Dass die Theater-Bearbeitung von Ulrich Khuon und Martin Walser selbst stammt, bürgt noch nicht für Stimmigkeit. Walser wird schnell aufgefallen sein, dass das Schwebende, die vielen misanthropischen Reflexionen, Nebenbei-Beobachtungen, Zwischentöne seiner Novelle sich nicht aufs Theater übertragen lassen, sondern dass hier solide Dialogarbeit gefragt ist. Charakteristischerweise fehlen in der Theaterfassung die beiden Zentralpunkte der Erzählung, das vorsichtige Einfangen des fliehenden Pferds durch den Naturburschen Klaus Buch und die Segelpartie der beiden Männer im Sturm, die mit Mordversuch und Schiffbruch endet.
Dafür gibt es sublimen Ehestreit und Jugenderinnerungen zuhauf, und wenngleich die Dialoge schwer auf Pointe geschrieben sind, könnte einen das gut durch den Abend tragen - wenn die Inszenierung denn behutsam vorginge. Der Regisseur Frank Voigtmann hat aber ganz anderes im Sinn: schon in der ersten Szene muss Helmut Halms alternde Gattin Sabine, offenbar schwer erotisiert vom durchtrainierten Männerkörper des -auch das noch: Öko-Journalisten - Klaus Buch, andauernd ihr Röckchen heben und herausfordernd tänzeln; da bleibt gar keine Zeit, das Wiedererwachen sexueller Begierden langsam aufzubauen - man fällt gleich mit der Tür ins Haus. Die Figur ist von Beginn an angefixt vom Begehren, während ihr Studienrats-Gatte Helmut im blassgrünen Pullover stoisch in der Ecke hockt. Und das Macho-Großmaul Klaus, der bei den anderen die Häufigkeit ehelichen Geschlechtsverkehrs ausforscht, nimmt die erste halbe Stunde lang nicht einmal die Sonnenbrille ab. So weit, so übersichtlich, so harmlos.
Fairerweise muss man zugeben, dass auch Walsers Novelle höchst schematisch konstruiert ist: hier der sympathische Menschenfeind Halm, der seine Mittelmäßigkeit virtuos verteidigt; dort der braungebrannte, aufgeplusterte Erfolgsmensch Buch, ein "Anbeter seiner selbst", der nur Mineralwasser trinkt, während der andere Wein säuft. Natürlich wird auch der angebliche Lebenskünstler sich am Ende als Versager herausstellen - aber die Aufführung mit der nötigen Subtilität dorthin zu steuern, die Abgründe zweier durch Gewohnheit zerrütteter Ehen sichtbar zu machen, das schafft der Regisseur nicht. Er bescheidet sich mit den trivialen, absurden, abstrusen Seiten zweier konkurrierender Paare.
Obgleich der Spielort, die ehemalige Kapuzinerkirche, in ihrer Gruftigkeit dem Lebensgefühl des Helmut Halm doch sehr entsprechen müsste, macht es das Bühnenbild den Akteuren zusätzlich schwer: Markus Karner hat, wahrscheinlich mit seinem Zeigefinger, unzählige kleine Indianerfiguren in die Spielfläche gestellt. Alternde Wohlstandsbürger wollen hier also noch mal wild sein und Indianer spielen, müssen aber um diese Pappkameraden ständig herumtanzen oder sie aus dem Weg kicken. Das nervt. Die Regie treibt die Distanzlosigkeiten und Obszönitäten des Klaus Buch dann allerdings zu einem schmerzenden Höhepunkt: als der seine junge, in Hot-Pants hochhackig daherstaksende Gattin zwingt, den in sich zusammengesunkenen Zweifler Helmut Halm zu küssen und mit einer Fußreflexzonen-Massage zu bedienen - eine Art sanfte Vergewaltigung - bleibt die Aufführung quasi stehen. In dieser Demütigung der Hauptfigur sind dann alle anderen in einer seltsamen Koalition vereint. Das ist kein großes Theater, aber immerhin ein Moment unerträglicher Peinlichkeit.
