Berlin
Gedenkort für polnische NS-Opfer enthüllt

In Berlin ist ein Gedenkort für die Opfer des deutschen Angriffskrieges und der nationalsozialistischen Besatzungsherrschaft in Polen errichtet worden. Später soll an der gleichen Stelle ein dauerhaftes Denkmal entstehen.

    Eine Frau legt während der Übergabe eines temporären Denkmals zur Erinnerung an die polnischen Opfer des Zweiten Weltkriegs und der deutschen Gewaltherrschaft in Berlin eine Blume ab.
    Temporäres Denkmal für polnische Opfer des Zweiten Weltkriegs (Sebastian Christoph Gollnow/dpa)
    In der Nähe des Bundeskanzleramts wurde ein 30 Tonnen schwerer Findling aus Mecklenburg-Vorpommern enthüllt, der an die Verbrechen zwischen 1939 und 1945 in Polen erinnern soll. Kulturstaatsminister Weimer bezeichnete den Stein als "Zeichen gegen das Verdrängen, das Vergessen und das Verstummen der Opfer". Es solle kein Schlussstein sein, sondern ein Zeichen für den Weg der Aufarbeitung.

    Maas: "Lange auf diesen Tag gewartet"

    Der Präsident des Deutschen Polen-Instituts, Maas, sagte: "Auf diesen Tag haben wir lange gewartet. Wir haben jetzt einen ungewöhnlichen, aber notwendigen Gedenkort im Herzen Berlins." Ungewöhnlich deshalb, weil der Gedenkstein nur vorübergehend dort stehen soll, bis ein dauerhaftes Denkmal und ein Deutsch-Polnisches Haus errichtet werden.
    Notwendig sei das Mahnmal, da "wir Deutsche uns noch viel zu unbewusst über das Leid in Polen sind", betonte Maas. Er hob hervor, die Initiative für den Gedenkort stamme aus der Zivilgesellschaft. Von 2017 an hatte eine Gruppe um die frühere Bundestagspräsidentin Süssmuth (CDU), den ehemaligen Bundestagspräsidenten Thierse (SPD) und den früheren Direktor des Deutschen Polen-Instituts, Bingen, das Projekt vorangetrieben. Den Anstoß gegeben hatte der ehemalige polnische Außenminister und KZ-Überlebende Wladyslaw Bartoszewski.
    Für Berlins Regierenden Bürgermeister Wegner (CDU) schließt der Ort eine Lücke in der Gedenkkultur: "Für die Vergangenheit, aber auch gerade für die Zukunft sind die Verbindungen zu Polen sehr wichtig."

    Noch kein konkreter Zeitplan

    Einen konkreten Zeitplan für ein dauerhaftes Denkmal und ein Deutsch-Polnisches Haus gibt es allerdings noch nicht. Über die Finanzierung des Vorhabens, für das ein hoher zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt wird, soll der Bundestag entscheiden. Der Gedenkort liegt auf dem Gelände der ehemaligen Kroll-Oper, in der Adolf Hitler am 1. September 1939 den Überfall auf Polen und damit den Beginn des Zweiten Weltkriegs verkündete.
    Es sei wichtig, ein solches Zeichen zu setzen, sagte der Direktor des Deutschen Polen-Institus, Loew, der Katholischen Nachrichten-Agentur. "Auch wenn das erst einmal nur ein temporärer Gedenkort ist, so ist der von ihm ausgehende Impuls doch von enormer Bedeutung."
    Diese Nachricht wurde am 16.06.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.