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Gefährliche Urlaubs-Mitbringsel

Viele Souvenirs sind mit Vorsicht zu genießen, sagt der TÜV Rheinland. Seine Experten hatten sich erneut in Europa auf Einkaufstour begeben und anschließend die Produkte getestet. Die Ergebnisse sind zum Teil alarmierend - auch bei den 60 gekauften Sonnenbrillen.

Von Bamdad Esmaili | 26.07.2012
    Die Tester haben in den vergangenen Wochen in beliebten Urlaubsregionen in Deutschland, Italien, den Niederlanden und Spanien direkt am Strand, in Souvenir- oder Billigläden Spielzeuge, Sonnenbrillen und Fußball-Shirts erworben. Die Freizeitartikel zwischen 99 Cent bis 20 Euro sind auch Sachen, die üblicherweise viele Urlauber und Familien mit Kindern kaufen, sagt Werner Weiskirchen vom TÜV-Rheinland. Anschließend wurden diese Produkte in Testlaboratorien von TÜV Rheinland in Köln und Nürnberg genauer unter die Lupe genommen. Das Ergebnis der Tester: alles andere als zufriedenstellend, vor allem bei den Spielzeugen, so Weiskirchen.

    "Konkret haben wir bei Spielsachen ca. 40 Prozent der getesteten Spielsachen gefunden, die mechanische Schwächen haben, aber auch chemische Schwächen haben. Das heißt, hier sind Augen von Plüschtieren herausgefallen, die verschluckbare Kleinteile werden. Wir haben in verschiedenen Spielsachen chemische Sachen gefunden, die so nicht vorhanden sein dürfen und zu guter Letzt waren auch manche elektrisch betriebenen Spielsachen unsicher."

    Ein singendes Huhn steht auf dem Prüftisch des Kölner TÜV-Labors. Hier soll die Entflammbarkeit getestet werden:

    "Bei unserem singenden Huhn gehen wir mit einer zwei Zentimeter Flamme für drei Sekunden an das Fell des Tierchens heran und dann darf dieses Fell nicht schlagartig abbrennen. Das heißt also, wenn ein Kind beim Spielen mal mit dem Spielzeug an eine Kerze kommt, dann steht dieses Spielzeug im nächsten Moment in Flammen. Das darf laut europäischer Richtlinie für Spielsachen so nicht sein."

    Ein anderes Beispiel: eine Spielzeugpistole, die Werner Weiskirchen in der Hand hält. Auch hier ist die Qualität des Produktes alarmierend.

    "Wenn wir hier diesen Mechanismus auslösen, dann ist er so gestaltet, dass ein Kind mit seinen kleinen Fingern hier in diesen Mechanismus kommen kann und sich dann auch wirklich verletzen kann….au…jetzt hat´s mich erwischt!"

    Bei dem großen Souvenir-Test entsprachen 52 der 134 gekauften Artikel nicht den Mindestanforderungen der Europäischen Union. Sie dürfen deshalb so eigentlich innerhalb der EU nicht verkauft werden. Das Bundesministerium für Verbraucherschutz sagte auf Nachfrage des Deutschlandfunk,, dass solche Qualitätskontrollen und Einfuhrbestimmungen von der EU zwar vorgeschrieben sind, für die Qualitätsüberwachung jedoch die Länder und somit die Gewerbeaufsichtsämter der Kommunen zuständig seien.

    "Wir haben diese Tests mittlerweile das dritte Mal durchgeführt und es hat sich bei den Ergebnissen nicht sehr viel verbessert. Wir haben diese Ergebnisse in die Länder natürlich kommuniziert, und das auch nach Brüssel kommuniziert. Weil: Wenn wir hier von fast jedem zweiten Produkt sprechen, das im Spielzeugwesen an den Stränden so nicht verkauft werden darf, dann ist das eindeutig zu viel."

    Auch bei den 60 gekauften Sonnenbrillen waren die Test-Ergebnisse teilweise erschreckend. Entweder boten sie keinen 100 prozentigen UV-Schutz oder die Qualität der Gläser war schlecht oder sie waren zu dunkel. Lediglich bei gekauften Fußball-Trikots waren die Tester einigermaßen zufrieden. Auch wenn sie qualitativ schlecht verarbeitet waren.

    Grundsätzlich rät Werner Weiskirchen zu mehr Achtsamkeit beim Souvenirkauf:

    "Auf jedem Spielzeug muss ein CE-Zeichen angebracht sein. Und die Adresse des Herstellers bzw. der Firma, die dieses Produkt in den Verkehr bringt."

    Allerdings ist das CE-Zeichen ein Prüfzeichen, das die Hersteller selber anbringen. Damit versprechen die Hersteller lediglich, dass sie die erforderlichen Normen erfüllen. Mehr Sicherheit bietet das "GS-Zeichen", das für geprüfte Sicherheit steht.