Februar 2003: Ein junges Mädchen stirbt in Hongkong an einer unbekannten Erkrankung der Atemwege. Auch ihr Vater und ihr Bruder kommen ins Krankenhaus. Der Vater stirbt.
März 2003: In den Niederlanden stirbt ein Tierarzt.
Diese wenigen Todesfälle versetzten die Weltgesundheitsorganisation in den Alarmzustand. Experten sehen eine Katastrophe nahen, gegen die Sars ein Klacks ist. Das Mädchen in Hongkong, ihr Vater und der Arzt in den Niederlanden - alle drei starben an der Vogelgrippe. Robert Webster vom St. Judes Kinderkrankenhaus in Memphis fürchtet die Vogelgrippe wie keine andere Seuche:
Sie klopft an unsere Tür. Wir haben im vergangenen Jahr verschiedene Varianten der Grippe in Hongkong gesehen. Und es gibt noch mehr solche Virusvarianten in den Körpern von Vögeln. Das ultimative Reservoir dieser Grippeviren sind die Wasservögel dieser Welt. Wir haben in den letzten drei bis vier Jahren schon genug Hinweise bekommen, um hochgradig alarmiert zu sein. Das einzige, was zwischen uns und der Katastrophe steht, ist die Tatsache, dass das Virus bislang nicht gelernt hat vom Mensch zu Mensch überzuspringen. 1970 und 2003 tötete die Vogelgrippe nur Menschen, die das Virus von Tieren und nicht von anderen Menschen bekommen hatten. Das ist der einzige Schritt, der noch fehlt.
Eine weltweite Grippeepidemie ist nach Ansicht von Robert Webster früher oder später unvermeidlich. Auf einer Telefonkonferenz für die Presse und in der Fachzeitschrift Science fordert er Maßnahmen, um auf den Notfall vorbereitet zu sein. Dabei könnten auch die modernsten Methoden der Gentechnik zum Einsatz kommen. Die sogenannte reverse Genetik, beispielsweise. Webster:
Mit der reversen Genetik lässt sich jedes beliebige Grippevirus als Impfstoff herstellen. Ein Grippevirus besteht aus acht Gensegmenten. Zur Herstellung eines Impfstoffs nimmt man sechs Segmente aus einem bekannten Stamm von Impfviren. Hinzu kommen dann noch zwei Gensegmente mit Oberflächeneiweißen aus dem Virus, gegen das man impfen möchte. Mit der reversen Genetik lässt sich so ein Impfstoff gezielt herstellen. Mit den herkömmlichen Verfahren entsteht ein geeignetes Impfvirus nur zufällig. Das ist ein langwieriger Prozess. Der große Vorteil der reversen Genetik besteht darin, dass wir einen neuen Grippeimpfstoff sehr viel schneller herstellen können.
Bislang ist jedoch noch kein durch reverse Genetik hergestellter Impfstoff an Menschen getestet worden. Im Falle einer weltweiten Grippeepidemie hätten die Experten wenigstens einen Vorteil: Sie kennen ihren Feind inzwischen ganz gut: Die H5-Variante des Grippevirus kursiert bereits seit 1997 unter Menschen und tötet sechs von 18 Infizierten. Aber auch die Varianten H1, H2, und H3 haben in den 50er und 60er Jahren Epidemien ausgelöst. Niemand unter 30 ist noch immun gegen diese Viren, die im Körper von Vögeln immer noch vorkommen. Und im Vergleich zu SARS ist schon die normale Wintergrippe viel ansteckender. In einer gewöhnlichen Grippesaison sind bis zu 10 % der Menschen in Deutschland infiziert - auch wenn nicht alle erkranken. Nicht auszudenken, wenn sich plötzlich ein viel gefährlicheres Grippevirus genauso schnell ausbreiten würde. Webster:
Alle Staaten weltweit halten andere Dinge für wichtiger. Denken wir nur an das, was SARS in Hongkong und China angerichtet hat. Eine weltweite Grippeepidemie wäre viel schlimmer. Ohne Lagervorräte an antiviralen Medikamenten wären wir hilflos. Nachschub lässt sich nämlich so ohne weiteres nicht herstellen. Von den grundlegenden Chemikalien bis zur Produktion neuer antiviraler Medikamente würden 18 Monate vergehen. Dabei sind diese Wirkstoffe sehr stabil. Sie lassen sich problemlos über einen langen Zeitraum lagern. Wir müssen auf eine solche Katastrophe vorbereitet sein. Solche Grippeviren könnten auch von Terroristen eingesetzt werden. Sie wären eine fürchterliche Waffe. Nur, wenn wir genügend Vorräte an Medikamenten haben, können wir auf eine solche Katastrophe reagieren. Die Verantwortlichen müssen endlich diese Entscheidung treffen.
