer Universität, die in der Forschung aktiv sind und die deswegen ganz dicht dran sind an dem Lehrstoff, den sie den Studenten vermitteln wollen.
Himmelrath: Jetzt ist es ja so, dass Professoren an Universitäten in der Regel acht oder neun Semesterwochenstunden lesen, ein Tutor wird für weniger Geld deutlich mehr mitbringen an zeitlicher Kapazität. Wäre das nicht eine eigentlich bessere Variante für die derzeit so überfüllten Hochschulen?
Kempen: Das ist eine ökonomisch stromlinienförmige Variante, aber nicht unbedingt die beste Variante. Schauen Sie mal, in den Vereinigten Staaten von Amerika haben Professoren eine Lehrverpflichtung von fünf oder sechs Semesterwochenstunden, wir liegen in Deutschland mittlerweile bei neun. Und die Amerikaner sind hier ein gutes Vorbild. Sie machen nämlich deutlich, dass im Hörsaal nur dann exzellente Lehre möglich ist, wenn auch in der Forschung etwas geleistet wird. Das einfach auseinanderzudividieren und das Lehrdeputat weiter zu erhöhen, ist keine wirklich zielführende Lösung. Sie führt dazu, dass die Ausbildung qualitativ nachlassen wird und dass die Studenten dann nicht mehr das erleben, was sie erleben sollen, nämlich eine lebendige Forschung, die ihnen auf ihrem Lebensweg weiterhilft.
Himmelrath: Das heißt, für diese Qualität, von der Sie sprechen, können nur Professoren sorgen?
Kempen: Können nicht nur Professoren sorgen, aber vor allen Dingen Professoren sorgen. Wir haben jetzt eine Betreuungsrelation von 1:60 in Deutschland, das heißt, ein Professor betreut 60 Studierende. In den USA haben wir im Vergleich 1:10. Da müssen wir besser werden, wir müssen da etwas tun, das geht nicht ohne Professorenstellen.
Himmelrath: Wie könnte man nun, haben Sie da einen Vorschlag, das berechnen, dass eine Universität eine bestimmte Anzahl von Professoren bekommt, abhängig davon, was die Studierenden zahlen? Denn wenn die Studierenden wegbleiben, würde ja diese Stelle eigentlich auch nicht mehr finanziert.
Kempen: Das ist in der Tat eine nicht ganz einfache Rechenaufgabe, aber wir können schon in einzelnen Fällen sehr sichere Prognosen machen. Und verstehen Sie mich da nicht falsch, es geht jetzt nicht darum, dass alle Studiengebühren in Professorenstellen überführt werden, das wäre sicherlich der falsche Weg, aber in einigen Bereichen, in denen es besonders brennt, in denen wir nämlich eine Betreuungsrelation von 1:120 haben, das haben wir in einigen Fächern, da ist, glaube ich, so viel Not, dass wirklich es ohne zusätzliche Professorenstellen gar nicht gehen wird.
Himmelrath: Welche Fächer sind das?
Kempen: Das sind die bekannten Massenfächer, etwa in der Betriebswirtschaftslehre, aber auch in der Pharmazie, also die klassischen, mittlerweile ja schon traurigerweise klassischen harten Numerus-clausus-Fächer.
Himmelrath: Wenn man die Gesamtzahl der Professuren sieht, wie viele hätten Sie denn dann gerne aus den Studiengebühren in Deutschland?
Kempen: Wir haben seit 1995 etwa 1500 Professorenstellen eingebüßt. Die sind abgebaut worden, während übrigens die Studierendenzahl in der gleichen Zeit leicht angestiegen ist. Und mindestens diese 1500 Stellen müssen wir irgendwie wieder zurückbekommen.
Himmelrath: Gibt es politische Signale, dass das eventuell eine Chance hätte, dieser Vorschlag?
Kempen: Die politischen Signale müssten ja dann aus 16 Bundesländern kommen. Der Bund selbst hat ja keine Verantwortung mehr. Aber wir sind zuversichtlich, dass unser Vorschlag in den Bundesländern positiv aufgenommen werden wird.
Himmelrath: Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, zum Vorschlag, Studiengebühren zumindest zum Teil in neue Professuren umzuwandeln. Ich danke Ihnen herzlich, und wir haben dieses Gespräch aus terminlichen Gründen kurz vor der Sendung aufgezeichnet. Dankeschön.
Kempen: Gern geschehen.
Einen neuen Vorschlag hat jetzt der Deutsche Hochschulverband vorgestellt, er möchte nämlich aus den Studiengebühren neue Professuren finanzieren statt Tutoren und Lehrbeauftragte. Bernhard Kempen ist der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes. Herr Kempen, warum ausgerechnet Professuren, wenn es doch mit Tutoren eigentlich billigere und schnellere Möglichkeiten gäbe, die Kapazitäten in der Lehre zu erhöhen.