Naturgemäß hat der Intellektuelle, der Studienrat Halm es am leichtesten, sich gegen die Geschwätzkultur der anderen abzugrenzen. Jürgen Bierfreund lässt die Figur einfach in sich zusammensinken - und macht damit die meisten Punkte. Die anderen haben wenig Geheimnisvolles. Draußen, hinter alten Bäumen, schimmert der Bodensee, die Luft ist lau, hinter Blumenrabatten wandeln Feriengäste. Als Sommertheater mag diese Aufführung angehen: sie ist immerhin unterhaltsam und amüsant. Legt man etwas strengere Maßstäbe an, so bleibt nur ein mäßiges Trivialdrama. Eine theatralische Fußreflexzonen-Massage.
Dafür gibt es sublimen Ehestreit und Jugenderinnerungen zuhauf, und wenngleich die Dialoge schwer auf Pointe geschrieben sind, könnte einen das gut durch den Abend tragen - wenn die Inszenierung denn behutsam vorginge. Der Regisseur Frank Voigtmann hat aber ganz anderes im Sinn: schon in der ersten Szene muss Helmut Halms alternde Gattin Sabine, offenbar schwer erotisiert vom durchtrainierten Männerkörper des -auch das noch: Öko-Journalisten - Klaus Buch, andauernd ihr Röckchen heben und herausfordernd tänzeln; da bleibt gar keine Zeit, das Wiedererwachen sexueller Begierden langsam aufzubauen - man fällt gleich mit der Tür ins Haus. Die Figur ist von Beginn an angefixt vom Begehren, während ihr Studienrats-Gatte Helmut im blassgrünen Pullover stoisch in der Ecke hockt. Und das Macho-Großmaul Klaus, der bei den anderen die Häufigkeit ehelichen Geschlechtsverkehrs ausforscht, nimmt die erste halbe Stunde lang nicht einmal die Sonnenbrille ab. So weit, so übersichtlich, so harmlos.
Fairerweise muss man zugeben, dass auch Walsers Novelle höchst schematisch konstruiert ist: hier der sympathische Menschenfeind Halm, der seine Mittelmäßigkeit virtuos verteidigt; dort der braungebrannte, aufgeplusterte Erfolgsmensch Buch, ein "Anbeter seiner selbst", der nur Mineralwasser trinkt, während der andere Wein säuft. Natürlich wird auch der angebliche Lebenskünstler sich am Ende als Versager herausstellen - aber die Aufführung mit der nötigen Subtilität dorthin zu steuern, die Abgründe zweier durch Gewohnheit zerrütteter Ehen sichtbar zu machen, das schafft der Regisseur nicht. Er bescheidet sich mit den trivialen, absurden, abstrusen Seiten zweier konkurrierender Paare.
Obgleich der Spielort, die ehemalige Kapuzinerkirche, in ihrer Gruftigkeit dem Lebensgefühl des Helmut Halm doch sehr entsprechen müsste, macht es das Bühnenbild den Akteuren zusätzlich schwer: Markus Karner hat, wahrscheinlich mit seinem Zeigefinger, unzählige kleine Indianerfiguren in die Spielfläche gestellt. Alternde Wohlstandsbürger wollen hier also noch mal wild sein und Indianer spielen, müssen aber um diese Pappkameraden ständig herumtanzen oder sie aus dem Weg kicken. Das nervt. Die Regie treibt die Distanzlosigkeiten und Obszönitäten des Klaus Buch dann allerdings zu einem schmerzenden Höhepunkt: als der seine junge, in Hot-Pants hochhackig daherstaksende Gattin zwingt, den in sich zusammengesunkenen Zweifler Helmut Halm zu küssen und mit einer Fußreflexzonen-Massage zu bedienen - eine Art sanfte Vergewaltigung - bleibt die Aufführung quasi stehen. In dieser Demütigung der Hauptfigur sind dann alle anderen in einer seltsamen Koalition vereint. Das ist kein großes Theater, aber immerhin ein Moment unerträglicher Peinlichkeit.
Naturgemäß hat der Intellektuelle, der Studienrat Halm es am leichtesten, sich gegen die Geschwätzkultur der anderen abzugrenzen. Jürgen Bierfreund lässt die Figur einfach in sich zusammensinken - und macht damit die meisten Punkte. Die anderen haben wenig Geheimnisvolles. Draußen, hinter alten Bäumen, schimmert der Bodensee, die Luft ist lau, hinter Blumenrabatten wandeln Feriengäste. Als Sommertheater mag diese Aufführung angehen: sie ist immerhin unterhaltsam und amüsant. Legt man etwas strengere Maßstäbe an, so bleibt nur ein mäßiges Trivialdrama. Eine theatralische Fußreflexzonen-Massage.