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Gefährlicher Lifestyle

Ethanol-Kamine, bieten das Kaminflair auch ohne Schornsteinanschluss. Sie werden mit Alkohol, Ethanol oder Bio-Ethanol, befeuert. Doch die Ethanol-Kamine sind seit einigen Tagen im Gerede: Die Stiftung Warentest warnt vor ihnen, die Hersteller geben dagegen Entwarnung.

Von Daniela Siebert |
    Licht, Wärme und Behaglichkeit - das sind die üblichen Assoziationen mit einem Kamin im Wohnzimmer. Das leisten auch sogenannte Ethanolkamine, die statt mit Holz mit dem hochprozentigen Alkohol Ethanol befeuert werden. Alles andere als behaglich ist aber Christiane Böttcher-Tiedemann von der Stiftung Warentest beim Gedanken an solche Kamine.

    "Bio-Ethanol ist ein sehr konzentrierter Alkohol, wie Brennspiritus, er wird auch als Brandbeschleuniger eingesetzt, auf keinen Fall unterschätzen: dieser Brennstoff ist leicht entzündlich, schnell brennbar und höchst gefährlich in Wohnzimmern."

    Die Projektleiterin für Haushalt und Garten bei der Stiftung Warentest sieht deshalb auch eine erhöhte Brand- und Verpuffungsgefahr durch Ethanol-Kamine.

    "Ethanol ist ja leicht entzündlich und er verdampft etwa zehn mal so schnell wie Wasser, d.h. wenn sich ein Luft-Wasser-Gemisch bildet und das an heiße Oberflächen oder an eine Zündquelle – manchmal reicht auch schon ein elektrischer Funke – kommt, dann kann es dort zu sehr schweren Verpuffungen bis hin zu Explosionen kommen."

    Während sie solche Risiken für unterschätzt hält, sieht das Horst Koch das völlig anders. Er ist Geschäftsführer der Firma Eurolux in Lengerich und hat nach eigenen Angaben rund 50.000 Ethanolkamine europaweit verkauft ohne dass es dadurch zu Bränden oder ähnlichen Problemen gekommen sei. Verpuffungen könne es nur bei unsachgemäßem Gebrauch geben sagt er:

    "Dass Leute zum Beispiel brennende Behälter nachfüllen – wie es ja auch beim Grillen manchmal zu Unglücken gekommen ist, dass ein Kamin drei Stunden gebrannt hat, der ist also noch sehr heiß, das sind ja ein paar Hundert Grad, und dann auf das Metall Brennstoff geschüttet wird, aber das ist auch entgegen der Anleitung!"

    Nach Erlöschen des Feuers 15 Minuten warten, bis das Metall handwarm abgekühlt ist, reichen aus Sicht von Horst Koch aus, um beim Nachfüllen kein Risiko einzugehen. Umstritten sind die Ethanol-Kamine auch wegen der Gase, die bei der Verbrennung entstehen. Der TÜV Rheinland warnte kürzlich, man solle sie nicht in geschlossenen Räumen betreiben, weil beim Verbrennen von Ethanol das giftige Gas Kohlenmonoxid entstehen könne. Das ist Unsinn sagt Horst Koch, eine Vergiftungsgefahr durch Kohlenmonoxid gebe es nicht:

    "Nein die gibt es nicht. Wenn man einen Raum hätte von fünf Quadratmetern – da stellt man normalerweise keinen Kamin rein – dann müsste man lüften. Aber ab 20 Quadratmetern, dann genügt eigentlich, wird die Tür geöffnet, um die Küche zu gehen, in den Keller etc. und die Undichtigkeiten von Türen und Fenstern tun ein Übriges."

    Sicher ist: die Kohlendioxid-Konzentration in der Raumluft steigt durch den Brennvorgang an. Dagegen hilft Lüften sagt Christiane Böttcher-Tiedemann von der Stiftung Warentest.

    "Achtung, wenn Zug ist, dann kann die Flamme überschlagen, aber man muss auf jeden Fall darauf achten, dass man genügend Frischluft zuführt."

    Deshalb sei es auch irreführend, wenn manche Hersteller von Ethanol-Kaminen diese zum Heizen anpreisen so die Produkt-Testerin. Denn die erzeugte Wärme gehe durch das notwendige Lüften verloren. Horst Koch sieht seine Ethanolkamine aber durchaus auch als Wärmequelle:

    "Grundsätzlich kann ein Ethanolkamin schon von der Wärmeleistung keine Zentralheizung ersetzen. Aber die Behauptung, der Lüftungsbedarf sei so groß, dass er nicht wärmt, ist unhaltbar."

    Voraussichtlich Anfang nächsten Jahres wird eine DIN-Norm zur Sicherheit von Ethanol-Kaminen veröffentlicht. Bis dahin können sich Verbraucher nur an der TÜV-Zertifizierung mancher Kamine orientieren und die Tipps der Stiftung Warentest beherzigen:

    "Bevor man sich einen solchen Kamin in seine Wohnung holt würde ich fünfmal überlegen und das Risiko sehr genau abwägen, wenn eine hohe Brandlast im Zimmer ist, das heißt schnell brennbare Stoffe, viele Personen, viel Besuch, dann würde ich dringend abraten davon, falls Sie dennoch sich dazu entschließen sollten: kaufen Sie im Fachhandel, lassen Sie sich beraten und verlangen Sie den Nachweis, dass das Produkt zertifiziert ist und lassen Sie sich den Prüfbericht geben."