Aber bislang war noch kein Land bereit die Milliarden zu investieren, die nötig sind, um ausreichende Vorräte an antiviralen Medikamenten anzulegen.
März 2003: In den Niederlanden stirbt ein Tierarzt.
Diese wenigen Todesfälle versetzten die Weltgesundheitsorganisation in den Alarmzustand. Experten sehen eine Katastrophe nahen, gegen die Sars ein Klacks ist. Das Mädchen in Hongkong, ihr Vater und der Arzt in den Niederlanden - alle drei starben an der Vogelgrippe. Robert Webster vom St. Judes Kinderkrankenhaus in Memphis fürchtet die Vogelgrippe wie keine andere Seuche:
Sie klopft an unsere Tür. Wir haben im vergangenen Jahr verschiedene Varianten der Grippe in Hongkong gesehen. Und es gibt noch mehr solche Virusvarianten in den Körpern von Vögeln. Das ultimative Reservoir dieser Grippeviren sind die Wasservögel dieser Welt. Wir haben in den letzten drei bis vier Jahren schon genug Hinweise bekommen, um hochgradig alarmiert zu sein. Das einzige, was zwischen uns und der Katastrophe steht, ist die Tatsache, dass das Virus bislang nicht gelernt hat vom Mensch zu Mensch überzuspringen. 1970 und 2003 tötete die Vogelgrippe nur Menschen, die das Virus von Tieren und nicht von anderen Menschen bekommen hatten. Das ist der einzige Schritt, der noch fehlt.
Eine weltweite Grippeepidemie ist nach Ansicht von Robert Webster früher oder später unvermeidlich. Auf einer Telefonkonferenz für die Presse und in der Fachzeitschrift Science fordert er Maßnahmen, um auf den Notfall vorbereitet zu sein. Dabei könnten auch die modernsten Methoden der Gentechnik zum Einsatz kommen. Die sogenannte reverse Genetik, beispielsweise. Webster:
Mit der reversen Genetik lässt sich jedes beliebige Grippevirus als Impfstoff herstellen. Ein Grippevirus besteht aus acht Gensegmenten. Zur Herstellung eines Impfstoffs nimmt man sechs Segmente aus einem bekannten Stamm von Impfviren. Hinzu kommen dann noch zwei Gensegmente mit Oberflächeneiweißen aus dem Virus, gegen das man impfen möchte. Mit der reversen Genetik lässt sich so ein Impfstoff gezielt herstellen. Mit den herkömmlichen Verfahren entsteht ein geeignetes Impfvirus nur zufällig. Das ist ein langwieriger Prozess. Der große Vorteil der reversen Genetik besteht darin, dass wir einen neuen Grippeimpfstoff sehr viel schneller herstellen können.
Bislang ist jedoch noch kein durch reverse Genetik hergestellter Impfstoff an Menschen getestet worden. Im Falle einer weltweiten Grippeepidemie hätten die Experten wenigstens einen Vorteil: Sie kennen ihren Feind inzwischen ganz gut: Die H5-Variante des Grippevirus kursiert bereits seit 1997 unter Menschen und tötet sechs von 18 Infizierten. Aber auch die Varianten H1, H2, und H3 haben in den 50er und 60er Jahren Epidemien ausgelöst. Niemand unter 30 ist noch immun gegen diese Viren, die im Körper von Vögeln immer noch vorkommen. Und im Vergleich zu SARS ist schon die normale Wintergrippe viel ansteckender. In einer gewöhnlichen Grippesaison sind bis zu 10 % der Menschen in Deutschland infiziert - auch wenn nicht alle erkranken. Nicht auszudenken, wenn sich plötzlich ein viel gefährlicheres Grippevirus genauso schnell ausbreiten würde. Webster:
Alle Staaten weltweit halten andere Dinge für wichtiger. Denken wir nur an das, was SARS in Hongkong und China angerichtet hat. Eine weltweite Grippeepidemie wäre viel schlimmer. Ohne Lagervorräte an antiviralen Medikamenten wären wir hilflos. Nachschub lässt sich nämlich so ohne weiteres nicht herstellen. Von den grundlegenden Chemikalien bis zur Produktion neuer antiviraler Medikamente würden 18 Monate vergehen. Dabei sind diese Wirkstoffe sehr stabil. Sie lassen sich problemlos über einen langen Zeitraum lagern. Wir müssen auf eine solche Katastrophe vorbereitet sein. Solche Grippeviren könnten auch von Terroristen eingesetzt werden. Sie wären eine fürchterliche Waffe. Nur, wenn wir genügend Vorräte an Medikamenten haben, können wir auf eine solche Katastrophe reagieren. Die Verantwortlichen müssen endlich diese Entscheidung treffen.
Aber bislang war noch kein Land bereit die Milliarden zu investieren, die nötig sind, um ausreichende Vorräte an antiviralen Medikamenten anzulegen.