Bernhard Kempen: Tutoren und Lehrbeauftragte wachsen auch nicht auf den Bäumen, so leicht ist das nicht, den Personalbedarf, den wir erkennbar haben, jetzt zu befriedigen. Es ist aber auch mit Tutoren und Lehrbeauftragten alleine nicht getan. Ich finde, dass auch die Studenten von morgen einen Anspruch darauf haben, Wissenschaftler kennenzulernen in ihrer Universität, die in der Forschung aktiv sind und die deswegen ganz dicht dran sind an dem Lehrstoff, den sie den Studenten vermitteln wollen.
Himmelrath: Jetzt ist es ja so, dass Professoren an Universitäten in der Regel acht oder neun Semesterwochenstunden lesen, ein Tutor wird für weniger Geld deutlich mehr mitbringen an zeitlicher Kapazität. Wäre das nicht eine eigentlich bessere Variante für die derzeit so überfüllten Hochschulen?
Kempen: Das ist eine ökonomisch stromlinienförmige Variante, aber nicht unbedingt die beste Variante. Schauen Sie mal, in den Vereinigten Staaten von Amerika haben Professoren eine Lehrverpflichtung von fünf oder sechs Semesterwochenstunden, wir liegen in Deutschland mittlerweile bei neun. Und die Amerikaner sind hier ein gutes Vorbild. Sie machen nämlich deutlich, dass im Hörsaal nur dann exzellente Lehre möglich ist, wenn auch in der Forschung etwas geleistet wird. Das einfach auseinanderzudividieren und das Lehrdeputat weiter zu erhöhen, ist keine wirklich zielführende Lösung. Sie führt dazu, dass die Ausbildung qualitativ nachlassen wird und dass die Studenten dann nicht mehr das erleben, was sie erleben sollen, nämlich eine lebendige Forschung, die ihnen auf ihrem Lebensweg weiterhilft.
Himmelrath: Das heißt, für diese Qualität, von der Sie sprechen, können nur Professoren sorgen?
Kempen: Können nicht nur Professoren sorgen, aber vor allen Dingen Professoren sorgen. Wir haben jetzt eine Betreuungsrelation von 1:60 in Deutschland, das heißt, ein Professor betreut 60 Studierende. In den USA haben wir im Vergleich 1:10. Da müssen wir besser werden, wir müssen da etwas tun, das geht nicht ohne Professorenstellen.
Himmelrath: Wie könnte man nun, haben Sie da einen Vorschlag, das berechnen, dass eine Universität eine bestimmte Anzahl von Professoren bekommt, abhängig davon, was die Studierenden zahlen? Denn wenn die Studierenden wegbleiben, würde ja diese Stelle eigentlich auch nicht mehr finanziert.
Kempen: Das ist in der Tat eine nicht ganz einfache Rechenaufgabe, aber wir können schon in einzelnen Fällen sehr sichere Prognosen machen. Und verstehen Sie mich da nicht falsch, es geht jetzt nicht darum, dass alle Studiengebühren in Professorenstellen überführt werden, das wäre sicherlich der falsche Weg, aber in einigen Bereichen, in denen es besonders brennt, in denen wir nämlich eine Betreuungsrelation von 1:120 haben, das haben wir in einigen Fächern, da ist, glaube ich, so viel Not, dass wirklich es ohne zusätzliche Professorenstellen gar nicht gehen wird.
Himmelrath: Welche Fächer sind das?
Kempen: Das sind die bekannten Massenfächer, etwa in der Betriebswirtschaftslehre, aber auch in der Pharmazie, also die klassischen, mittlerweile ja schon traurigerweise klassischen harten Numerus-clausus-Fächer.
Himmelrath: Wenn man die Gesamtzahl der Professuren sieht, wie viele hätten Sie denn dann gerne aus den Studiengebühren in Deutschland?
Kempen: Wir haben seit 1995 etwa 1500 Professorenstellen eingebüßt. Die sind abgebaut worden, während übrigens die Studierendenzahl in der gleichen Zeit leicht angestiegen ist. Und mindestens diese 1500 Stellen müssen wir irgendwie wieder zurückbekommen.
Himmelrath: Gibt es politische Signale, dass das eventuell eine Chance hätte, dieser Vorschlag?
Kempen: Die politischen Signale müssten ja dann aus 16 Bundesländern kommen. Der Bund selbst hat ja keine Verantwortung mehr. Aber wir sind zuversichtlich, dass unser Vorschlag in den Bundesländern positiv aufgenommen werden wird.
Himmelrath: Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, zum Vorschlag, Studiengebühren zumindest zum Teil in neue Professuren umzuwandeln. Ich danke Ihnen herzlich, und wir haben dieses Gespräch aus terminlichen Gründen kurz vor der Sendung aufgezeichnet. Dankeschön.
Kempen: Gern geschehen.